Madame Fabienne
Nachtluft spüren konnte.
Wie war das eigentlich beim Café Maxi gewesen?
Ein bordeauxroter Citroën hatte auf einmal am Straßenrand gehalten, und gleich darauf stürmten diese beiden Typen aus dem Wagen; es war so schnell gegangen, dass er gar nicht ihre Gesichter sehen konnte. Die zwei waren nicht hinter ihm her gewesen, sondern hinter Fabienne. Für einen Moment hatte sich Fabienne und einer der Typen angestarrt, dann war sie geflüchtet.
Wie hatten die beiden Fabienne wohl gefunden?
Ob man ihm gefolgt war, könnte das sein? Er lugte noch mal auf die dunkle Seitenstraße, aber nichts regte sich. Manchmal hörte man, wie der Nachtwind aufkam, und dann spürte er auch einen kühlen Luftzug auf dem Gesicht. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gefühl: Ob man ihn beobachtete?
Gehörte dieser Citroën zur Öl- & Reifenfabrik? Aber was für einen Sinn würde das machen? Keinen, oder? Bestimmt wusste der Sicherheitsdienst eh schon, wo die beiden Frauen wohnten. Wenn die Fabrik also angegriffen hätte, wäre es bestimmt nicht so abgelaufen. Nein, es mussten Feinde sein, die aus Fabiennes Vergangenheit kamen...
Wenn Véronique nicht mit dem Mercedes gekommen wäre, hätte es schlecht ausgesehen. Sie hatte versucht, die Typen über den Haufen zu fahren— offenbar konnte sie eiskalt sein, wenn es hart wurde, oder schätzte er jetzt die Situation falsch ein? Nein, eigentlich nicht.
Sein Handy fing nun an zu klingeln.
Wer könnte das denn sein? Sollte er jetzt etwa noch rangehen? Wie laut das Gerät war. Er griff danach und meldete sich: "Ja?!"
"Hallo", die Stimme klang unsicher, so als habe der Anrufer schon eine Menge getrunken. "Hier ist Martin."
Was wollte Martin denn noch von ihm? Er schwieg.
"Ist bei dir alles klar?"
"Ja..."
"D-du wolltest mir doch mal diese super scharfe Braut zeigen, mit der du da zu tun hast."
"Ich... weiß jetzt nicht."
"Nächsten Sonntag ist wieder ein Spiel."
"Tatsächlich?!"
"Ja." Man hörte Geräusche im Hintergrund: Vielleicht schenkte sich Martin etwas ein. Ja, jetzt trank er, und man hörte es gluckern. Offenbar war er total voll. "Ich hab meinen Spaß, ich bin in ner Kneipe. Willst du noch vorbeikommen?"
"Jetzt ist ungünstig."
"Naja, macht ja nichts."
Er wollte noch was sagen, aber da hatte Martin die Verbindung schon unterbrochen. Wie still es hier wieder war. Jean Claude ging noch mal ans Fenster und lugte nach draußen: Bewegte sich dort etwas? Nein, wahrscheinlich nicht. Er sah sich auch noch die am Gehsteig abgestellten Autos an, aber es war kein Citroën dabei. Wenn sie allerdings ein Stück weiter weg geparkt hätten, dann könnte er sie nicht sehen.
Sein Handy klingelte wieder, und er zuckte zusammen. Ob es noch mal Martin war? Er zögerte einen Moment, meldete sich dann aber doch noch: "Ja?!"
"Hallo", es war Véronique. "Hast du den Abend gut überstanden?"
Er musste sich räuspern, "In gewisser Hinsicht... Ich bin gleich weggefahren, aber man hat nicht... mich gesucht."
"Das stimmt, aber vielleicht hast du die Besucher angelockt."
Sie wollte wahrscheinlich nicht offen am Telefon sprechen: Die Besucher waren die beiden Typen. Sollte er zugeben, dass es diese Möglichkeit gab? Lieber nicht. "Mir erscheint das unwahrscheinlich."
"So?" Ihre Stimme bekam einen zynischen Unterton, "Wie konnten sie denn sonst von diesem Treff wissen?"
"Das weiß ich auch nicht."
"Wir müssen vorsichtig sein, ja?!"
Was sollte er jetzt sagen? Er schwieg.
"Du musst morgen unbedingt in deiner Wohnung bleiben, hörst du?!"
"Und dann?"
"Dann melde ich mich wieder und gebe dir Bescheid."
Da stimmte etwas nicht. "Und wo ist Fabienne?"
Sie zögerte ein wenig, "Es geht ihr gut."
"Ich will mit ihr sprechen."
"Warum denn?"
"Ich will sie sprechen, jetzt."
Véronique atmete hörbar aus, "Also gut." Es gab Geräusche im Hintergrund, die man nicht deuten konnte, und gleich darauf meldete sich Fabienne: "Du musst morgen den ganzen Tag in deiner Bude bleiben, ja?! Und du musst aufpassen, ob dich jemand beobachtet."
"Können wir uns treffen?"
Sie zögerte ein wenig, "Mal sehen... Wenn du sicher bist, dass dir niemand folgt."
"Ich pass auf."
"Gut. Ich melde mich wieder. " Sie verabschiedete sich und unterbrach die Verbindung.
Jean Claude legte das Handy beiseite und ging noch mal zum Fenster. Ob die beiden Frauen immer noch in der Villa auf der Schwanthaler Allee wohnten, oder hatten sie sich inzwischen eine andere Bleibe gesucht? Das wäre natürlich möglich... Er lugte nun noch
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