Machtlos
Bindung zu arbeiten.“
Abrexar hob abwehrend die Hände. „Schon gut, schon gut! Ich habe ja verstanden.“ Er tippte sich nachdenklich an der Stirn und Victoria konnte Bilder von Drachen in Menschengestalt und Festkleidung in seinem Geist erkennen, als er sagte: „Wenn wir den einen oder anderen Drachen zu eurer Hochzeit einladen, könnten wir sicher so manchen Besuchstermin für die nächsten Wochen streichen.“
Er sah unschuldig von Jaromir zu Victoria.
Die stöhnte innerlich: „Dein Mentor hat vor, unsere Hochzeit für seine Zwecke zu nutzen und ein politisches Event daraus zu machen.“
Ihr Gefährte sah sie ruhig an. „Es ist doch schon jetzt ein politisches Ereignis – egal, was wir tun oder lassen. Aber mir ist es lieber, Abrexar hat seine Finger dazwischen als irgendeine Goldene. Abrexar meint es wenigstens gut mit uns.“
Victoria schloss die Augen und stellte sich eine intime Trauung vor – nur mit Jaromir, ihren Eltern und den gemeinsamen Freunden. Als sie die Augen wieder öffnete, seufzte sie, denn so eine Trauung war durch die vorgeschriebenen Rahmenbedingungen von vornherein ausgeschlossen.
Also sagte sie: „Na gut, Abrexar. Mach du eine Gästeliste und Jaromir und ich machen auch eine, dann sehen wir weiter… und ich bin schon gespannt wie viele – oder besser wie wenige – wir zusammenbekommen. Bis dreihundert müssen wir dann ja sowieso auffüllen.“
Sie sprachen noch eine Weile über die Organisation des Festes und Abrexar gab ihnen Hinweise, was sie bedenken und worauf sie achten sollten. Schließlich bat er sie: „Bevor ihr beiden etwas wirklich festmacht, lasst mich bitte noch mal drüber schauen. Ich möchte, dass wir die Hochzeit dazu nutzen, euch als Gefährten in der Gesellschaft der Drachen entsprechend zu platzieren. Da können schon winzige Details entscheidend sein.“
Jaromir und Victoria nickten zustimmend, doch sie hatte ein blödes Gefühl dabei. Der Zauber vom letzten Sonntag war verflogen und sie spürte, dass viele Entscheidungen für das Fest aus politischen Beweggründen getroffen werden würden. Sie konnte nicht einfach nach Lust und Laune entscheiden. Die Vorgaben des Großen Rates zwängten sie in ein Korsett.
Jaromir drückte ihre Hand und sah sie aufmunternd an. „Hey Kleines, ganz so schlimm wird es nicht werden. Heute Abend kommen Kerstin und J, das wird dann sicher ganz anders. Wir werden unsere Freiräume bekommen, das verspreche ich dir!“
Schließlich hatten sie alles besprochen und Abrexar lehnte sich mit einem vollen Becher Kaffee entspannt zurück. Victoria erkannte, dass er aufbrechen musste, sobald er seinen Becher geleert hatte. Der alte Schwarze dachte bereits an die nächsten Themen, um die er sich kümmern würde und Victoria sah kämpfende, rote Drachen in seinem Geiste.
Die Bilder drangen über die Geistesverbindung auch zu Jaromir durch und so fragte er: „Und? Gibt es schon einen Favoriten bei den Kämpfen der Roten?“
Abrexar schüttelte den Kopf. „Nein, den gibt es noch nicht. Tatsächlich laufen die Dinge nicht so, wie ich es erwartet hätte.“
Jaromir zog fragend eine Augenbraue hoch und der alte Schwarze erklärte: „Grimmarr kämpft ebenfalls um die Königswürde.“
Jaromir war verdutzt. „Moment – meinst du Grimmarr, den Adjutanten des verstorbenen Königs?“
Abrexar nickte.
Victoria fragte: „Was ist denn daran so ungewöhnlich? Ich dachte, jeder rote Drache kann da mitmachen.“
Abrexar nickte abermals. „Grundsätzlich stimmt das, Victoria. Allerdings ist es so, dass die Adjutanten in der Regel eher schwächere Krieger sind. Ihre Talente liegen viel mehr im Bereich der Politik, der Strategie und der Diplomatie – wenn es so etwas wie Diplomatie denn überhaupt bei den Roten gibt. Grimmarr ist da keine Ausnahme. Ich verstehe selbst noch nicht, wie er es schaffen konnte, die ersten beiden Runden der Vorkämpfe zu überstehen. Er hat zwei beeindruckende Gegner aus dem Rennen geworfen.“
Dann schüttelte er noch immer verwundert den Kopf. „Wie dem auch sei. Tylarr ist ebenfalls noch im Rennen und reißt außerhalb der Kämpfe mächtig sein großes Maul auf. Er hat eine kleine Schar von Getreuen um sich versammelt. Allerdings wächst die Menge seiner Feinde auch von Tag zu Tag. Der Gute hat überhaupt kein politisches Gespür und seine Anhänger sind alles Außenseiter ohne eigene Verbindungen. Er übersteht vielleicht noch die nächsten ein bis zwei Wochen, aber dann wird er sich verausgabt
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