MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
auf ihren dicken Strohmatratzen lagen. »Es ist zu spät für jemanden in meinem hohen Alter, um noch im Heidekraut herumzulaufen.«
Der Gutsherr nickte und tätschelte ihr beruhigend die Hand. »Ich lasse dir gebratenen Tölpel und Brot auftischen, so viel du essen kannst. Und dazu kriegst du einen Krug von meinem besten Bier.«
»Und das Bett?«
»In meinem eigenen Arbeitszimmer oben ... weit weg und ungestört vom Schnarchen meiner Leute.«
Devorgilla lachte gackernd und rieb sich entzückt die Hände. Aber nicht etwa, um dem Clanchef ihre Dankbarkeit zu bekunden.
Denn derlei Vergünstigungen waren schließlich nur ihr gutes Recht als einheimische Zauberin.
»Und wann wirst du die Dienste dieser Männer benötigen?«
»Bald. Sobald du sie erübrigen kannst.«
»Gut. Betrachte die Angelegenheit als erledigt.« In einer feierlichen Bekräftigung seiner Zusage, dass ihre Forderungen erfüllt werden würden, nickte Donall ihr mit ernster Miene noch einmal zu.
Auch er hatte schließlich seine Rolle zu erfüllen.
Aber dann wurden seine männlich schönen Züge weicher, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leisen, nachsichtigen Lächeln. Es war aber ausgeprägt genug für Devorgilla, um in ihm den spindeldürren Knaben wiederzuerkennen, der sich einst zu sehr vor ihr gefürchtet hatte, um sich auch nur in die Nähe ihres strohgedecktes Häuschens zu wagen, aus Angst, sie könne ihn zwingen, Krötenspeiche] oder ähnlich unappetitliche Dinge zu trinken.
Oder gar ihn selbst in eine dieser schleimbedeckten Kreaturen verwandeln.
»Ich gebe dir die Männer morgen mit«, versicherte er ihr, und der warme, fürsorgliche Tonfall seiner Stimme brachte ihr wieder einmal deutlich zu Bewusstsein, dass dieser ängstliche Knabe von damals zu einem guten, pflichtbewussten Oberhaupt seines Clans herangewachsen war.
»Rob, der Goldschmied, kann dich auf seinem Pferd mitnehmen«, fügte er hinzu. »Das erspart dir den Fußmarsch durch das Hochmoor und die Sümpfe.«
»Ihr seid sehr gütig«, sagte die alte Frau und war gerührter, als sie bereit war, ihm zu zeigen.
»Und Iain?«, kam der Clanchef wieder auf das Thema zurück, das ihn selbst am meisten interessierte. »Hast du Nachrichten, wie es ihm geht?«
Devorgilla errötete beinahe.
Sie hatte mehr als nur Nachrichten von Iain dem Zweifler, der in gewissen Kreisen nun auch als Herr der Highlands bekannt war.
Sie hatte von ihm geträumt!
Und ach, was für ein wunderbarer Traum war es gewesen, denn sie hatte sowohl ihn wie auch seine neue Herzensdame in hervorragender Verfassung angetroffen.
Doch diese Geheimnisse würde sie vorerst noch für sich behalten und sich darauf beschränken, Donalls Frage zu beantworten.
»Eurem Bruder geht es mehr als gut. Auf jeden Fall - und das habe ich selbst gesehen - scheint er neuerdings vor Freude schier zu platzen«, sagte sie und gestattete sich ein weiteres leises Kichern.
Der Clanchef sollte sich ruhig selbst einen Reim auf diese letzte, zweideutige Bemerkung machen.
Doch das tat er anscheinend nicht, wie die steile Falte zwischen seinen Brauen anzudeuten schien, was Devorgilla jedoch überhaupt nicht überraschte.
Männer konnten ja so blind sein!
Kapitel 1 3
D raußen vor dem kleinen Raum im Shepherd's Rest fiel der blasse Schein einer schmalen Mondsichel durch schnell dahinziehende Gewitterwolken, und das Donnergrollen begann sich langsam zu entfernen. Aber der Gasthof wurde nach wie vor von einem kalten Wind geschüttelt, der starken Regen mitbra chte. Dieser prasselte auf die Männer, die mit der heruntergefallenen Alestange kämpften.
Das Gästezimmer wurde von tiefen, blau-grauen Schatten in Düsternis getaucht, und nur der schwache Schein des rot glühenden Kohlenbeckens und der Kerzen auf dem Tisch neben dem Bett verbreitete ein wenig Licht. Eine unbehagliche Stille lauerte in den finsteren Zimmerecken, die das Trommeln des Regens auf dem steinernen Fenstersims schluckte, das schnelle, harte Pochen von Madelines Herz jedoch nicht völlig überdecken konnte.
Es hämmerte so laut gegen ihre Rippen, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Iain MacLean es nicht auch hörte. Tatsächlich dröhnte es sogar mit einer solchen Heftigkeit in ihren eigenen Ohren, dass sie nichts anderes hörte als sein Pochen und das Echo der wenigen Worte, die es überhaupt erst so in Aufregung versetzt hatten.
Wahrheiten, die die wunderbarsten Hoffnungen in ihr weckten.
Ihr Schattenmann war verwitwet, nicht
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