MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
in die Flanken und beeilte sich, den anderen zu folgen.
Sie waren bereits ein gutes Stück vorausgeritten.
Aber dann brachte sie ihr Pferd zum Stehen und warf einen Blick über ihre Schulter ... als suchte sie ihn und wartete auf ihn.
Iains Mund verzog sich zu einem Lächeln, das ihn bis in die Zehenspitzen wärmte.
Weil sie auf ihn wartete, aber auch, weil die Tatsache, dass sie es tat, ihn wieder mal zum Lächeln brachte.
Verglichen mit MacFies breitem Grinsen war es zwar nur ein schwacher Abklatsch eines Lächelns, aber immerhin eben doch ein Lächeln.
Ein Hauch von Madelines wundervoller goldener Wärme durchflutete ihn. Seit er sie kannte, hatte er vermutlich häufiger gelächelt als in seinem ganzen Leben zuvor.
Wieder drückte er seinem Pferd die Knie in die Flanken und trieb es zu einem leichten Kanter an ... und lächelte von neuem, als das Tier auf der Stelle parierte.
Nein, er durfte Madeline Drummond nicht enttäuschen.
Er würde es nicht ertragen, sie ihren Mut verlieren zu sehen.
Sein Lächeln verblasste jedoch, war plötzlich wie weggewischt, dafür standen in seinem Gesicht jetzt Fragen, denen er nicht entkommen konnte.
Was, wenn Abercairn wirklich verloren war? Und ihr Vater tot, so wie sie glaubte?
Noch stärker beunruhigte ihn die Frage, welche Folgen es haben könnte, wenn seine eigene Impulsivität ihr noch größeren Kummer bereiten würde.
Würde sie dann aufhören, ihn als kühnen, tapferen Helden zu betrachten? Und ihn vielleicht ganz anders sehen?
Würde sie ihm dann je verzeihen können?
Und würde er sich selbst verzeihen können, falls tatsächlich alles schief ging?
Gavin hatte Recht gehabt. Es gelang ihnen, Connac MacFies bescheidenes Stadthaus zu erreichen, ohne richtig nass zu werden, da sie den sich rasch nähernden Regenwolken stets etwas voraus geblieben waren. Die Eingangstür des Hauses stand schon weit offen, und als sie absaßen, zog ein hünenhafter Mann das Eisengitter davor auf und eilte ihnen mit einem breiten Lächeln entgegen, um sie zu begrüßen.
»Freunde, Cousin, ich grüße euch!«, rief er mit dröhnender Stimme, als er direkt auf Iain zusteuerte und mit einer schwungvollen Bewegung dessen Hand ergriff. »Ich freue mich, dass ihr gekommen seid«, erklärte er ... und brach Iain fast die Fingerknochen.
Der Geruch nach Torfrauch, gebratenem Fleisch und verstaubter Binsenstreu wehte ihnen aus dem Haus entgegen und ließ Iains Magen knurren. Und war mehr als nur eine Entschädigung für den fast schmerzhaft festen Händedruck des Mannes.
»Der Himmel segne dich für deine Gastfreundschaft«, fand Iain schließlich seine Stimme wieder, als dieser Bär von einem Mann endlich seine Hand losließ.
Nicht minder herzlich begrüßte Cormac MacFie daraufhin auch die anderen. Besonders Gavin umarmte er so überschwäng-lich, dass Iain schon befürchtete, Gavins Rippen brechen zu hören.
»Ich wusste gar nicht, dass du dir eine Frau genommen hattest«, sagte er zu Gavin, als er ihn endlich aus seinen Armen entließ und sie alle in das etwas feucht riechende Erdgeschoss hereinwinkte, ein niedriges Gewölbe voller Bierfässer, Getreidesäcke und einem bunten Sammelsurium rostig aussehender Waffen.
Iain fielen die Waffen sofort ins Auge, aber Cormac scheuchte sie derart schnell durch das nur schwach beleuchtete Gewölbe, dass Iain keine Gelegenheit bekam, sich die Waffen etwas genauer anzusehen.
An einem bogenförmigen Durchgang zu einer schmalen Wendeltreppe blieb Cormac stehen, nahm eine kleine Harzfackel aus ihrer eisernen Halterung an der Wand und ging ihnen voraus ins obere Stockwerk. Sie steuerten geradewegs auf die köstlichen Gerüche zu, die Iain das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, und einem warmen, trocknen Plätzchen entgegen, auf das er seine müden Knochen legen konnte.
Er würde hier zwar kein so luxuriöses Bett vorfinden, wie er es sich in der Nacht zuvor mit Madeline geteilt hatte - zu einem aus tiefster Erschöpfung geborenen keuschen Schlaf, auch wenn sie dicht beisammen und splitterfasernackt geschlafen hatten.
Nein, bei Cormac würden sie auf Strohsäcken übernachten müssen, aber Iain war sich sicher, dass sie zumindest sauber und bequem sein würden.
Und er sehnte sich schon ganz gewaltig nach dem seinen.
Vielleicht sogar noch stärker als nach dem köstlich duftenden Wildschweinbraten ... oder der zärtlichen Umarmung seiner Dame.
Er hörte den Ruf des Schlafs so deutlich wie die hartnäckige Stimme dicht an seinem
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