Madame Fabienne
die Verkäuferin anfing, die Glastheke auszuräumen. Fabienne konzentrierte sich auf ihre Umgebung, konnte aber nichts Negatives spüren.
Sie kamen nun zu der Telefonzelle, und Fabienne gab sofort die Nummer ein. Es klingelte drei oder vier Mal, dann hob jemand ab, ohne etwas zu sagen.
"Hallo?"
Es gab keine Antwort.
"Ich möchte mit Ihnen sprechen."
"Das ist aber eine schöne Überraschung, meine Liebe." Es war Gaston Roque-Maurel. "Wir haben uns ja schon so lange nicht mehr gesehen. Ich schlage vor, wir treffen uns an einem gemütlichen Ort, wo wir uns in Ruhe unterhalten können, vielleicht in einem Café."
"Es wäre mir lieber, wenn wir das hier am Telefon besprechen."
"Ich bin ein wenig enttäuscht... Sie wissen doch, dass ich Sie immer geschätzt habe."
Was sollte das denn heißen? Sie schwieg.
"Ich habe versucht, Sie zu erreichen, aber es war nicht möglich. Zumindest nicht unter der üblichen Nummer."
"Der Auftrag in dieser Stadt ist leider... schwieriger als erwartet."
"Das verstehe ich." Man hörte nun feine Geräusche im Hintergrund, aber es war unmöglich zu sagen, was dort geschah. Der alte Gaston sprach mit einer freundlichen Stimme, "Ich habe viel getan, um Ihre Karriere zu fördern, und das wissen Sie auch."
"Ich möchte Frieden."
"Das kann ich verstehen. Wer möchte das nicht... Ich suche nach meinem Assistenten, Didier Malvault. Sie wissen nicht zufällig, wo er ist?"
Fabienne sah wieder zu Véronique, ihr stand der Mund offen, und sie strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. Eigentlich hätten sie ja mit dieser Frage rechnen müssen. Sie sprach in den Hörer, "Ich... ich weiß nicht, wo er ist."
"Und Sie haben auch nicht mit ihm gesprochen?"
"Warum sollte ich das?"
"Naja", der alte Gaston zögerte ein wenig. "Immerhin ist das schon ein Zufall, sie beide hier in dieser fremden Stadt am Rhein."
"Und jetzt sind Sie auch hier."
"Wo ist Didier?"
"Ich weiß es nicht."
Der alte Gaston sprach nun leiser, und seine Stimme bekam einen scharfen Unterton, "Ich möchte mit ihm sprechen."
"Ich kann Ihnen dabei nicht helfen."
"Das bezweifle ich."
Véronique gab ihr ein Handzeichen, sie solle das Gespräch beenden. "Ich melde mich wieder, wenn ich etwas über Didier erfahren habe."
"Halten Sie mich nicht für dumm, meine Liebe."
"D-das würde ich nie tun, Monsieur Gaston. Nie." Sie unterbrach die Verbindung und verließ die Telefonzelle. Man hörte, wie in der Ferne Autos fuhren: Es war ein Rauschen, das mal anschwoll und mal schwächer wurde. Fabienne zog die Luft in ihren Körper hinein und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, "Ich glaube, der Anruf war ein Reinfall."
Véronique stand so dicht neben ihr, dass sie flüstern konnte, "Der alte Gaston wird uns jagen, wenn er erfährt, was mit—"
"Pscht. Nicht hier... Wir müssen etwas unternehmen." Sie ging wieder in die Telefonzelle und gab Luigi Vacaros Nummer ein. Es klingelte ein paar Mal, aber dann meldete er sich: "Ja?!"
"Es ist Zeit, dass sie mich auszahlen."
"Warum wenden Sie sich nicht an den Mitarbeiter, der diese Angelegenheit betreut?"
"Ich habe x-mal bei ihm angerufen, aber es meldete sich niemand."
"Ah", es entstand eine Pause, und man hörte, wie Seiten umgeschlagen wurden. "Ich glaube, wenn Sie es jetzt versuchen, wird eine Kommunikation möglich sein."
"Es ist genug." Ihre Stimme bekam einen scharfen Unterton, "Ich möchte mein Geld haben, hören Sie?! Ich habe die Sache erledigt."
Vacaro zögerte ein wenig, "Heute Nacht geht das nicht mehr, dazu ist es schon zu spät."
Fabienne sah zu Véronique, die neben ihr stand und angespannt lauschte. "Also gut, dann eben morgen. Und ich möchte, dass ihr Mitarbeiter mir die Gage bringt, sonst niemand."
Vacaro atmete hörbar aus, "Sind Sie sich da sicher?"
"Ich bestehe darauf."
"Das wird vielleicht schwierig werden."
Wollte der Mann mit ihr spielen? "Können Sie mich nicht hören?! Ich bestehe darauf."
"Also gut, wie Sie es wünschen."
"Und versuchen Sie keine faulen Tricks, ja?!"
"Das hätten Sie nicht sagen brauchen."
Was sollte das denn heißen? "Ich melde mich wieder." Fabienne unterbrach die Verbindung, und sie stellten sich auf den Gehsteig. Ein roter Golf fuhr an ihnen vorbei, und für einen Moment sah der Mann hinterm Lenkrad zu ihnen. Wahrscheinlich war es nur ein Zufall, denn der Wagen verschwand gleich wieder in der Ferne. Véronique wies mit dem Kopf in Richtung Bungalow, "Wir beeilen uns besser."
Sie gingen los, und als
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