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Madame Butterflys Schatten

Madame Butterflys Schatten

Titel: Madame Butterflys Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Langley
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dem Fluss an einem steil abfallenden Felsvorsprung entlangführte. Er stieg aus, löste die Bremse und fing an zu schieben – da er ein schmächtiger Mann war, musste er all seine Kraft aufwenden, um das Auto von der Stelle zu bringen. Schließlich setzte es sich in Bewegung und rollte immer schneller auf den Abgrund zu. Er sah zu, wie es über die Kante fuhr. Einen Moment schien es in der Luft zu schweben, als könnte es fliegen, dann verschwand es. Er hörte ein lautes Klatschen, ein Gurgeln, und das Auto ging in den dunkelblauen Fluten unter. Mr. Takahashi drehte sich um und ging zur Straße zurück. Er wusste, dass es in der Nähe eine Tankstelle gab. Bestimmt würde er jemanden finden, der ihn mit in die Stadt nahm.
    Mr. Takahashi stolperte weiter auf das Lagertor zu. Der stechende Schmerz in seinem Leib strahlte bis in die Leistengegend aus. Ein junger Mann mit einer Narbe auf der Wange bot ihm seine Hilfe an, und er nahm mit einem höflichen Nicken seinen Arm. Schweigend gingen sie weiter, langsamer als der Rest, sodass sie immer mehr zurückfielen und schließlich sogar von einer zierlichen, weißhaarigen alten Frau mit einem Kleinkind an der Hand überholt wurden. Einer der Soldaten bellte: »Los, vorwärts!«, doch keiner der beiden Männer blickte auf oder gab eine Antwort; der jüngere stützte Mr. Takahashi nur noch etwas fester, bis er ihn zu guter Letzt fast trug.
    Sie erreichten das Tor und betraten das Lager, wo Mr. Takahashi den Arm seines Helfers losließ und sich kurz verbeugte.
    Ichir ō erwiderte die Verbeugung und reichte ihm vorsichtig die Reisetasche, die er für ihn getragen hatte.
    »Sie brauchen einen Arzt, senpai .«
    Mr. Takahashi umklammerte den Griff seiner Tasche und ging weg, die freie Hand verstohlen gegen den Leib gepresst. Die Luft war von Stimmen erfüllt – dem Weinen verängstigter Kinder, den Rufen besorgter Eltern, den barschen Befehlen der Soldaten. Verwirrt von dem Lärm und unsicher, wohin er sich wenden sollte, eine dicke Staubschicht auf den Brillengläsern, drehte sich Mr. Takahashi, ohne es zu merken, einmal im Kreis und bewegte sich wieder auf den Stacheldrahtzaun und das Tor zu. Aufgeschreckt durch einen Schrei beschleunigte er seine Schritte.
    Auf der anderen Seite des Lagers hörte Joey einen Soldaten einen Befehl schreien, einen von vielen, der zu dem allgemeinen Durcheinander beitrug. Als dieser Befehl mehrmals wiederholt wurde, jedes Mal lauter und eindringlicher, blickte er sich um, um festzustellen, wem er galt.
    Weiteres Gebrüll. Ein Schuss. Ein Aufschrei. Zwei Schüsse rasch hintereinander, ein metallischer Kontrapunkt zu dem sonstigen Lärm. Mr. Takahashi strauchelte und drehte sich. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck des Erstaunens, als er auf dem staubigen Boden zusammenbrach.
    Leute kamen herbeigelaufen, schrien Anschuldigungen. Es sei ein Missverständnis gewesen, rief der Soldat zurück, den Tränen nahe. Er habe gedacht, der Gefangene versuche zu fliehen.
    »Er ist auf den Zaun zugegangen, auf das Tor!«
    Er habe den Gefangenen aufgefordert, stehen zu bleiben. Der Mann sei einfach weitergegangen.
    »Er hätte stehen bleiben sollen! Ich habe laut genug gerufen!«
    Er starrte die still gewordene Menge an.
    »Es hätte ein Fluchtversuch sein können!«
    Eine einzelne Stimme aus der Menge: »Er war krank! Er hat es kaum vom Bus bis hierher geschafft.«
    Schwitzend und verängstigt rief der Soldat nach Verstärkung: Wegen dieser Leute war er jetzt auch noch in Schwierigkeiten.
    Er erhielt eine Rüge. Einer seiner Vorgesetzten wies die Männer darauf hin, dass nicht alle Gefangenen Englisch verstanden. (»Sollten sie aber, verdammt noch mal«, murmelte einer der Soldaten. »Schließlich sind sie schon lange genug hier.«)
    Mr. Takahashi wurde zur Krankenstation gebracht. Seine Registrierungsdaten wurden aufgenommen, aus einer Nummer wurde eine Zahl in der Statistik: der erste tödliche Unfall im Lager.

Kapitel 35
    JOEY MUSTERTE DIE Holzhütten: geradezu lächerlich armselig, in langen geraden Reihen aufgestellt wie Spielzeughäuser aus einem Baukasten. Der große böse Wolf hätte es hier nicht schwer: Einmal kräftig pusten, und sie würden allesamt in sich zusammenfallen.
    Die Baracken waren erbärmlich leer, ihre zukünftigen Bewohner hatten sämtliche Annehmlichkeiten eines Zuhauses zurücklassen müssen. Rein theoretisch konnten wichtige Haushaltsgegenstände – Kühlschränke, Waschmaschinen, wertvolle Möbel – bei den Sammelstellen

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