MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
»Du wirst nicht lange genug leben, um diese Armbrust - oder irgendeine andere Waffe - noch mal zu gebrauchen, wenn du nicht auf der Stelle hier verschwindest.«
»Duncan, bitte«, bestürmte ihn Linnet. »Du bist von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Blut...«
Mit einem finsteren Sti rn runzeln in seinem blutbesudelten Gesicht stürzte Duncan plötzlich vor, packte Linnet am Arm und zog sie aus dem Weg, als zwei Küchenjungen mit einem großen Kessel brodelnd heißen Fetts vorüberhasteten. »Ihr verdammten Narren«, rief er ihnen nach. »Passt gefälligst auf, wohin ihr geht!«
Er hielt Linnet fest an sich gepresst, sein Griff hatte trotz seiner Verwundungen nichts von seiner Kraft verloren, und hielt sie in sicherer Entfernung, als zwei seiner Männer den Küchenjungen den Kessel abnahmen, ihn mit vereinten Kräften auf die Mauer hievten und seinen Inhalt über ihren Feinden ausleerten.
Schreie zerrissen die Nacht, als das brodelnd heiße Fett auf die Köpfe der Unglücklichen herniederging, die sich zufällig gerade in seinem Zielbereich befanden. Duncan nickte den Männern, die den Kessel ausgeleert hatten, grimmig zu und lockerte dann seinen Griff um Linnets Arm.
»Bring sie zurück, wo du sie hergeholt hast«, sagte er scharf zu Marmaduke und schubste sie dem Engländer buchstäblich in die Arme. »Und komm ja nicht auf die Idee, dich meiner Anweisung zu widersetzen«, schloss er und hinkte dann auf eine kleine Gruppe Männer zu, die in einen Schwertkampf mit zwei von Kenne th s Kumpanen vertieft waren, denen es gelungen war, die Mauer zu erklimmen. Noch im Gehen zog er schon sein Schwert.
»Kommt, Mylady«, sagte Sir Marmaduke und legte einen Arm um ihre Schulter. »Erlaubt mir, Euch sicher wieder hinunterzubegleiten. Ich hätte wissen sollen, dass es nichts nützen würde, Euch hierher zu bringen.«
Linnet zögerte. Am anderen Ende des Wehrgangs kämpfte Duncan mit einem Mann, der wild mit einer Streitaxt um sich schlug. Und Duncans Bewegungen waren langsam, behindert durch seine Verwundungen.
Dennoch kämpfte er verbissen weiter.
Trotz der brennenden Pfeile, die wie ein Hagelschauer über ihnen hemiedergingen und eine Wolke beißenden Rauchs zurückließen, bevor sie in einem Funkenregen auf den Steinboden des Wehrgangs fielen. Pagen liefen aufgeregt herum, deren einzige Aufgabe es war, die Flammen mit den Füßen auszutreten.
Aber der mächtige Schwarze Hirsch von Kintail kämpfte unverdrossen weiter - genau wie seine Wachen Linnet schon vorausgesagt hatten.
»Kommt, Mylady«, forderte Sir Marmaduke sie wieder auf und versuchte, sie zur Tür zu ziehen. »Es ist zu gefährlich für Euch hier oben.«
»Nein. Ich gehe nicht«, widersprach Linnet, sich im eisernen Griff des Sassenach versteifend, und versuchte mit aller Kraft, sich von ihm zu befreien.
Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, als sie ihren Mann die wüsten Axthiebe seines Angreifers abwehren sah. Wäre er unverletzt gewesen, hätte er seinen Feind mit seinem Schwert durchbohrt und seine Leiche über die Mauer geworfen, bevor der Mann seine Axt auch nur gehoben hätte.
Aber er war nicht unverletzt.
Und er wurde von Minute zu Minute schwächer, das konnte Linnet sehen. Wenn nicht bald etwas geschah, würde er nicht mehr lange durchhalten.
Er darf nicht sterben.
Sie hatte geschworen, es zu verhindern, und falls die Heiligen es für richtig erachteten, würde sie sogar sterben, um ihr Versprechen einzuhalten.
Aber wenn Gott ihnen gnädig war, würde keiner von ihnen beiden sterben.
Ein brennender Pfeil pfiff vorbei und traf zischend in der Nähe ihres Rocksaums auf, und Sir Marmaduke lockerte für einen Moment lang seinen Griff um sie, um den noch glühenden Schaft rasch auszutreten. Linnet nutzte den Moment, um sich von ihm loszureißen und zur Mauer zu laufen.
Bevor einer der Männer sie daran hindern konnte, ergriff sie Duncans vergessene Armbrust, brachte die sperrige Waffe in Stellung und richtete sie durch eine der Öffnungen in den Zinnen auf die Angreifer am Fuß der Burg.
»Kenneth MacKenzie«, schrie sie den Männern unten zu, »ich fordere Euch auf, Euch mir zu zeigen!«
»Lasst das, Mylady, sonst werden sie Euch töten.« Sir Marmaduke schlang von hinten die Arme um sie und begann sie von der Mauer wegzuziehen.
Linnet ließ die Armbrust fallen, griff nach einem der Steinquader und klammerte sich daran fest, während Pfeile durch die Öffnungen neben ihnen und über ihre Köpfe
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