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MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt

MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt

Titel: MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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wahrscheinlich ungemein verführerisch auf jede andere Frau gewirkt hätte. Ohne seinen Blick von ihr zu lösen, hob er die Hand und lüftete eine Strähne dichten schwarzen Haars auf seinem Kopf.
    »Zielt, Mylady, aber seid gewarnt«, erklärte er, und seine Stimme war glatt wie von der Sonne aufgewärmte Seide. »Denn solltet Ihr verlieren, werde ich einen Kuss von Euch verlangen.«
    »Ich verliere nie«, entgegnete Linnet kühl. »Meine Brüder haben mich sehr gut unterrichtet.«
    Sie konzentrierte sich und richtete ihren Blick auf den Mann, der ihrem Ehemann so täuschend ähnlich sah, dass sie nahezu Bedenken hatte, ein Messer nach ihm zu schleudern. Aber er war nicht Duncan, sondern ein Mann, dessen Neid und pervertiertes Denken ihn zu unvorstellbar niederträchtigen Handlungen befähigten.
    Die Aura der Finsternis, die sie an ihm wahrgenommen hatte, als er aus dem Schatten der Bäume getreten war, ließ seine wahre Natur ohne den geringsten Zweifel klar zu Tage treten.
    Die Vorstellung, Robbie könne einem solchen Menschen in die Hände fallen, war schier unerträglich. Der Kummer des Jungen, sollte seinem geliebten Hund etwas zustoßen, war eine Grausamkeit, die sie ihm ersparen musste. Auch ihr würde das Herz wehtun, sollte Kenneth seine Drohung gegen Mauger wahrmachen. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als sie alle zu verteidigen, so gut sie konnte.
    Froh, dass Ranald sie in der Kunst des Messerwerfens unterrichtet hatte, und dass die Heiligen ihr die Geduld verliehen hatten, es zu lernen, schickte Linnet ein rasches Stoßgebet gen Himmel und bat den Herrgott, ihre Hand zu führen.
    Dann atmete sie tief ein, kniff die Augen zusammen und schleuderte ihren Dolch.
    Es war, als verschlüge es Kenneth MacKenzies Männern allen gleichzeitig den Atem, kaum dass die Klinge ihre Hand verlassen hatte, und er stand da, eine Hand an seinem Kopf, und starrte Linnet an. Dann bückte er sich und hob ihr Messer - und seine Locke - vom Boden neben seinen Füßen auf.
    Einen Moment lang blieb er reglos stehen und starrte auf die beiden Gegenstände in seiner Hand; dann richtete er den Blick auf Linnet. Diesmal war die Bewunderung in seinen Augen nicht mehr zu missdeuten. Ein Ausdruck unverhohlenen Erstaunens ersetzte sein blasiertes Lächeln.
    »Ihr habt Wort gehalten.« Er kam auf sie zu und bot ihr die dunkle Haarsträhne und ihr Messer auf seinen ausgestreckten Händen an. »Ich werde nicht weniger tun. Ihr könnt gehen.«
    Linnet hoffte, er bemerkte nicht, wie sie innerlich zitterte, als sie das Messer nahm und es unter das Band ihrer Schürze steckte. Dann schickte sie sich an zu gehen, aber er trat blitzschnell vor sie und Robbie und verstellte ihnen den Weg. »Bitte nehmt dies als Zeichen meiner Bewunderung«, sagte er und reichte ihr die Locke dunklen Haars. »Ich wäre sehr gekränkt, wenn Ihr ablehnen würdet.«
    Linnet nahm sein Angebot mit einem knappen Nicken an. Sobald sie in sicherer Entfernung waren, würde sie das Haar verschwinden lassen.
    Hocherhobenen Kopfes und angestrengt bemüht, nichts von der Furcht zu zeigen, die ihr den Magen zusammenkrampfte, jetzt, wo die unerfreuliche Begegnung beinahe vorüber war, führte sie Robbie weg. Mauger trottete neben ihnen her, warf aber immer wieder misstrauische Blicke über seine Schulter. Am Ende der Lichtung, kurz bevor sie den Pfad erreichten, der zur Straße zurückführte, rief Kenneth MacKenzie ihnen etwas nach.
    »Glaubt nur nicht, Ihr hättet mich zum letzten Mal gesehen, Mylady. Ich mag Frauen mit Feuer im Blut«, schrie er. »Aye, Mädchen, wir werden uns Wiedersehen. Darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
     
    Viele Stunden später, in der stillen, grauen Zeit zwischen Mitternacht und Tagesanbruch, stand Linnet vor den Fenstern ihres Schlafgemachs und starrte auf die dunkle Landschaft draußen. Tief unten plätscherte der Loch Duich sanft gegen die stabilen Burgmauern; die Oberfläche des Sees war still und glatt um diese späte Stunde.
    Im fahlen Licht des schmalen zunehmenden Monds erinnerte der See an einen glänzenden silbernen Spiegel, der hingelegt und vergessen worden war zwischen den zerklüfteten Bergen, die sich um seine Uferlinie erhoben.
    Linnet legte die Stirn an die feuchte Kühle des steinernen Filigranmusters des Fensters, schloss die Augen und atmete tief den unverwechselbaren Geruch des Seetangs ein, der jeden Zentimeter ihres eindrucksvollen neuen Heims zu durchdringen schien.
    Wie ähnlich ihr Mann seinen Ländereien in Kintail war.

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