MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
glänzende Stahl enttarnt sie -
MacTiger, MacTiger, der warnt sie.
Die Gastgeber, sie sinken bald trunken
auf Stühle und Bänke hin.
Als verglüht sind der Pechfackeln Funken,
da meuchelt MacLeod sie hin.
So kam das Ende des Paares -
MacTiger, MacTiger, der sah es.
Die Maid lag in vergossenem Blute.
Nur im Mondlicht schimmert’s Geschmeide.
Auf silberner Distel ruhte
ihr Haar wie gebrochene Seide.
Und angesichts ihres Schlafes -
MacTiger, MacTiger, den traf es.«
Ich war völlig versunken in die schwermütigen Klänge der Ballade und sah verwirrt auf, als der Alte schwieg. Er saß da, auf seine Harfe gestützt, und sein lächelnder Blick aus seinen grauen Augen unter den buschigen Brauen ruhte auf mir.
»Kind, es ist Zeit für Euch, zu Bett zu gehen.«
»Oh, aber... Wer war MacTiger? Was ist denn nun wirklich geschehen?« Ich kam mir vor wie damals, als ich noch ein kleines Mädchen war und Mutter mir vor dem Schlafengehen vorgelesen hatte. Immer bettelte ich: »Noch ein Stückchen, noch ein Stückchen!«
»Nein, nein. Nicht jetzt, Kind. Ein anderes Mal. Schaut, der junge Mann ist schon eingenickt.«
In der Tat, der forsche Manager war, das leere Glas in der Hand, im Sessel zusammengesunken und schlief tief und fest. Vermutlich vertrug sich Bourbon nicht mit Malzwhisky.
»Wissen Sie, es ist mir eigentlich ziemlich egal, ob er zugehört hat oder nicht.« Ich antwortete ziemlich aufmüpfig, denn dieser Typ hatte mich schon mehr als genug geärgert. »Und ich bin auch zu müde, mehr zu erzählen. Es kommen noch andere Abende. Ihr bleibt ja nun doch für eine Weile hier.«
»Ja, sicher.« Der seltsame Mann schien über gute Informationen zu verfügen. Aber es störte mich nicht. Ich schielte zur Uhr an der Wand und war überrascht. Ich musste wohl etwas verpasst haben, es war bereits nach ein Uhr. Schade, den albernen Raben hätte ich gerne noch einmal gesehen.
Dann wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf den Alten gelenkt, der sich erhoben hatte und den schlaffenden Jungmanager musterte. Er hatte recht. Man konnte ihn nicht einfach liegen lassen und hoffen, die Putzfrau würde ihn am Morgen aufkehren.
Der Barde schien ebenso zu denken. Resolut schob er seinen Umhang zurück und zog die regungslose Gestalt mühelos, wie es schien, aus dem Sessel hoch. Na gut, egal, was er dachte. Ich nickte ihm zu und sagte: »Zimmer vierzehn.«
»Danke, Kind. Schlaft gut und träumt einen schönen Traum.«
Ich entfloh durch die Gänge in mein Zimmer, und wenn ich mich auch später nicht an einen schönen Traum erinnerte, zumindest hatte sein Wunsch nach einem guten Schlaf mir diesmal geholfen. Vielleicht war es aber auch dem Whisky zu verdanken. Jedenfalls wachte ich erst kurz vor neun auf und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Ich hatte in der Nacht vergessen, die Vorhänge zuzuziehen.
Touristische Attraktionen
Heute im Schlosshotel
Die Busreisenden sind in ihren Zimmern verschwunden - sie werden uns drei Tage erhalten bleiben, denn Drumnadruid Castle und Umgebung haben einiges an historischem Wert dazugewonnen. Ein bisschen bin ich stolz darauf, weil wir daran nicht unbeteiligt waren.
Das Klingeln des Telefons ruft mich zurück an die Rezeption. Und während des Gesprächs werfe ich einen raschen Blick hinter den Paravent, der das Bettchen vor den Blicken der Gäste verbirgt.
Jung-Alasdair hat vorhin ein wenig unzufrieden gegreint. Aber sein pelziger Wächter nimmt seine Aufgabe bitterernst. Bei dem ersten Jammerlaut ist er aufgestanden und zu dem Kleinen ins Bett gehüpft. Mit ein paar ordentlichen Trampeltritten rückt er das Kissen zurecht und legt sich dann laut schnurrend an Alasdairs Seite. Seine bebenden Barthaare scheinen meinen Sohn zu kitzeln, er gluckst und strampelt ein wenig, dann vergräbt er seine Händchen in des Katers weichem Fell und liegt jetzt selig schlummernd halb unter dem kleinen Tier vergraben.
»Die haben hier ein Gespenst, das rot glühende Augen hat. Ich versteh gar nicht, warum die Reiseleiterin uns diesmal nicht darauf aufmerksam gemacht hat.«
Frau Liebmann zurück an der Front.
»Maggi, warum wird das Gespenst nicht erwähnt? Das gibt dem Ganzen doch ein bisschen Stimmung.«
»Gespenst? Frau Liebmann, Sie glauben an Gespenster?«
»Natürlich nicht, aber man kann so etwas bestimmt inszenieren. Gehört doch zu einem schottischen Schloss einfach dazu. Wie der Dudelsack. Müsst ihr hier sparen?«
»Nein, Frau Liebmann.«
»Ihr braucht mehr Attraktionen, Schwerttanz und
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