MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
Kühl und unbewegt nach außen hin, doch unter dieser unerschütterlichen Oberfläche glaubte sie einen Mann von brutaler Kraft zu spüren, der zu starken Gefühlen fähig war. Ein Mann, dessen Zorn nicht weniger gefährlich war für die Unachtsamen, als das Besteigen der Kintailer Berge für einen Tieflandbewohner, der solch trügerisches Gelände nicht gewohnt war.
Sein Herz und seine Liebe zu gewinnen wäre ein ebenso großer Triumph, wie nach einem schwierigen Aufstieg den Gipfel eines hohen Berges zu erreichen. Ein Triumph, den sie sich von Herzen wünschte, und um den sie kämpfen würde, was immer es auch erfordern sollte.
Linnet strich mit den Fingerspitzen über den kalten Stein des Fensterrahmens. Seine kühle Feuchtigkeit war unbestreitbar, etwas Greifbares, doch an einem schönen Sommertag voller Licht und Wärme würde sich der Stein erwärmen und erglühen unter den verwandelnden Sonnenstrahlen.
Neue Hoffnung begann in Linnet zu erwachen. Wie die Sonne, die immer da war, selbst an grauen, unwirtlichen Tagen, so glomm auch das Feuer der Leidenschaft ihres Mannes noch unter den selbst errichteten Barrieren, die er für so unantastbar hielt.
Linnet lehnte das Gesicht an die Zierleiste des hohen, schmalen Fensters und ließ die salzhaltige kühle Nachtluft ihre Wangen kühlen. Und das war auch dringend nötig, denn wann immer sich ihre Gedanken Duncan MacKenzie zuwandten, wurde sie von ungestümen Sehnsüchten durchzuckt, die ihre mädchenhaften Vorbehalte kühn beiseite fegten und sie mit einem Verlangen durchfluteten, das danach schrie, gestillt zu werden.
Ein Verlangen, das der angeblich so >leidenschaftliche< Schwarze Hirsch zu ignorieren entschlossen schien.
Ein brennendes Drängen, das so heftig in ihr tobte, vermutete sie, wie das hemmungslose sexuelle Verlangen, das das Glied ihres Manns anschwellen ließ, wann immer sie das Vergnügen gehabt hatte, einen Blick darauf zu werfen!
Linnet atmete tief aus und presste ihre Schenkel zusammen, in einem nutzlosen Versuch, das erregende Prickeln an ihrer intimsten Körperstelle zu unterdrücken. Wie tausend glühende Nadeln lösten diese Empfindungen eine Flut lustvoller Gefühle zwischen ihren Schenkeln aus, während gleichzeitig, tief aus ihrem Innersten heraus, eine ebenso köstliche Schwere sich in ihr verbreitete, ein intensives, beinah schmerzhaftes Pulsieren.
Dann begann langsam, aber stetig Ärger die ungebärdigen Gefühle zu bezwingen, die sie peinigten. Ärger über ihren Mann, weil er sie nicht begehrte. Ärger über sich selbst, weil es sie nach ihm verlangte.
Nach und nach machte sich auch noch ein anderes Gefühl bemerkbar. Erschöpfung übermannte sie, die sich nicht länger ignorieren ließ, aber sie war froh über die Ablenkung. Sie hob die Arme hoch über den Kopf und streckte ihren ganzen Körper, um die Steifheit in ihren Gliedern und die schmerzhafte Anspannung in ihren Schultern zu lindern.
Sie hatte den Tag und auch den größten Teil des Abends damit verbracht, die Kopfwunde des armen Thomas zu versorgen und zu versuchen, den Überlebenden der Murchinsons ein wenig Trost zu spenden. Müde und verzagt waren sie vor einigen Stunden auf der Burg erschienen, und was sie zu berichten hatten, hatte Linnet mehr erschüttert, als sie zugeben wollte.
Müde legte sie eine Hand an den schmerzenden Ansatz ihres Rückens. Es war kein Wunder, dass Erschöpfung sie der Energie beraubte, mehr zu tun, als dazustehen, aus dem Fenster zu schauen und ihren Fantasien nachzuhängen. Elspeth und Fergus hatten sie buchstäblich ins Bett geschleppt, darauf bestanden, dass sie sich ein wenig Ruhe gönnte, und erklärt, sie habe mehr als genug getan bis zum Morgen, aber sie hatte trotzdem keinen Schlaf gefunden.
Und nicht nur, weil ihr sämtliche Knochen wehtaten. Es war Sorge, was sie keine Ruhe finden und ihre Gedanken immer wieder zu ihrem Mann abschweifen ließ. Sie war zutiefst beunruhigt, seit sie von der Abtei zurückgekommen war und entdeckt hatte, dass Duncan, Sir Marmaduke und die besten Männer von Eilean Creag die Burg verlassen hatten und Kenneth MacKenzie und seiner Ansammlung von Strolchen nachgeritten waren.
Sie hatte versucht, ihre hellseherischen Fähigkeiten zu benutzen, sich auf ihren Mann zu konzentrieren und herauszufinden, was geschehen war. Aber sie hatte nichts gesehen. Ihre Bemühungen waren immer wieder auf eine undurchdringliche Mauer aus rötlichem Dunst gestoßen. Sie repräsentierte Zorn und Empörung, wie sie
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