MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
der ältere der beiden vortrat und die Hand ausstreckte.
»Das dürfte ein paar Zungen lösen«, erklärte Silberbein, als er dein Mann die Münzen in die Hand drückte. »Sucht jeden Zentimeter der Heide nach Verstecken ab, wenn es sein muss, durchsucht die entlegensten Katen oder lauft durch jede Gasse und Straße in jeder freien Stadt in diesem Land. Es ist mir egal, wie ihr sie findet, aber bringt mir Madeline Drummond her, und zwar lebendig.«
»Aye, Sir«, antworteten die beiden Männer wie im Chor und nickten mit den Köpfen, wobei der unbehagliche Blick des jüngeren auf den wachsamen Windhund fiel, der es sich neben Silberbeins Füßen bequem gemacht hatte.
»Nur sie kann mir sagen, wo ihr schweigsamer Vater den größten Teil seines Schatzes aufbewahrt. Dieser Narr weigert sich doch tatsächlich zu sprechen und wird womöglich noch an seiner eigenen Sturheit sterben, bevor er zur Besinnung kommt«, sagte Silberbein und begann sich sichtlich zu beruhigen, als sein Hund das entblößte Knie seines einstmals kranken rechten Beines leckte. »Und nun geht und wagt es ja nicht, noch einmal ohne dieses Mädchen vor mir zu erscheinen.«
Noch immer heftig nickend, um ihre Ergebenheit zu bekunden, schlichen die beiden Männer rückwärts aus dem Raum und stießen fast mit einem grimmig dreinblickenden Dienstmädchen zusammen, das gerade durch die geöffnete Tür trat, einen großen Korb mit frisch gestochenen Torfbriketts in ihren Händen.
Sie ignorierte die davonhuschenden Männer und stellte den Korb neben die Feuerstelle. Anstatt sich aber dann zurückzuziehen, klopfte die Frau den Staub von ihren Händen und betrachtete mit verdrossener Miene den Windhund auf dem Boden neben Silberbein ... und den zweiten, nicht minder großen, der es sich auf Gutsherr Drummonds großem Himmelbett bequem gemacht hatte.
Lang ausgestreckt lag er da und nagte an dem noch dick mit Fleisch bedeckten Knochen einer gebratenen Hammelkeule ... mitten auf der feinsten Bettwäsche des Burgherrn!
Silberbein, der ihrem missbilligenden Blick gefolgt war, streckte die Hand aus und strich über das struppige Fell des zu seinen Füßen liegenden Tieres. »Hast du noch nie einen Hund gesehen, Mädchen?«, fragte er, nachdem ein besonders lauter Donnerschlag verklungen war. »Sie beißen dich schon nicht... es sei denn, ich würde ihnen befehlen, es zu tun.«
»Hunde bringen den Gutsherrn Drummond zum Husten und zum Niesen«, sagte die Frau ohne die geringste Schüchternheit in ihrer Stimme oder ihrer Haltung. »Wenn es anders wäre, hätten wir bestimmt ein Rudel von ihnen hier herumlaufen - und ich, Sir Bernard, bin weit über das Alter hinaus, >Mädchen< genannt zu werden.«
Silberbein schürzte die Lippen, aber dann veränderte sich seine Stimmung. »Das mag ja sein, aber deine Brüste sind üppiger als die der schamlosesten Dirne, die je mein Bett mit ihrer Anwesenheit beehrt hat.« Versonnen hob er eine Hand und spielte mit den Spitzen seines Barts, während sein Blick über die mollige Figur der Dienstmagd glitt. »Sind deine Beine auch so wohl geformt?«
Er beugte sich vor und füllte einen zweiten Kelch mit Wein. »Möchtest du sie mir gern zeigen? Deine Beine und ... andere körperliche Reize?« Er schob ihr den Kelch zu. »Ist das der Grund, warum du noch immer hier herumstehst?«
»Ich bin noch hier, weil ich Euch fragen wollte, ob Ihr nicht ein, zwei Klumpen Torf für den gnädigen Herrn erübrigen könnt«, entgegnete sie, ohne dem ihr zugeschobenen Weinkelch auch nur einen Blick zu gönnen. Ihre Stimme war so fest wie ihr trotzig vorgeschobenes Kinn. »Denn er ist krank, wisst Ihr, und die Kälte des Verlieses wird seinem Leben bald ein Ende setzen.«
Silberbein betrachtete das fein gewebte Drummond'sche Plaid, auf dem der Windhund lag. Das einst so prächtige Plaid war mit so vielen Hundehaaren übersät, dass die Farben seines Karomusters kaum noch zu unterscheiden waren.
»Ja, es ist kalt dort unten im Verlies, nicht wahr?« Er lehnte sich in dem kunstvoll geschnitzten Stuhl wieder zurück und gestattete sich ein nachsichtiges Lächeln. »Wenn du dich wirklich um Drummonds Gesundheit sorgst, dann nimm dir doch das Plaid«, schlug er vor, während er mit einer Handbewegung auf das verschmutzte, vollkommen verdorbene Wolltuch deutete. »Und solltest du bereit sein, auch mich ein bisschen zu wärmen - » er hielt inne, um einen Blick aufs Bett zu werfen - »gebe ich dir auch noch diesen Hammelknochen dort drüben mit,
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