MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
lag nichts als Unschuld und Erstaunen.
Iain zog eine Augenbraue hoch und wartete.
»Ihr seid das Oberhaupt des Clans«, sagte sie, und Iains Herz rutschte ihm fast in die Zehen.
Er gab sich Mühe, seine Beunruhigung zu unterdrücken, und nahm allen Mut zusammen, um ihre falschen Schlussfolgerungen richtig zu stellen. »Mein schönes Kind, ich würde mit nichts als Brot und Wasser leben, wenn ich Euch dafür die Freude machen könnte, dergleichen behaupten zu können, aber ich bin nicht das Oberhaupt des Clans, sondern nur der jüngere Bruder«, sagte er.
Zu seinem Erstaunen zuckte sie nur mit den Schultern.
»Das macht nichts«, entgegnete sie mit ernstem Blick. »Aber ich wette, Euer Bruder ist einer der beneidenswertesten Lehnsherren im ganzen Land.«
Iain musterte sie prüfend. Er hatte sie sicherlich missverstanden.
Oder aber er träumte.
Sie hob die Hand und legte ihre Finger sanft an seine Wange. »Ich möchte Euch gern besser kennen lernen, werter Herr«, sagte sie leise, und ein Schatten fiel über ihr Gesicht. »Aye, das wünschte ich wirklich sehr.«
Iain starrte sie an, und seine Haut begann unter ihrer Berührung zu prickeln. Eine nie gekannte goldene Wärme durchflutete ihn, und ihre Süße überdeckte den leisen Anflug von Bedauern in ihren Augen und den Hauch von Schwermut, der in ihren letzten Worten mitklang.
Ihre unausgesprochenen Worte griffen ihm direkt ans Herz und ließen ihn wünschen, all die lästigen Ketten seines Schuld bewusstseins abwerfen zu können, sie an sich zu reißen und ihre süßen Lippen zu einem glutvollen, nicht endenden Kuss in Besitz zu nehmen.
Einem wundervollen, herzerschütternden Kuss, um sie beide die unglückliche Vergangenheit vergessen zu lassen und die vor ihnen liegende glückliche Zukunft mit wunderbaren Verheißungen zu erfüllen.
Eine Zukunft, die vor ihnen hätte liegen sollen.
Ein Glück, das sich nie entfalten würde.
Iain blinzelte, um diese Gedanken zu verdrängen, unterdrückte ein Stirnrunzeln und schaffte es beinahe, seine Ohren vor den Stimmen einer Vergangenheit zu verschließen, der er nicht entfliehen konnte.
Und schon erinnerte ihn ein unverkennbar schroffes Räuspern in seiner unmittelbaren Nähe an die Aussichtslosigkeit, entkommen zu können.
»Ich dachte, Amicias Plaid würde besser zu unserer Verkleidung passen als ein zerrissenes und beschmutztes Postulantinnengewand«, erklärte Gavin MacFie, der Amicias exquisit gewebten Umhang in seiner ausgestreckten Hand hielt.
»Verkleidung?« Madelines Augenbrauen schössen in die Höhe, ihr Blick flog zu ihrer Freundin, dann zu dem Kleidungsstück von Iains Schwester ... demselben, das er benutzt hatte, um einige der unbezahlbarsten Stücke des MacLean sehen Schatzes darin einzuschlagen.
Kostbarkeiten, die er ganz unten in seiner Satteltasche aufbewahrte.
Ein wütendes Knurren stieg in Iains Kehle auf, und es zuckte ihm geradezu in den Fingern, sie um MacFies Hals zu legen.
Um einen Nacken, der allmählich genauso rot wurde wie der Bart des Kerls. »Du hast es ihr noch nicht gesagt«, stammelte er und war ausnahmsweise einmal anständig genug, ein verwundertes Gesicht zu machen.
Grundgütiger, aber er sah ausnahmsweise mal richtig durcheinander aus!
Ein Zustand, über den Iain sich unter anderen Umständen köstlich amüsiert hätte.
»Was soll er mir gesagt haben?« Made l in e fuhr zu ihm herum, und ihre weit aufgerissenen Augen und ihre Blässe waren eine unmissverständliche Warnung, dass er im Begriff war, jeden Zentimeter Boden, den er bislang bei ihr gewonnen hatte, wieder zu verlieren.
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, irgendetwas - aber kein Wort drang über seine Lippen, seine Zunge schien auf einmal wie gelähmt zu sein. Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar und wünschte, der steinige Boden möge sich unter seinen Füßen auftun und ihn verschlingen.
Sein Blut kochte, und er funkelte Gavin böse an.
Madeline stieß gereizt den Atem aus und fuhr herum zu ihrer Freundin. »Was wurde mir noch nicht gesagt?«, wiederholte sie, und eine Ader pochte deutlich sichtbar am Ansatz ihres Halses. »Und was redet ihr da von Verkleidung? Wer ist Amicia?«
Nella begegnete ihren Fragen mit einem wohlmeinenden, aber vorsichtigen Lächeln. »Amicia ist die Schwester deines Schattenmannes«, sagte sie, auf Iain deutend.
Mit erstaunlicher Behändigkeit nahm sie dann den Plaid aus MacFies Händen und drückte ihn Madeline in die Arme, bevor ihre Freundin Widerspruch
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