MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
Caterine das beklemmende Gefühl, er könnte ihr bis auf den Grand ihrer Seele blicken und all ihre so sorgsam gehüteten Geheimnisse ergründen.
Ihre Träume.
Und sie einen nach dem anderen enthüllen.
Irgendetwas huschte über sein Gesicht - Ärger? Frustration? aber es verschwand wieder, bevor sie entscheiden konnte, was es war. »Mylady, ich versichere Euch, ich hatte nicht die Absicht, Euch Kummer zu bereiten, als ich herkam.«
Hitze stieg in Caterines Nacken auf. »Ich weiß, warum Ihr hier seid.«
»Aber Ihr hattet keinen Engländer erwartet.«
Keinen Mann, dessen Gesicht Euch schlimmere Albträume bereiten würde als die, die Euch bereits quälen.
»Ich hatte überhaupt niemanden erwartet«, erwiderte sie zu seiner Überraschung. Dann schob sie ihren Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich. »Aye, Ihr habt Recht, wir sollten miteinander reden, aber nicht hier. Ich werde Euch zu den Wehrgängen begleiten.«
Marmaduke verzog keine Miene, als sie den Arm, den er ihr anbot, ignorierte. »Nach Euch, Mylady.« Er verbeugte sich steif und gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie tief ihre Brüskierung ihn getroffen hatte.
Unter Aufbietung seiner ganzen Selbstbeherrschung folgte er ihr durch den düsteren Saal und blieb nur einmal stehen, um seinen Pelzumhang aufzuheben, bevor er hinter ihr die Wendeltreppe hinaufstieg. Als sie den Kopf der Treppe erreichten, legte er ihr den schweren Umhang um die Schultern.
»Es wird kalt sein auf den Zinnen«, sagte er schlicht, während seine Finger ihren glatten, warmen Nacken streiften und ihr seidiges, geflochtenes Haar seine Handrücken kitzelten.
Zu seiner Erleichterung befand sich keiner der beiden Männer, die er zur Patrouille auf die Wehrgänge geschickt hatte, auf diesem Abschnitt der Befestigung. Nichts als eisige Finsternis und unzählige glitzernde Sterne begrüßten sie.
Der Nachthimmel, ein kalter Wind und das schnelle, gleichmäßige Pochen seines Herzens.
Marmaduke schritt zu der mit Zinnen versehenen Mauer, legte seine Hände auf eine ihrer breiten Öffnungen und blickte auf die See hinaus. Der zunehmende Mond stand tief am Horizont, sein blasser Schein warf einen dünnen, silbernen Streifen auf das nächtlich dunkle Wasser.
Die Hände auf das kalte Mauerwerk gestützt, ließ er den schneidend kalten Wind die schmerzhaft heiße Anspannung ein wenig lindern, die Caterine Keiths Zurückweisung in seinem Nacken bewirkt hatte.
Nachdem er seine Beherrschung wiedererlangt hatte, wandte er sich ihr schließlich zu. »Eure Schwester schickt Euch liebe Grüße und bat mich, Euch zu sagen, dass es ihr gut geht«, begann er, wobei er Linnet MacKenzies Schwangerschaft nicht erwähnte, da dies ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen war. »Sie würde gerne...«
»Ich bezweifle, Sir, dass Ihr mit mir über Linett sprechen wolltet«, unterbrach ihn Lady Caterine, und die Erregung, die in ihrer Stimme mitschwang, stand in krassem Gegensatz zu dem kühlen Blick ihrer Augen.
Eine Eisgöttin. Schön, stolz und sehr, sehr aufgewühlt.
In offenkundiger Verärgerung schöpfte sie tief Atem. »Auch was ich Euch sagen muss, hat nichts mit meiner Schwester zu tun.«
Marmaduke lehnte sich an die Zinne und verschränkte seine Arme. »Dann sagt mir, was Ihr auf dem Herzen habt. Ich bin ganz Ohr.«
»Mein Herz, Sir, hat sogar noch weniger damit zu tun.« Sie sah ihn scharf an, und der Nachtwind spielte mit den losen Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten. »Ich möchte, dass Ihr wisst, dass dies alles nur ein Missverständnis ist. Meine Schwester wurde getäuscht. Nicht ich habe Euch herkommen lassen. Es war meine Gesellschafterin, Lady Rhona, die sich an Linnet wandte. Meine liebste Freundin und zugleich auch meine ärgste Feindin:«
»Eure ärgste Feindin?« Marmaduke runzelte die Stirn, er bemerkte die feinen Linien in ihren Augenwinkeln, die Schatten unter ihren schönen Augen. »Das glaube ich nicht, Mylady. Ich bezweifle, dass sie Euch mit böser Absicht hintergangen hat.«
»Sie stellt ständig irgendwelchen Unfug an, ohne die Folgen zu bedenken.«
Dem unwiderstehlichen Bedürfnis folgend, ihr nahe zu sein, löste Marmaduke sich von der Mauer und trat auf Caterine zu. »Und sind die Folgen denn so unerfreulich? Obwohl ich erst seit ein paar Stunden hier bin, kann ich jetzt schon ermessen, dass Ihr dringend Hilfe braucht.«
Sie räusperte sich. »Ich wollte weder einen Beschützer, noch wünschte ich mir einen ... Mann.«
»Und nun hat Eure
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