Madame Fabienne
Toten?"
"Ja."
"Sind es viele?"
"Es hört sich zumindest so an."
"Und was jetzt?" Véronique sah sie fragend an: "Ist das gut oder schlecht für uns?"
Fabienne zuckte mit den Achseln, "Das weiß ich auch noch nicht."
"Kannst du sie rufen?"
"Wahrscheinlich nicht." Sie atmete hörbar aus, "Wenn überhaupt, dann nur bei Nacht. Aber wahrscheinlich kommt es gar nicht so schlimm."
Fabienne setzte sich nun in einen der Korbsessel und drehte sich so, dass sie das offene Feld und Véronique sehen konnte: "Ich möchte, dass du dich umhörst."
Véronique sah sie fragend an.
"Wegen der Toten. Vielleicht gibt es hier einen verlassenen Friedhof. Kannst du das machen?"
"Geht in Ordnung."
"Und dann möchte ich, dass du weniger Geld ausgibst als sonst. Unsere Zukunft ist ungewiss."
Véronique schwieg.
"Hörst du?"
"Ist ja schon gut."
Fabienne schlug ein Bein übers andere: Hoffentlich hatte sie das auch begriffen. "Was ist mit dieser Wohnung?"
"Eben hast doch gesagt, ich soll weniger ausgeben."
"Ja. Aber sobald uns Vacaro Geld schickt, mietest du diese Wohnung. Wo ist sie?"
"Nicht weit von hier."
"Hier in Oppau?"
"Nein, in Oggersheim." Véronique zeigte nach draußen, wo am Horizont Wohnblocks in die Höhe ragten. "Auf der anderen Seite, diese Richtung ist es."
"Gut." Fabienne sah sie an, "Vielleicht schickt Vacaro gar kein Geld, dann reisen wir ab. Hörst du?"
Véronique zögerte ein wenig. "Also gut, dann reisen wir ab."
"Vielleicht kommt es auch noch schlimmer, und dieser Mann schickt jemand, nicht Jean Claude. Du verstehst schon."
Véronique fing an zu grinsen und machte ihren Blazer auf, so dass es für einen Moment möglich war, ihre Pistole zu sehen: "Wir können uns wehren."
"Das ist doch gar nicht unser Stil." Fabienne stand auf und schloss wieder die Glastür. Eigentlich hatten sie hier alles gesehen, was wichtig war; sie könnten wieder zurück zur Schwanthaler Allee fahren. Ein Problem blieb allerdings immer noch dieser Vacaro. Was wäre, wenn der wirklich seine Handlanger schickte? Aber Véronique hatte da schon Recht, sie könnten sich wehren.
14
Jean Claude stand im Fahrstuhl und sah auf das Display, das die jeweilige Etage anzeigte. Wie übel es ihm schon wieder war. Es lag wahrscheinlich daran, dass dieser Kasten sich so schnell nach oben bewegte; vielleicht hätte er doch besser das Treppenhaus benutzt. Endlich, die beiden Flügel der Metalltür glitten beiseite, und er ging nach draußen in den Flur.
Am besten würde er es so machen, dass er nur mit Bikem Taschkan sprach; dieser Vacaro war ihm nicht geheuer: Bei dem wusste man doch nie, was er wirklich dachte.
Vielleicht könnte er mehr über diese Sache erfahren. Wie hatte Fabienne es nur geschafft, Hasan so zu beeinflussen, dass er GMN verkaufen wollte? Sie hatte ihn intensiv angeschaut, aber das konnte doch nicht reichen, um ihm umzustimmen. Was wäre zum Beispiel, wenn sie mit ihm geschlafen hätte? Könnte das sein? Wohl kaum, wann hätte sie das denn machen sollen? Er war doch immer bei ihr gewesen, oder? Nein, nein, das stimmte nicht...
Es blieb also ein Rätsel für ihn.
Er folgte weiter dem Flur, und nun kamen ihm etliche Mitarbeiter entgegen, doch die meisten nahmen gar keine Notiz von ihm. Nur eine Frau nickte ihm zu, und er grüßte auf die gleiche Art zurück. Es war auffallend warm, offenbar hatte man die Heizung zu hoch eingestellt. Irgendwo klingelte ein Telefon, und man hörte, wie jemand gebrochenes Englisch sprach.
Er kam schließlich zu den Räumen, die der Sicherheitsdienst benutzte. Als er anklopfte, wurde etwas gerufen, was er nicht verstehen konnte, aber wahrscheinlich war es das Herein gewesen. Er betrat also das Büro und schloss die Tür hinter sich. Es gab hier ein grelles Licht, weil alle Deckenleuchten brannten, außerdem hatte man die Jalousien nach unten gelassen. Was ihm gleich wieder auffiel, war diese lange Reihe von Monitoren. Die meisten davon waren eingeschaltet und zeigten Bilder in Schwarzweiß. Man konnte zum Beispiel den Flur sehen, den Eingang zum Gebäude oder Teile vom Treppenhaus.
Bikem Taschkan saß an ihrem Platz und telefonierte. Sie sprach auf Türkisch und trug diesmal eine Brille mit randlosen Gläsern. Um sie herum lagen aufgeschlagene Akten und Farbfotos von Menschen. Sie gab ihm ein Handzeichen, er solle sich auf den Besucherstuhl setzen, der direkt vor ihrem Schreibtisch stand. Aber er blieb jetzt lieber stehen, denn er hatte irgendwie ein mieses Gefühl.
Was der
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