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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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was Sie sich bislang unter dem Aufgabengebiet vorgestellt haben .« Erneute Pause, in der Glock einen weiteren Schluck des mittlerweile lauwarmen Kaffees nahm und dann den Finanzvorstand fragend ansah in der Hoffnung, weitere Details zu hören. Er wusste und hatte ein Gesetz dazu formuliert: Wer Antworten wollte, musste warten können, nicht fragen. Doch Nagelschneider stellte seine Tasse ohne jeglichen Laut auf die Untertasse und stand auf.
    »Ich hoffe, Ihnen ist in unserem kurzen Gespräch klar geworden, dass die von Ihnen angestrebte Position nur wenig mit den klassischen Aufgaben der Unternehmensstrategie, wie Geschäftsplanung und Marktuntersuchungen, zu schaffen hat. Dafür gibt es natürlich auch Leute – so wie Sie heute. Die für das Unternehmen jedoch wirklich lebenswichtigen Aufgaben, nennen wir sie einmal ›Innere und Äußere Sicherheit‹, wären künftig Ihre eigentliche Zuständigkeit. Wir haben ein paar spezielle und hochwirksame Abteilungen für diese Aufgaben in der Hinterhand, die vollkommen im Verborgenen operieren und dem Leiter der Unternehmensstrategie direkt unterstehen .« Erneute Pause. Dann: »Noch interessiert ?«
    Auch Glock war mittlerweile aufgestanden und antwortete gefasst: »Ich denke schon, allerdings ist mir noch nicht ganz klar, was das genau bedeuten würde …«
    Nagelschneider unterbrach ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung: »Auch ich hatte diese Position einst inne und habe die Katze im Sack kaufen müssen, ohne Genaueres zu wissen. Ich denke, mit ein wenig Fantasie können Sie sich ungefähr ein Bild machen, was hinter dieser Verantwortung steckt …« Anton nickte, um nicht als fantasielos dazustehen.
    »Entscheiden Sie sich bis nächsten Montag, da will ich Sie um Punkt acht Uhr morgens in meinem Büro sehen. Näheres nach Zusage. Und eins noch: Ich weiß, dass Sie etwas für diese Firma bewegen wollen und versichere Ihnen, es gibt keine Position, aus der heraus man mit mehr Macht und Einfluss agieren könnte. Und … «, hier deutete er auf die Mappe auf dem Glastisch, in der auch die Vertraulichkeitserklärung lag, »leider müssen Sie die Sache mit sich selbst ausmachen, Ihre Frau kann Ihnen diesmal nicht als Sparringspartner dienen. Obwohl das die Meinung Ihrer Frau über die dunklen Machenschaften der Konzerne wohl eher bestätigen würde, oder! ?« Er lachte kurz, drückte Glock die Hand, und abrupt war der Termin beendet. Die letzte Bemerkung ließ Glock noch im Fahrstuhl einen Schauer den Rücken herunterlaufen, als ihm die Bedeutung klar wurde: Man hatte ihn und sein gesamtes Umfeld genau durchleuchtet, bevor man ihn für die Position in Betracht gezogen hatte. Und hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass mit der Sache nicht zu spaßen war.

     
    Die Regentropfen prasselten heftig auf den Schirm und Glock kehrte wieder um. Der Gang in der frischen Luft und das Rekapitulieren des Nagelschneider-Termins, des Gespräches auf der Polizeiwache und des Krankenhausbesuches hatten geholfen. Er hatte eine Entscheidung getroffen: Barbara würde er zunächst weder in den Inhalt seines Gespräches mit Nagelschneider, noch in seine Erkenntnisse vom Polizeirevier einweihen. Er freute sich auf eine heiße Tasse Tee und ein Glas Single Malt. Er würde die Überlegungen drinnen fortführen. Eines seiner besonders oft zur Anwendung kommenden Gesetze empfahl: Es gibt kein Problem, das nicht mit einem guten Schluck Whisky oder einer Tasse starken Tees lösbar wäre. Welche Wirkung mussten dann erst beide Wundermittel auf einmal entfalten?
    Kurz nach Mitternacht verließ Anton das eheliche Bett des Glock’schen Schlafzimmers. Barbara schlief bereits fest, er hingegen hatte sich nur unruhig hin- und her gewälzt. Glock ging in den Nachbarraum, ihr Bürozimmer, und setzte sich im Morgenmantel in den Drehsessel. Aus der untersten Schublade zog er eine Flasche Whisky und nahm einen tiefen Schluck. Routinemäßig schaltete er sein Handy ein und hörte die elektronische Mailbox ab. Eine neue Nachricht.
    »Kroupa hier, ich grüße Sie, Herr Glock. Lassen Sie mich Ihnen meine Wertschätzung für Sie und Ihre exzellente Arbeit ausdrücken. Das mag gestern wohl nicht ganz so rübergekommen sein, ich versichere Ihnen jedoch, dass ich große Stücke auf Sie halte !« Pause. Rauschen. »Ich würde Ihnen gerne einen Job anbieten, der genau das Richtige für Sie wäre und Ihnen die Möglichkeit gäbe, etwas näher an das, sagen wir, tatsächliche Geschäft heranzurücken. Kommen Sie als

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