MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
meinen kleinen Jungen hier vermisst habe.«
»Du bist nicht mein Papa!«, schrie Robbie, seine kleinen Fäuste ballend, und versuchte, sich von Linnet loszureißen. »Ich bin nicht dein kleiner Junge!«
»Natürlich bist du das, Robbie.« Kenneths Stimme klang fast sanft, und das unnatürliche Flackern seiner Augen verriet Linnet, dass er offenbar nicht ganz bei Sinnen war. »Sieh dich doch nur an, so voller Glut und Kampfeswillen! Wärst du Duncans Junge, würdest du dich hinter Lady Linnets Röcken verstecken, so wie mein Bruder sich hinter den Mauern seiner Burg versteckt.«
Unbändiger Zorn durchzuckte Linnet, so schnell und heftig wie ein Blitzstrahl, und verdrängte ihre Furcht. »Und ich sage, ein Feigling ist, wer einen Mann vor seiner Frau und seinem kleinen Sohn verleumdet! Oder würdet Ihr meinem Herrn Gemahl solche Lügen auch ins Gesicht sagen?«
Kenneth legte seine Fingerspitzen aneinander und legte sie an sein Kinn. »Ah... wie ich sehe, seid Ihr seinem Zauber schon erlegen. Meinem verstorbenen Vater widerfuhr das gleiche Übel, fürchte ich. Er konnte die Fehler meines Bruders nie erkennen, während ich für die meinen ständig angeschrien und abgekanzel t wurde.«
»Mein aufrichtiges Beileid. Und nun macht Platz und lasst uns gehen«, verlangte Linnet, während sie blitzschnell ihren Dolch aus ihren Rockfalten herauszog. »Denn wenn Ihr es nicht tut, lasst Ihr mir keine andere Wahl, als Euch diese Klinge hier zwischen die Augen zu treiben.«
Kenneth warf den Kopf zurück und lachte. »Du meine Güte! Die Lady hat also nicht nur eine scharfe Zunge. Ihr droht mir mit Eurem Dolch?«
»Nein, Sir Kenneth, ich drohe nicht«, erklärte Linnet und zog Robbie hinter sich. »Ich warne Euch nur vor dem, was geschehen wird, wenn Ihr nicht aufhört, uns zu schikanieren.«
Ein Ausdruck unbändigen Zorns glitt über sein gut aussehendes Gesicht, verschwand aber fast augenblicklich, als MacKenzie eine weitere formvollendete Verbeugung vor ihr machte. Als er sich wieder aufrichtete, trug er ein verschlagenes Grinsen im Gesicht.
»Ihr könnt Euch Eure hochherzigen Bemühungen sparen, Lady Linnet, denn ich habe keinen Anspruch auf den Titel Sir. Mein verstorbener Vater hielt es nicht für nötig, mich in den Ritterstand zu erheben. Und auch kein anderer Adliger wird es tun können. Denn ich trage das Stigma eines unehelich geborenen Kinds, wisst Ihr.« Er hielt inne und schwenkte die Arme, wie um seine Worte zu unterstreichen. »Aber das macht eigentlich nichts, weil ein Mann nicht erst in den Ritterstand erhoben werden muss, um ritterlich sein.«
»Und es wird noch weniger ausmachen, wenn meine Klinge Euch getroffen hat«, gab Linnet scharf zurück. »Es dürfte schwierig sein, galant zu wirken, mit dem Griff meines Dolchs aus Eurem Nasenrücken ragend.«
Wieder lachte Kennet, ein volles, tiefes, maskulines Lachen, das sie vielleicht dazu verleitet hätte, darin einzustimmen, wenn es seine Augen erreicht hätte ,.. und wenn ihre Gabe ihr nicht ermöglicht hätte, bis tief in seine kranke Seele hineinzusehen.
»>Aus meinem Nasenrücken ragend<, sagt Ihr?«, brüllte er und schüttelte sich vor Lachen. »Ich gehe jede Wette ein, dass dieses knurrende Vieh an Eurer Seite eine weitaus größere Bedrohung darstellt. Schöne Frau, solltet Ihr es schaffen, Eure Klinge auch nur in Armeslänge von mir zu landen, dann könnt Ihr, der Junge und dieser Höllenhund ungehindert diesen Ort verlassen.«
Seine Finger streichelten den Griff seines eigenen Dolches, der in einem breiten Ledergürtel steckte. »Oder soll ich Euch beide lieber gleich von diesem verflixten Hundevieh erlösen? Das Gekläffe dieses Köters geht mir nämlich langsam wirklich auf die Nerven.«
»Und wenn ich eine Locke Eures Haars abtrennen kann, gebt Ihr mir dann Euer Wort, dass wir - alle drei - wohlbehalten diesen Ort verlassen können?«, forderte Linnet ihn heraus, ihre Angst, er könne Robbies Hund verletzen, mit kühnen Worten überspielend, weil ihr instinktiv bewusst war, dass sie sich die >Ritterlichkeit<, mit der er sich gebrüstet hatte, zu Nutze machen musste, wenn sie einen sicheren Rückzug zu erreichen hoffte.
»Eine Locke meines Haars?« Seine schwarzen Augenbrauen schossen in die Höhe. »Mylady, falls Euch das gelingen sollte, habt Ihr mein feierliches Wort darauf!«
»Dann wählt bitte eine Locke aus und haltet sie hoch.«
In einem Ausdruck, der Bewunderung sehr nahe kam, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, das
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