MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
verletzten Oberschenkel bohrte. »Willst du beenden, was Kenneth und seine Bande begonnen, aber nicht geschafft haben?«
»Deine Frau versucht nur, dir zu helfen, mein Freund«, tadelte ihn Sir Marmaduke. Der englische Flegel lehnte an einem nahen Tisch, die Arme selbstgefällig vor der Brust verschränkt.
Duncan blickte ihn finster an, aber er hob nur seinen Zinnkrug zu einem spöttischen Toast und nahm dann ruhig einen tüchtigen Schluck Bier daraus.
»Hättest du auf uns gehört, als wir dich baten, von den Zinnen zu verschwinden, hättest du jetzt erheblich weniger Wunden, die versorgt werden müssen.«
»Denkst du?« Duncans Ärger wuchs. Der hässliche Schurke von seinem Schwager hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen.
»Ich brauche es nicht zu denken. Ich weiß, dass es so ist.«
»Gibt es eigentlich irgendwas, was du nicht wei...«, fauchte Duncan und unterbrach sich jäh, als Linnets Klinge sich noch tiefer in sein zerrissenes Fleisch bohrte.
Sir Marmaduke zuckte mit den Schultern und trank einen weiteren Schluck Bier.
»Haltet still, Mylord«, murmelte Elspeth beruhigend und reinigte mit einem kühlen, feuchten Leintuch eine Platzwunde an Duncans Schläfe.
»Wenn du den Wein getrunken hättest, den wir dir vergeblich einzuflößen versucht haben«, meldete sich Fergus vorwurfsvoll vom anderen Ende des Tischs, »wären die Schmerzen jetzt leichter zu ertragen, Junge.«
»Ich habe keine Schmerzen«, knurrte Duncan mit einem wütenden Blick den langen, schmalen Tisch hinunter.
»Ach ja?«, versetzte der alte Seneschall, völlig ungerührt von Duncans wildem Blick.
Dann packte er noch fester Duncans Knöchel. »Wenn das stimmt, warum brauchen wir dann sechs unserer stämmigsten Männer, um dich hier festzuhalten?«
Duncan öffnete schon den Mund zu einer passenden Antwort, schloss ihn aber wieder und zuckte zusammen, als die Spitze von Linnets Dolch ganz unerwartet über seinen Oberschenkelknochen scharrte.
»Seid ihr verrückt geworden?«, brüllte er, sich aufbäumend, um den unerbittlichen Händen seiner Männer zu entkommen. »Lachlan«, rief er, »bring mir jetzt sofort den Wein!«
Der Knappe eilte an seine Seite, einen großen irdenen Krug in seinen Händen. »Gib Elspeth den Wein«, befahl Linnet dem Knappen, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. »Und dann halt seinen Kopf hoch, damit sie ihm beim Trinken helfen kann.«
Darauf sah Lachlan ihn an und runzelte besorgt die Stirn.
»Tu, was sie sagt«, zischte Duncan zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Sofort gab der Knappe den Krug weiter.
Einen Moment darauf floss der starke, einschläfernde Wein durch seine Kehle. Erst als er den gesamten Krug geleert hatte, ließ Elspeth seinen Kopf vorsichtig wieder auf das Kissen sinken.
»Ich hätte gern noch mehr«, sagte Duncan und stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
Aber nicht, ohne Fergus vorher mit einem finsteren Blick bedacht zu haben, damit er ja nicht auf die Idee kam, eine weitere seiner spitzen Bemerkungen loszulassen.
Er war schließlich der Gutsherr hier, und er würde so viel Wein trinken, wie er wollte.
So viel er brauchte, um den Schmerz zu dämpfen.
Einige Stunden später, schien es, und nur die heiligen Apostel wussten, nach wie vielen Krügen Wein, erwachte Duncan wieder. Durch einen Nebel von Schmerz blickte er auf zu seiner Frau.
Sie stand über ihn gebeugt und betrachtete ihn, und ihm gefiel der besorgte Ausdruck, der ihre bernsteinfarbenen Augen trübte, gar nicht. Und auch nicht die scharfen Linien, die Anspannung und Erschöpfung in ihr reizendes Gesicht gegraben hatten.
Aber vor allem gefiel ihm nicht, wie sie ihn ansah.
Es bedeutete nichts Gutes.
Für ihn.
»Hast du immer noch nicht genug davon, mit deiner verdammten Klinge in meinem Bein herumzustoche rn ? Wie lange willst du mich noch so hier liegen lassen, splitternackt und eingepackt in Leintücher wie ein aufgebahrter Leichnam ?«, erkundigte er sich griesgrämig, aber insgeheim schockiert über den krächzenden, gebrochenen Tonfall seiner Stimme.
Statt zu antworten, warf Linnet seinem Schwager einen besorgten Blick zu. Dieser besserwisserische Flegel stand neben ihr und starrte ihn genauso eigenartig an wie sie.
»Nun?«, fauchte Duncan ungehalten. »Stellt meine Geduld nicht auf die Probe, denn ich habe nicht mehr viel davon.«
»Deine Frau und Elspeth haben großartige Arbeit geleistet, mein Freund«, antwortete Sir Marmaduke an ihrer Stelle. »Sie haben die meisten deiner Wunden gereinigt und
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