MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

rumgetrieben? Niemand konnte mir sagen, wo du warst.«
    »Ich war spazieren.«
    »Ohne mir Bescheid zu sagen? Ohne dich darum zu kümmern, wie es mir geht? Ist das der Dank dafür, dass ich dir diese Reise ermögliche?«
    »Nein, Tante Henrietta.«
    »Seit deine Mutter tot ist, versuche ich, dir eine Spur von Weltkenntnis mitzugeben. Wohin habe ich dich nicht schon überall mitgenommen. Unter persönlichen Strapazen, wohlgemerkt. Und kaum geht es mir dabei einmal schlecht - sterbenselend ist es mir gewesen -, verschwindest du, ohne ein Wort zu sagen.«
    »Ja, Tante Henrietta. Entschuldige bitte.«
    »Entschuldige, entschuldige. Das ist leicht gesagt. Ich erwarte einen Hauch mehr Verantwortungsgefühl, etwas Mitdenken.«
    »Ja, Tante Henrietta. Was soll ich denn für dich tun?«
    »Wie hast du die Zimmerfrage gelöst?«
    Ich berichtete ihr von meinem Gespräch mit MacDuffnet.
    »Kostet vermutlich ein Heidengeld, die zwei Wochen«, knurrte sie. »Hast du das bezahlt?«
    »Ja, mit meiner Kreditkarte. Ich habe mir auch gleich ein wenig Geld umgetauscht, falls wir noch etwas unternehmen wollen. Natürlich erst, wenn es dir wieder besser geht.«
    »Mrrr. Schreib die Beträge auf, kriegst du wieder.«
    »Danke, Tante Henrietta.«
    »Brauchst dich nicht zu bedanken, kannst nichts dafür, dass ich krank geworden bin.«
    Wie gesagt, manchmal ist sie großzügig, meine Tante. Aber dieser Wechsel von Geben und Fordern, der kann ganz schön irritieren. Zum Glück hatte ich mich in den letzten zwölf Jahren einigermaßen daran gewöhnt.
    »Soll ich dir noch etwas zu essen bringen, oder fühlst du dich gut genug, heute Abend mit nach unten zu gehen?«
    »Ich gehe nach unten. Mit dir zusammen.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    »Und jetzt lass mich allein, ich will mich anziehen.«
    Ich schloss die Tür leise hinter mir. Uff!

Modernisierte Spukeigenschaften
    Ich bin begeistert, richtig begeistert, ich habe etwas Fantastisches herausgefunden. Warum bin ich nur nicht schon früher darauf gekommen? Es gibt eine Sache, die das Spuken ungemein erleichtert, ja regelrecht modernisiert, und die Leute in noch viel größere Aufregung versetzt als mein Erscheinen zu mitternächtlicher Stunde. Es war ein glatter Glücksfall, wie ich darauf gekommen bin.
    Heute Nachmittag, ich testete gerade die frisch eingetroffenen Gäste, landete ich wieder in dem Zimmer dieses jungen Mannes, der so geschäftig tut. Seine Freunde waren ausgezogen, um sich auf dem Golfplatz zu amüsieren, aber er saß mit gewichtiger Miene an seinem Laptop und tippte energisch darauf herum. Bislang waren mir diese Geräte höchst unsympathisch gewesen. Wenn ich ihnen zu nahe kam, dann lief mir immer ein Kribbeln durch die Pfoten, ein richtiges Energiekitzeln. Also hatte ich bisher eben diese Pfoten davon gelassen.
    Wie der Zufall es wollte, überkam mich das Bedürfnis, mir den Mann etwas näher anzusehen. Mir war nämlich so, als könnte bei ihm eine Ähnlichkeit mit jemandem bestehen, den ich früher schon mal getroffen hatte. Dabei kam ich dieser Strahlenkiste zu nahe. Das Kribbeln durchfuhr meine Tatze, und der Mann sagte: »Mist, was war das denn?«
    Ich betrachtete den Bildschirm. Auf ihm flogen hübsche bunte Luftballons herum. Er tippte auf eine Taste, da erschien wieder sein Geschreibsel.
    Ich bin lernfähig. Ich tupfte noch einmal mit der Pfote in das Strahlenfeld um den Laptop - und wieder flogen bunte Luftballons. Das war lustig. Vor allem, weil der Mann so verärgert dreinschaute.
    Er tippte wieder auf eine Taste, und ich tippte auch.
    »Was ist denn mit dem verdammten Bildschirmschoner los?«, murmelte er und fing an, hektisch mit der Maus auf dem Tisch rumzuradieren.
    Ich stippte meine Pfote tiefer - es kitzelte barbarisch -, auf dem Bildschirm erschien die harmlose Frage: »Wollen Sie die Festplatte wirklich neu formatieren?«
    Es widerstrebt mir, seine Antwort darauf zu wiederholen. Sie war äußerst unfein.
    Ich ließ ihn eine Weile werkeln, dann hatte er seine Sachen endlich in Ordnung gebracht. Ich probierte etwas Neues aus, ich wischte einmal mit dem Schwanz über den Bildschirm. Es war ein ungeheuerliches Gefühl. Zu Lebzeiten hätte er sich vermutlich aufgeplustert wie bei einem bevorstehenden Kampf. Aber das Ergebnis war sehenswert. Und hörenswert, denn der Computer fing an zu heulen. Ziemlich durchdringend.
    Der Mann auch.
    Ich entfloh dem Zimmer, denn Rumor beleidigt mein sensibles Ohr.
    This it is, and nothing more! 8

Old MacDonald...
    Ich wollte mir