MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
wollen wir mal den Gärtnerbarden aufsuchen.«
Die Katze war mit ihrem Mahl fertig und leckte sich die Lippen. Unter ihren mageren Rippen konnte ich deutlich das gefüllte Bäuchlein spüren. Aber als ich aufstand und an ihr Hinterbein kam, jammerte sie wieder schmerzlich auf. Was für ein armer Wurm!
Ken ging voran und öffnete das Tor. Dahinter führte ein grasbewachsener Weg an dem alten Feldsteinhaus vorbei. Wir gingen dorthin und klopften an die Holztür. Drinnen scharrte ein Stuhl, und der Gärtner öffnete uns. Als er mich mit dem Kätzchen auf dem Arm sah, lächelte er spontan, und ich merkte, wie sich auch mein Gesicht verzog. Darum fiel es mir leicht, unsere Bitte vorzutragen.
»Das Kätzchen haben wir im Garten gefunden. Es ist verletzt, fürchte ich.«
Er nahm es mir vorsichtig ab und trat ins Innere.
»Kommt herein. Wollen sehen, was ihr geschehen ist.«
Ken sah sich neugierig um, aber ich widmete mich dem alten Mann und dem Tier. Er hatte es auf den Tisch gesetzt und untersuchte sehr vorsichtig und, wie mir schien, fachkundig das Hinterbein.
»Hat wahrscheinlich einen Tritt bekommen. Lasst es bei mir, ich kenne mich damit aus.«
»Das ist sehr nett von Ihnen. Ich mag es nämlich nicht, wenn Tiere schlecht behandelt werden.«
»Ich weiß, ich weiß.«
Er beugte sich wieder über die Katze, und ich betrachtete das als Aufforderung, ihn zu verlassen. Also zupfte ich Ken am Ärmel, und wir verließen das Haus.
»Du solltest dich umziehen, Margita. Du siehst aus, als hättest du eigenhändig auf Knien die Gartenanlage neu gestaltet.«
»Oh!«
Es war nicht zu leugnen, ich sah aus wie ein kleines Schweinchen, das eine besonders ergiebige Schmodderpfütze gefunden hatte.
»Wir sehen uns beim Mittagessen.«
Nächtliche Visionen
Nach dem Mittagessen erhielt Ken wieder einen Anruf seines Chefs, und er entschuldigte sich mit seiner Arbeit. Weil ich keine Lust hatte, allein durch das Moor zu streifen, unternahm ich einen kleinen Ausflug ins Umland. Bedauerlicherweise vermisste ich dabei etwas Gesellschaft. Und zwar ziemlich eindeutig die von Kenneth Mackey. Wenn ich es recht betrachtete, war ich auf dem besten Wege, mich in ihn zu verlieben. Mit Ken konnte man so schön herumalbern, wenn er vergaß, dass er ein aufstrebender Pfeiler der Geschäftswelt war. Er hatte sich etwas Jungenhaftes erhalten, nicht nur im Aussehen. Nach meinen Berechnungen musste er knapp an die dreißig sein. Aber sonst wusste ich natürlich wenig von ihm. Andererseits warnte mich ein leises Stimmchen auch davor, er könne vielleicht gar zu jungenhaft sein und mich einfach nur als Spielzeug betrachten. Ich zog das Stimmchen in Betracht, aber dann sagte ich mir, dass es in den nächsten Tagen nicht allzu viel ausmachen würde. Eine ernsthafte Romanze mochte ich mir sowieso nicht mehr so schnell antun. Dafür hing mir die demütigende Erfahrung mit Peter noch zu stark in den Knochen.
Immerhin hatten wir uns für den Abend verabredet. Wir wollten uns um kurz vor Mitternacht in der Halle treffen. Tante Henrietta hatte ich natürlich nichts davon gesagt. Sie war nämlich am frühen Abend zurückgekommen und hatte mir Vorhaltungen gemacht. Ich solle mich bei den Männern vorsehen. Ich war wieder in meine alte Rolle der gefügigen Nichte zurückgeglitten und hatte mich bemüht, ihr so wenig wie möglich zu widersprechen.
»Du bist erschreckend vertrauensselig, Margita.«
»Ja, Tante Henrietta.«
»Ich will nicht, dass du dich zum Gespräch der Leute machst.«
»Natürlich nicht.«
»Du schlägst meine Warnungen wie immer in den Wind, scheint mir.«
»Nein, Tante Henrietta.«
»Dann halte dich also gefälligst etwas zurück. Ein Urlaubsflirt ist nie etwas Dauerhaftes. Es wäre für dich viel besser, du würdest einen soliden Mann finden, der dich heiratet. So einen wie Peter.«
»Der will mich aber nicht heiraten, sondern Saskia.«
»Daran wirst du nicht ganz unschuldig sein.«
Das war der Punkt, an dem ich nicht mehr ganz so gefügig blieb. Es passiert äußerst selten, aber diesmal musste ich meiner Tante doch widersprechen.
»Tante Henrietta, das Kapitel ist für mich abgeschlossen. Und ich möchte eigentlich auch von dir dazu keine Vorwürfe mehr hören. Es war für mich demütigend genug, aber inzwischen bin ich ganz froh, ihn los zu sein. Du weißt doch, Peter und ich waren noch sehr jung, als wir uns kennengelernt haben.«
Tante Henrietta knurrte: »Ich hatte dich damals gewarnt.«
»Ich weiß, aber wahrscheinlich
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