Madame Fabienne
er sucht nach diesem Didier, seinem Assistenten. Außerdem würde er sich gerne mit Madame Fabienne unterhalten. Wahrscheinlich weil er denkt, er könne so an diesen Didier rankommen."
Jean Claude musste einmal schlucken, "Und w-was heißt das?"
"Naja", Vacaro sprach immer noch leise, "Roque-Maurel hat etliche Kämpfer mit in die Stadt gebracht."
"Kämpfer?"
"Samurais, mindestens 17."
"Bitte?"
Vacaro grinste ein bisschen, es sah hämisch aus. "Sie haben schon richtig gehört. Vielleicht sind es auch noch mehr, denn es ist unwahrscheinlich, dass wir alle entdecken konnten. Es war auch Roque-Maurel, der Madame Fabienne an uns empfohlen hat."
Jean Claude zeigte auf das Foto, "Wer sind denn die beiden neben diesem Monsieur Roque-Maurel?" Man sah einen Mann mit gebräuntem Teint und eine Frau asiatischer Herkunft. Sie war fast so lang wie ihr Chef und trug einen schwarzen Ledermantel, der ganz offen stand. Ihre Haare waren glatt und in der Mitte gescheitelt.
"Die beiden gehören zu seinen Samurais."
"Und w-was hat das mit mir zu tun?"
Vacaro ließ das Foto wieder verschwinden, "Wo waren sie denn die ganze Zeit?"
"Ich..." Er sprach nicht weiter.
"Madame Fabienne hat bei mir angerufen. Warum nicht bei Ihnen, eigentlich ist das doch Ihre Aufgabe." Vacaros Stimme bekam nun einen scharfen Unterton, "Mir ist es im Grunde egal, was mit diesem Didier passiert ist. Wichtig ist, dass die Fabrik endlich GMN kaufen kann. Wir verhandeln mit Sibel Gündesch, und so wie es aussieht, könnte die Übernahme auch schon bald klappen. Und ich werde nicht erlauben, dass uns diese Angelegenheit noch im letzten Moment vermasselt wird. Verstehen Sie das?"
Er gab keine Antwort.
"Sie hängen tief in der Sache mit drin." Der Blick des anderen traf ihn, "Da ist etwas zwischen Ihnen und Madame Fabienne, das ich nicht weiß."
Jean Claude schwieg.
"Es könnte sein, dass der alte Gaston Sie sprechen möchte."
"Mich sprechen?" Jean Claude musste ein bisschen lachen, es klang gespielt. "Warum denn?"
"Weil er in Ihnen die Verbindung zu Madame Fabienne sieht. Wissen Sie eigentlich was das bedeutet?"
"Nicht ganz, um ehrlich zu sein."
"Das habe ich mir gedacht." Vacaro fing nun an zu flüstern, "Wenn der alte Gaston diesen Didier nicht findet, dann... könnte schon einiges passieren."
Der Mund stand ihm für einen Moment offen, "Was denn, zum Beispiel?"
Vacaro starrte ihn an, "Sie haben sich in eine schwierige Situation gebracht. Und wenn Sie leben wollen, dann machen Sie lieber genau das, was ich Ihnen sage."
Jean Claude tat so, als wäre er ein bisschen erleichtert. Vacaro log ihn an, oder? Ganz bestimmt, dem Mann war es doch egal, was mit ihm geschehen würde, solange das keine negative Auswirkung auf die Fabrik hatte. So wie es jetzt also aussah, war er auf sich allein gestellt.
*
Fabienne war im Bungalow und starrte nach draußen aufs offene Feld: Sie dürften jetzt nicht nur abwarten, sondern müssten auch etwas unternehmen. Wo war denn Véronique? Keine Ahnung. Sie ging in eines der Zimmer auf der Vorderseite und lugte nach draußen auf die Straße. Es dämmerte schon, und zu Fuß war niemand mehr unterwegs, aber manchmal fuhr noch ein Auto vorbei.
Man hörte nun Schritte, und gleich darauf erschien Véronique auf der Türschwelle: "Stimmt irgendwas nicht?"
"Bitte?"
"Ist alles in Ordnung?"
"Ich weiß nicht. Wie wäre es, wenn wir beim alten Gaston anrufen?"
Véronique schwieg, offenbar missfiel ihr dieser Vorschlag.
"Falls es ein Problem gibt, können wir es vielleicht lösen."
"Vielleicht auch nicht."
Fabienne sah hinterm Vorhang noch mal nach draußen, aber es schien alles in Ordnung zu sein.
Véronique atmete nun hörbar aus, "Also gut, wir rufen ihn an."
"Na endlich. Benutzen wir eines der Handys?"
"Lieber nicht." Sie wies mit dem Kopf auf die Straße, "Wir nehmen die Telefonzelle. Ein Moment noch, bitte." Véronique verschwand nach nebenan, und als sie wieder zurückkam, sah man noch, wie sie die Pistole unter ihrem schwarzen Blazer verschwinden ließ. "Achte darauf, dass der Anruf kurz ist, ja?!"
"In Ordnung."
Sie verließen den Bungalow und gingen an den anderen Häusern vorbei. Außer ihnen konnte man keine Passanten entdecken. Es war auffallend still, manchmal frischte allerdings der Wind auf und blies durch die Bäume, die hier und da auf dem Gehsteig standen. Auf der anderen Straßenseite gab es einen Laden, eine kleine Bäckerei, die noch geöffnet hatte. Durch das Schaufenster konnte man sehen, wie
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