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Madame Butterflys Schatten

Madame Butterflys Schatten

Titel: Madame Butterflys Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Langley
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kommen!« Er schüttelte den Kopf. »Klingt einfach nicht so gut wie das Original, oder?«

Kapitel 48
    IN VIER MONATEN alterte Joe um zehn Jahre, die gefühlten Jahre lasteten auf ihm wie eine Rüstung: schwer, doch nicht immer Schutz bietend. Die strahlenden neuen Soldaten, die in Oran losgesegelt waren, um in Italien an Land zu gehen, waren jetzt müde und mitgenommen, die Uniformen schmutzig, die Gesichter verändert, die Wangen mit Bartstoppeln bedeckt, die Augen trübe, die Lippen ausgetrocknet und rissig. Sie taumelten unter dem Gewicht von Tornistern und Waffen, der Last der Tage, Wochen, Monate.
    Das erste Gefecht, in das sie ohne Vorwarnung geraten waren, lag lange hinter ihnen. Sie lebten mit dem Wissen, dass die Kugeln nicht zufällig in nächster Nähe an ihnen vorbeizischten, sie waren das Ziel.
    In ihren früheren Briefen hatte Nancy von Italien geschrieben, ihr Freund, der Engländer, hatte ihr Geschichten über Florenz und Pompeji erzählt, über die Vergangenheit, über Kunst und Musik und – verblüffenderweise – über Wolle. Joey hatte diese Briefe in Tule Lake gelesen, das ihm rückblickend als das reinste Idyll erschien. Keine der Seiten, auf denen von Renaissance-Fresken und den Medici die Rede war, von Schönheit und geschickten Intrigen, schien etwas mit dem Italien zu tun zu haben, das er sah: eine Landschaft, übersät mit zersplitterten Bäumen und Bombentrichtern, zerstörten Dörfern und Toten, den aufgeblähten Kadavern von Pferden und Kühen, die auf einem tosenden, innerhalb von zehn Stunden um sechs Meter angestiegenen Fluss vorbeitrieben. Ein Fluss, den sie unter dem Beschuss der Deutschen überqueren mussten, umgeben von ohrenbetäubendem Geschützfeuer und Rauch, der ihnen Nase und Lunge verklebte.
    Nachts, am Ende ihrer Kraft, suchten sie Schutz beieinander, drängten sich unter einer wasserdichten Plane, die den unaufhörlichen Regen jedoch nur zum Teil abhielt. Die Schützenlöcher glichen Gräbern: Sie begruben sich selbst unter einem provisorischen Dach aus Zweigen und herausgerissenem Gestrüpp als Tarnung. Hin und wieder kamen sie in den Genuss einer Unterkunft in einem verlassenen Bauernhof, drängten sich im Schein von Kerzenstumpen, der zitternde Schatten an die Wände warf, um einen runden Tisch und kochten Kaffee aus Kaffee- und Milchpulver. »Was für ein Luxus«, murmelte Otishi in seinen Blechbecher. »Wenigstens kein Wasserpulver. Noch nicht.«
    Rasch verloren die Männer ihre Angst vor den schemenhaften Gestalten, die um sie herumhuschten, es waren keine feindlichen Späher, sondern Einheimische, italienische Partisanen, die verstohlen vorbeischlichen, oder Frauen und Kinder, die den Abfall der Soldaten nach etwas Essbarem durchwühlten.
    Als Joe eines Abends seine kalte Ration von einem Blechteller kratzte, wurde ihm klar, dass die Truppen im Vergleich mit der Bevölkerung hervorragend versorgt waren. Am Rand der Lichtung stand ein kleines barfüßiges Mädchen und beobachtete die uniformierten Männer. Er schob ihm einen Schokoladenriegel aus seinem Proviantpäckchen in die ausgestreckte schmutzige Hand und kam sich dabei nicht besonders großzügig vor.
    Bei Tag schleppten sie sich weiter, ausgelaugt vom Schlafmangel, die Nerven zum Zerreißen gespannt, begleitet vom Dröhnen der Granaten und dem Pfeifen und Kreischen des Artilleriefeuers. Das Kriegsorchester in vollem Einsatz. Sie dachten nicht weiter als bis zum nächsten Angriff, zu der Kugel, der Granate, dem Mörser, die diesen zu ihrem letzten machen konnten. Es gab keinen Zusammenhang mehr, kein »großes Ganzes«. Die Überlebenschance schrumpfte auf die Größe eines Mannes, des Soldaten vor Joe, der wie eine Ameise über den Boden krabbelte und ihn mit seinem Bajonett nach Minen abtastete. Bis jetzt hatten sie überlebt.
    Der Konvoi aus gepanzerten Lastwagen und Jeeps holperte über Landstraßen, die nur mehr aus Matsch und Pfützen bestanden. Doch Not macht erfinderisch, und so bauten die Männer Knüppeldämme aus Ästen, Dachziegeln, zerbrochenen Kisten und Schutt, um eine Unterlage für die durchdrehenden Räder zu schaffen, wenn sie wieder einmal im Matsch festsaßen. An einer Kreuzung erblickten sie hinter einem schief in seinen Angeln hängenden hohen Tor die Überreste eines herrschaftlichen Anwesens. Vor ihnen lag ein unpassierbares Schlammloch, die Wasseroberfläche kräuselte sich unter den Vibrationen der Ketten und Räder. Sie holten aus der ehemals eleganten Villa eine kaputte

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