Madame Fabienne
Schornsteinen. Am Himmel zogen immer noch graue Wolken, inzwischen hatte es aber wenigstens aufgehört zu regnen.
Sie erreichten nun Oppau, und Véronique bog gleich nach links in eine der Seitenstraßen: "Wir sind in einer Minute da."
"Gut." Sie faltete die Karte wieder zusammen, "Wir müssen aufpassen. Diesem Vacaro trau ich nicht."
"Der Typ ist gefährlich, ja."
"Und du weißt, dass wir in einer schwierigen Situation sind."
"Sag schon, was du sagen willst."
"Wir müssen vorsichtiger mit dem Geld umgehen."
Véronique sah sie für eine Sekunde an, "Was soll das heißen?"
"Niemand weiß, was die Zukunft für uns bringt."
"Wir schaffen das." Véronique lenkte den Mercedes weiter durch die Seitenstraße. Links und rechts standen Wohnhäuser, die oft auch Vorgärten hatten; am Gehsteig waren fast überall Autos geparkt. Sie passierten nun ein Restaurant, das einen italienischen Namen hatte, dann gab es noch einen geschlossenen Kiosk und eine kleine Bäckerei.
Véronique zeigte auf einen Bungalow, "Das ist das Haus."
"Gut, aber wir parken nicht davor."
Véronique verdrehte die Augen, "Ist das nicht übertrieben?"
"Nein, ist es nicht."
Véronique wendete also den Wagen und stellte ihn auf der anderen Straßenseite ab. Sie blieben noch sitzen und beobachteten, was geschah: Passanten kamen nur wenige vorbei, und es blieb auffallend still. Ihr Bungalow hatte einen weißen Anstrich und ein dunkles Ziegeldach; durch den Vorgarten entstand ein bisschen Freiraum zu den Nachbarhäusern. Fabienne löste nun den Sicherheitsgurt, "Es könnte gut sein, dass wir hier schon bald auffallen. Hier kennt doch bestimmt jeder den anderen, oder? Und wenn wir mal flüchten müssen, bleibt wohl nur diese Straße."
"Es lässt sich nicht alles so regeln, wie man möchte."
"Ich sag es ja bloß."
Véronique stieg aus und ging auf den Bungalow zu, doch Fabienne blieb noch sitzen. Sie schloss einen Moment die Augen und konzentrierte sich, aber sie konnte nichts Negatives in ihrer Nähe spüren. Alles schien in Ordnung zu sein, und trotzdem zögerte sie noch. Erst als Véronique die Haustür aufschloss, verließ sie den Wagen.
Ein paar Häuser weiter trat nun ein Mann auf die Straße und stopfte etwas in eine Mülltonne. Als er ein Stück weit in ihre Richtung kam, wandte sich Fabienne ab, damit er nicht ihr Gesicht sehen konnte. Irgendwie hatte sie jetzt doch ein schlechtes Gefühl, aber an was könnte das nur liegen? Véronique hatte die Haustür einen Spalt weit offen gelassen, und Fabienne trat ein. Es gab eine Garderobe, dann folgte gleich ein Flur, der ins Wohnzimmer führte.
Man hörte Schritte, und im nächsten Moment erschien wieder Véronique. Sie knöpfte ihren schwarzen Blazer auf: "Und? Was meinst du?"
"Ich schau mich mal um." Fabienne ging weiter ins Schlafzimmer, das mit dunklen Möbeln ausgestattet war. Offenbar hatte man hier erst vor Kurzem geputzt, denn alles glänzte. Auch im Bad fiel auf den ersten Blick auf, dass jemand sauber gemacht hatte. Hier könnten sie bleiben, allerdings würde Vacaro sie früher oder später finden, falls er nach ihnen suchte.
Sie ging nun in den Wintergarten, der sich auf der Rückseite des Bungalows befand. Der Raum hatte einen gefliesten Boden, und es gab fast überall Grünpflanzen, sogar kleine Palmen, die in Kübeln wuchsen. Durch die Fensterfront konnte man das offene Feld sehen und dahinter am Horizont irgendwelche Wohnblocks. Neben der Glastür standen zwei geflochtene Korbsessel und ein Beistelltisch mit einer Mosaikplatte.
Fabienne zeigte auf ein schwarzes Gießkännchen, das in einer Ecke stand: "Kommt hier jemand vorbei, um nach den Pflanzen zu schauen?"
"Einmal in der Woche. Eine alte Frau. Sie hat einen Schlüssel, aber sie ist harmlos."
"Das könnte Probleme geben."
Véronique gab keine Antwort, sondern machte die Glastür auf, und man spürte gleich, wie der Wind auffrischte und in den Wintergarten blies. Einen Moment standen sie beisammen und schwiegen. Wie schnell die Wolken am Himmel zogen. Manchmal hörte man, wie in der Ferne Autos vorbeifuhren; aber da war auch noch ein anderes Geräusch. "Hörst du das auch?"
"Was denn? Den Wind?"
"Nein." Fabienne schloss einen Moment die Augen und lauschte: Jetzt konnte sie es besser hören, es waren Stimmen, die flüsterten.
Véronique runzelte die Stirn, "Was ist denn?"
"Ist hier ein Friedhof in der Nähe?"
"Nicht, dass ich wüsste."
"Tatsächlich?" Fabienne zeigte aufs offene Feld, "Ich höre aber Stimmen."
"Die
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