Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)
Esmeraldas Ziege in Notre-Dame zu Paris von Victor Hugo. Gegen Ende des Romans sieht Emma im Haus des Notars Guillaumin ein Bild Carl von Steubens (S. 391), wahrscheinlich La Esmeralda donnant une leçon de danse à sa chèvre Djali ( Esmeralda gibt ihrer Ziege Djali eine Tanzstunde ).
– küss deine Dame: In der Ausgabe von 1857 hieß es statt »baisez maîtresse« noch »embrassez maîtresse«, was harmloser »küssen, umarmen« bedeutet, während das Verb »baiser« auch als »ficken« verstanden werden kann. Unter dem Stichwort baiser heißt es denn auch im Wörterbuch der Gemeinplätze : »Man sagt besser embrasser – züchtiger.«
– eingeladen: Ende September 1837 hatte der Marquis de Pomereu die Familie Flaubert auf sein Schloss Le Héron eingeladen. Die Erinnerungen an diesen Besuch in der großen Welt verwendete Flaubert in seinen Werken immer wieder, von Quidquid volueris (1837) bis zur zweiten Éducation sentimentale (1869). Am 13. März 1850 schrieb er von den Ufern des Nil an Louis Bouilhet: »Ich lief dahin, die Füße voreinandersetzend und an ähnliche Morgen denkend … an einen unter anderem, beim Marquis de Pomereu in Le Héron, nach einem Ball. Ich war nicht zu Bett gegangen, und am Morgen fuhr ich dann in einem Kahn auf dem Teich spazieren, ganz allein, in meinem Anzug fürs Collège. Die Schwäne beobachteten mich beim Vorübergleiten, und die Blätter der Sträucher fielen wieder zurück ins Wasser. Das war wenige Tage vor Schulanfang; ich war 15.«
Lanzettenstich: » LANZETTE Immer eine dabeihaben, aber fürchten, von ihr Gebrauch zu machen.« ( Wörterbuch der Gemeinplätze )
– vorn auf dem Spritzleder: Laut Manuskript: »devant sur le tablier«; fast alle Ausgaben schreiben »devant le tablier / vor dem Spritzleder«, weil der Kopist das »sur / auf« weggelassen hat.
Kapitel VIII
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Coutras: Im heutigen Departement Gironde gelegen; Sieg der Protestanten unter Henri de Navarre, dem späteren Heinrich IV., über die Verbündeten der katholischen Ligue unter dem Kommando des Herzogs von Joyeuse.
– La Hougue-Saint-Vaast: An der Ostküste des Cotentin (Manche); hier zerstörte eine englisch-holländische Flotte das französische Geschwader unter Tourville.
Handschuhe: Um zu zeigen, dass sie keinen Wein eingeschenkt bekommen wollte, steckte eine Frau die Handschuhe in ihr Glas, denn die romantische Dame aß nicht und trank nicht, sie war ein ätherisches Wesen, das höchstens ein paar Haselnüsse knabberte, wie Emma im nächsten Kapitel. Lamartine hatte zur Entstehung dieser Mode wesentlich beigetragen.
– Artois: 1757– 1836; der Schwager von Marie-Antoinette (1755– 1793) und spätere König Karl X. (1824– 1830) war im Ancien régime bekannt für seine Prunk- und Vergnügungssucht. Der Marquis de Conflans, der Herzog von Coigny und der Herzog von Lauzun waren Hofleute.
für den Ball: »Ich muss eine Schilderung schreiben. Nun fällt mir aber das Berichten furchtbar lästig. Ich muss meine Heldin auf einen Ball führen. Ich hab schon so lange keinen erlebt, dass es mir große Anstrengungen der Vorstellungskraft abverlangt. Und außerdem, das ist etwas so Gewöhnliches, das wird überall lang und breit erzählt! Es wäre ein Wunder, wenn ich das Seichte vermeiden könnte, und ich will es unbedingt vermeiden«, schreibt Flaubert am 2. Mai 1852 an Louise Colet.
Die Spitzenbesätze, die Diamantbroschen, die Armbänder: Dieselbe ungewöhnliche Satzkonstruktion – zwei oder drei aufeinanderfolgende Substantive mit nachgestellter Verbenreihe – findet sich auch auf S. 130 und S. 177– 178. Der wiederholte bestimmte Artikel ist ein deiktisches Zeichen: Emma erkennt Dinge, die ihr aus Roman, Traum und Phantasie vertraut sind.
Italien: » ITALIEN Ziel aller Hochzeitsreisen. / Italiam! Italiam! / Sorgt für zahlreiche Enttäuschungen, ist nicht so schön, wie man sagt.« ( Wörterbuch der Gemeinplätze )
Charles, der schlief: In der letzten Fassung vor dem endgültigen Manuskript folgt hier noch eine lange Szene, deren Streichung Flaubert-Liebhaber, wie etwa Gérard Genette in Figures I (Paris 1966, S. 236), immer wieder bedauert haben. »Weißt Du, womit ich vorgestern meinen ganzen Nachmittag verbracht habe?« fragt Flaubert Louise Colet in einem Brief vom 15./16. Mai 1852. »Damit, die Landschaft durch bunte Gläser zu betrachten; das brauchte ich für eine Seite meiner Bovary , die, glaube ich, nicht zu den schlechtesten gehören wird.«
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