Machtlos
sie!“
Jaromir verzog nachdenklich sein Gesicht. „War das mit uns auch so extrem? Ich kann mich gar nicht richtig erinnern.“
Victoria grübelte eine Runde, dann sagte sie: „Ich weiß nicht recht. Hab‘ gestern auch schon darüber nachgedacht. Die zwei kennen sich jetzt neun Wochen und sind so gar nicht vorangekommen. Kerstin hat einen Freund und Lenir war durch seine Aufgabe als Eskorte bis vor kurzem anderweitig gebunden. … Bei uns war das ganz anders. Als wir uns neun Wochen kannten, waren wir schon fünf Wochen zusammen. Ich weiß noch, dass ich in dieser Zeit zu nichts mehr zu gebrauchen war, wenn ich nicht bei dir war.“
Sie schwieg eine Weile und fragte dann: „Kann man davor weglaufen? Ich meine, was passiert mit Drache und Mensch, wenn sie Gefährten werden könnten, aber sich dagegen entscheiden?“
Bei diesem Gedanken zuckte Jaromir betroffen zusammen. Dann antwortete er vorsichtig: „Ich weiß es nicht. Eigentlich müssten wir Hoggi fragen…“
„… aber dann können wir es auch gleich Abrexar erzählen“ , ergänzte Victoria.
Sie überlegten gemeinsam, wie sie Lenir und Kerstin helfen könnten, kamen aber zu keinem Schluss.
Dann klopfte es und ein gut aufgelegter Abrexar betrat den Raum. „Na, ihr zwei! Wie geht es euch?“
Albert folgte dem alten Schwarzen und brachte ein sauberes Gedeck sowie frische Brötchen.
Nach dem ersten Brötchen und einem Becher Kaffee kam Abrexar zur Sache: „Ich war fleißig in der letzten Woche und habe einiges wegen der Hochzeit für euch in Erfahrung bringen können.“
Victoria sah ihn angespannt an und Jaromir drückte beruhigend ihre Hand.
Der alte Schwarze lächelte. „Meine Quellen haben mir berichtet, dass Jalina tatsächlich überlegt hat, euch enge Vorgaben für das Fest zu machen.“
Victoria versteifte sich, aber Abrexar sah sie beschwichtigend an. „Die Gute hat zurzeit jedoch keine Ahnung, wie eine Hochzeit heutzutage in unserer Gesellschaft auszusehen hat. Und sie hat all ihre Kapazitäten für humanoide Informationsbeschaffung in der Hintergrundrecherche über euch und Victorias Familie gebunden.“
Victoria riss empört die Augen auf, aber Abrexar sprach schon weiter: „Neben diversen anderen Intrigen will sie auch noch bei den Kämpfen um die Königswürde der Roten mitmischen und ihr unangenehme Anwärter eliminieren.
Außerdem hat Lexia selbstverständlich über deine Reaktion berichtet. Wie sich herausstellte, war dein Ausbruch, liebe Victoria, perfekt: Jalina hat den Eindruck, dass sie euch ärgern konnte. Ihr ist die Ausgestaltung des Festes nun nicht mehr so wichtig. Ihre Informanten haben sie zu dem Schluss kommen lassen, dass es schlimmer für euch ist, wenn ihr selbst alles entscheiden müsst.“
Dann sah er sie prüfend an. „Lenir berichtete mir, dass ihr euch mit dem Heiraten arrangiert habt?“
Victoria nickte und zeigte ihm lächelnd ihren Ring. „Jaromir hat mir einen Antrag gemacht. Wir sind jetzt verlobt. Und das mit dem Heiraten ist auch nie das Problem gewesen, schließlich sind wir Gefährten und damit enger miteinander verbunden als wir es jemals durch eine Ehe sein könnten. Aber dieses Riesenfest schlägt mir noch immer auf den Magen. Gibt es weitere Vorschriften?“
Abrexar grinste. „Um sicherzustellen, dass die Goldenen nicht zu einem späteren Zeitpunkt mit irgendwelchen Forderungen auf uns zukommen, bin ich der Vorsitzenden des Großen Rates ganz bewusst mit meinen Fragen auf die Nerven gegangen. Sie hatte eigentlich gar keine Zeit für mich, aber ich bestand auf eine Audienz, da die Hochzeit ja noch in diesem Jahr stattfinden soll.“
Victoria sah die Erinnerung an dieses Gespräch in Abrexars Kopf aufsteigen. Jalina wirkte gut gelaunt und ehrlich interessiert, doch Abrexar kannte die goldene Königin so gut, dass er wusste, dass sie den schwarzen Berater lieber jetzt als gleich loswerden wollte.
Und der erklärte Victoria nun: „Sie hat mich für Fragen an eine Adeptin verwiesen und dreimal dürft ihr raten, wen es getroffen hat.“
Jaromir grinste. „Na, das war doch sicher Lexia!“
Abrexar nickte. „Ganz genau. Und die Arme ist darauf nicht vorbereitet worden und war hoffnungslos überfordert. Sie hat mir bis auf Weiteres die Entscheidungsbefugnis übertragen. Selbstverständlich mit dem Hinweis, dass die Hochzeit standesgemäß sein muss. Das Fest sollte dem Zeitgeist entsprechen und eines Gefährtenpaares würdig sein. Sie haben noch nicht einmal festgeschrieben, dass die
Weitere Kostenlose Bücher