Machtlos
Freunde in Jaromirs Nähe. „Ähhh, da gäbe es nur ein Problem: Die Menschen werden sich in der Anwesenheit von so vielen Drachen reichlich unwohl fühlen. Hochzeit hin oder her: das wird eine Trauerfeier.“
Abrexar nickte. „Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Allerdings bin ich mir sicher, dass es die Problematik auch schon in früheren Zeiten gab, schließlich hatten Menschen und Drachen jede Menge Berührungspunkte. Ich bin in einem Archiv auf einen interessanten Hinweis gestoßen, aus dem ich schließe, dass es einen Emotionszauber gibt, der die Furcht der Menschen in Glück und Zufriedenheit umwandelt. Das funktioniert dann etwas anders als der Distanzierungszauber, der alle Gefühle verschwinden lässt. Die Grünen sind in diesem Bereich Spezialisten, aber sicher weiß Hoggi auch etwas darüber. Ich werde mich darum kümmern.“
Jaromir grinste. „Und schon wieder etwas abgehakt.“
Victoria lächelte ebenfalls. Dann überreichte sie Abrexar einen Briefumschlag und fragte: „Was hältst du denn von unseren Einladungen?“
Der alte Schwarze öffnete den Umschlag und klappte die Einladungskarte auseinander. Das Papier des Umschlags und der Karte war schneeweiß und so matt, dass es sich fast samtig anfühlte. Das Familienwappen der Custos Portaes war vorn auf die Karte geprägt. Für die Innenseite hatten die Gefährten eine klare, gerade Schrift in mattem Schwarz gewählt und sich beim Text auf das Wesentliche konzentriert. Bei genauerem Hinsehen fiel auf, dass innen statt des Wappens die folgenden Worte eingeprägt waren: «Wir sind eins – jetzt und für immer».
Abrexar faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie sorgsam in den Umschlag zurück. Er lächelte, als er die Verlobten anblickte. „Eure Einladung gefällt mir ausgesprochen gut. Schlicht – da merkt man, dass ihr zwei euch der Mathematik verschrieben habt. Schlicht und sehr, sehr edel. Gefällt mir!“
Jaromir grinste und zwinkerte Victoria zu. „Und schon haben wir noch einen Punkt abgehakt.“
Auch Abrexar musste grinsen. Doch dann wurde er wieder ernst und fragte: „Hast du dich schon für einen Trauzeugen entschieden?“
Jaromir nickte und sein Grinsen wurde noch breiter. „Ja, das habe ich. Würdest du uns die Ehre erweisen und unsere Verbindung bezeugen?“
Sein Mentor war ernsthaft überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass Lenir für die Feier erneut sein Aussehen wechseln würde und so seinem besten Freund an diesem Tag zur Seite stehen konnte.
Victoria schüttelte den Kopf. „Das war auch unser Wunsch, aber unser lieber Lenir ist zurzeit nicht ganz er selbst, wie du ja schon bemerkt hast. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass er lieber als Lennard Langlo kommen möchte und sich unters Jungvolk mischt…“
„Hmmmm, da könntest du sogar recht haben, Victoria. Er hat den Prozess fürs Festlegen seiner Menschengestalt schon immer gehasst“, entgegnete Abrexar. Dann blickte er seinen ehemaligen Schüler ernst an. „Deine Frage ehrt mich sehr, Jaromir, und gern wäre ich dein Trauzeuge. Allerdings musst du wissen, dass ich an diesem Tag die Möglichkeit haben werde, viele wichtige Gespräche zu führen und so manches in die Wege zu leiten. Ein Trauzeuge jedoch gehört an die Seite des Brautpaares… Wenn es ohnehin nicht Lenir sein kann, dann solltest du noch über einen ganz anderen Vorschlag nachdenken.“
Victoria sah in seinen Gedanken, wer ihm vorschwebte und sog fassungslos Luft ein.
Jaromir erkannte die Person über die Geistesverbindung, beugte sich aufgebracht vor und rief entsetzt: „Lexia? Wirklich, Lexia?! Das kann doch nicht dein Ernst sein, Abrexar! Ich habe Victoria versprochen, dass wir die Hochzeit nach unseren Vorstellungen gestalten, soweit es uns möglich ist. Wir sind schon eingeschränkt genug! Da kann ich mir doch keine Goldene an die Seite holen, die im Rat alles brühwarm berichtet und uns wohl möglich noch Vorschriften machen will.“
Victoria berührte besänftigend seinen Arm. Sie hatte Abrexars Argumente gesehen. „Jaro, lass deinen Mentor bitte ausreden. So falsch sind seine Gedanken gar nicht.“
Ihr Gefährte sah sie verwundert an und blickte dann misstrauisch zu Abrexar.
Der nickte Victoria dankbar zu und sagte leise: „Die Goldenen werden ihre Spione ohnehin an allen Ecken haben. Euer Umfeld leuchten sie schon seit Wochen aus. Vielleicht wäre es gar nicht so dumm, ihnen sozusagen «freien Zugang» zu gewähren. Dann
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