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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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passiert war, denn sonst wäre er heute nicht so früh am Morgen aufgewacht. Und er hatte auch gleich in der Pariser Zentrale angerufen. Dem alten Gaston gehe es wieder gut genug, um ins Büro zu kommen, hatte die Frau am Telefon gesagt. Ein genaues Datum hierfür könne sie ihm nicht nennen, aber Herr Roque-Maurel wolle heute Nachmittag noch mal bei ihr anrufen und ihr Anweisungen geben.
    Wie er auf einmal schwitzte, und sein Atem kam so laut. Vielleicht hatte man ihn auch angelogen, vielleicht hatte der alte Gaston ihr das aufgetragen. Was dann? So hielt er das einfach nicht mehr aus— er müsste packen und von hier verschwinden, und zwar so schnell wie möglich. Er riss den Kleiderschrank auf und fing an, seine Klamotten in den einen Reisekoffer zu stopfen, als auf einmal sein Handy klingelte. Er hielt inne, und dabei fiel ihm auf, dass ihm der Mund offen stand. Er musste einmal schlucken und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
    Wer war wohl der Anrufer?
    Etwa schon der alte Gaston? Wäre das möglich? Der alte Sack hatte seine Nummer ermitteln lassen, natürlich. In solchen Sachen war der doch spitze. Warum hatte er auch nicht früher daran gedacht. Bei nächster Gelegenheit müsste er sich ein anderes Handy besorgen.
    Warum war der alte Gaston auch nicht verreckt!
    Es klingelte immer noch, was sollte er jetzt machen? Wie still es hier drinnen war. Er konnte sich in dem langen Wandspiegel sehen: Im Gesicht war er zu blass, und auf seiner verschwitzten Stirn klebten Haarsträhnen. Er griff nach dem Handy und meldete sich: "Ja?!"
    "Ich bin's, Chef." Es war Hector. "Ich bin unten in der Hotelhalle."
    Warum war der nicht in Oggersheim und observierte diesen Jean Claude? Am liebsten hätte er geschrien, doch er gab sich Mühe, dass seine Stimme sachlich klang: "Warum bist du nicht in Oggersheim?"
    "Hhh, so geht das nicht, Chef."
    "Wie sieht's aus?"
    "Wollen Sie das am Telefon hören?"
    Was sollte er jetzt machen?
    "Boss, sind Sie noch da?"
    "Ich bin gleich bei dir." Er unterbrach die Verbindung und schloss für einen Moment die Augen: Was wäre, wenn man ihm unten eine Falle gestellt hatte? Nein, nein, der alte Gaston war noch in Paris. Aber was wäre, wenn er schon mit Hector gesprochen hätte? Das wäre natürlich möglich, aber wenn man mal darüber nachdachte, erschien es doch unwahrscheinlich, oder? Wie war das denn: Hatte Hector in der Zentrale herumerzählt, dass er nach Lu fahren würde?
    Wohl kaum, der Kerl musste doch vorsichtig sein.
    Aber früher oder später würde Hector erfahren, dass der alte Roque-Maurel wieder auf den Beinen war und sogar seine Arbeit aufgenommen hatte. Wenn das passierte, würde er diesen Mann als Verbündeten verlieren: Hector würde nicht mehr ihm gehorchen, sondern wieder dem alten Gaston.
    Ihm lief also die Zeit davon.
    Er schlüpfte in sein Jackett und strich sich mit einer Hand die schwarzen Haare zurecht. Er trat nah an den Wandspiegel heran, damit er sich gut betrachten konnte. Seine dunklen Augen loderten, wie aufgewühlt er tief drinnen war. Ob man das sehen konnte, ob Hector das auffallen würde?
    Er müsste dem anderen etwas vorspielen.
    Wo war seine Knarre? Didier ging zum Kleiderschrank und wühlte die Waffe hervor: Wie kalt das Metall war. Wenn nötig, würde er jeden abknallen, der sich ihm in den Weg stellte. Er prüfte noch mal, ob die Pistole gesichert war, und dann versteckte er die Waffe unter seinem Jackett. Jetzt brauchte er noch das Geld für Hector, das würde diesen Mann eine Weile ruhig stellen. Er zählte die Scheine und tat sie in einen Umschlag. Eigentlich war er jetzt so weit, oder?
    Er holte noch mal tief Luft und verließ dann das Zimmer.
    Auf dem Flur gab es nur ein trübes Licht, weil bloß wenige Wandleuchten eingeschaltet waren. Sonst kam ihm niemand entgegen, aber das lag vielleicht daran, dass es noch so früh am Morgen war. Sollte er den Fahrstuhl nehmen? Nein. Er ging also die Stufen nach unten und tastete mit einer Hand nach der Pistole unter seinem Jackett. Die Knarre war da, und er könnte sich verteidigen, wenn nötig.
    Als er ins Erdgeschoss kam, blieb er stehen und sah sich erst mal um. Durch die Fenster fiel das graue Tageslicht, und man hörte, wie draußen auf der Straße ein Auto vorbeifuhr. Hector war der einzige Gast in der Empfangshalle: Er hatte sich in einen der beigen Ledersessel gesetzt und blätterte durch eine Zeitschrift. An der Rezeption war wieder diese rothaarige Frau, aber sie schien gar keine

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