Madame Fabienne
hören, "Was ist los?"
"Gaston Roque-Maurel hat seine Arbeit wieder aufgenommen und will schon bald nach Ludwigshafen kommen."
"Was?"
Véronique zuckte mit den Achseln, "Ich wollte das erst auch nicht glauben, aber so ist es."
"Warum denn?"
"Ich weiß nicht."
Da war irgendwas faul. Fabienne schenkte sich ein Glas mit Mineralwasser ein und nahm einen langen Schluck davon. "Ob das mit uns zu tun hat? Wahrscheinlich, oder? Aber es könnte natürlich auch an Didier liegen. Wer ist denn jetzt eigentlich der Chef beim Sicherheitsdienst?"
"Das ist eine gute Frage, denn offenbar hat niemand damit gerechnet, dass der alte Gaston noch mal zurück ins Berufsleben kommt."
"So schlimm war es also gewesen."
"Man hat mir gesagt, es sei ein Glück, dass er noch lebe." Véronique stand auf und öffnete die Glastür. Sie schlenderten zusammen ein Stück weit nach draußen, ohne etwas zu sagen. Über ihnen hing ein weißgrauer Himmel, und manchmal frischte der Wind auf. Hier und da standen kahle Bäume, und am Horizont konnte man noch einige Hochhäuser erkennen. Auf ihrer linken Seite befand sich in der Ferne die BASF mit ihren Silos, Strom-Masten und qualmenden Schornsteinen.
Fabienne machte bei ihrem Blazer die Knöpfe auf: "Mir kommt es so warm vor?"
"Im Wetterbericht hat es geheißen, es gebe am Abend noch Regen."
"Regen?"
"Ja."
Fabienne hielt nun inne, weil jemand in ihrer Nähe flüsterte. Sie wandte sich an Véronique: "Hörst du das auch?"
"Was denn?"
Sie zeigte aufs Feld, "Diese Stimmen."
"Nein." Man konnte sehen, dass Véronique sich konzentrierte. "Überhaupt nichts... Aber ich habe mich informiert. Das hast du ja auch gewollt."
"Und?"
"In Oppau sollen Soldaten begraben liegen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch hier gekämpft. Es gibt da offenbar eine Legende. Als die spanische Armee nach Oggersheim kam, waren die Stadttore geschlossen. Die meisten Anwohner waren schon geflohen, aber ein Hirte blieb noch da, weil seine Frau schwanger war. Der Mann hieß Hans Warsch. Es heißt, er habe den Angreifern vorgegaukelt, es gäbe viele Verteidiger. Er soll auch ausgehandelt haben, dass man Oggersheim nicht zerstört."
"Und wie kommen die Toten in den Grund?"
Véronique strich sich eine rote Haarsträhne über die Schulter, "Das spanische Heer hat Frankenthal angegriffen, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. Man hat die Toten hier in Oppau begraben... Kannst du sie hören?"
"Ja."
"Sind es viele?"
Sie nickte.
Einen Moment standen sie schweigend da, dann gingen sie zurück zum Haus. Véronique öffnete die Glastür, "Was machen wir jetzt? Wir sollten bei der Fabrik anrufen und ihnen sagen, dass sie ein neues Angebot unterbreiten können. Dann wird sich zeigen, ob der Angriff erfolgreich war."
"Es war von Anfang an ein unsicherer Plan gewesen."
"Mehr war nicht möglich in der kurzen Zeit. Was ist nun?"
Fabienne strich sich mit einer Hand übers Gesicht, "Vielleicht reden wir besser mit Jean Claude. Er soll das ausrichten. Bisher haben wir den direkten Kontakt mit Luigi Vacaro gemieden, das erscheint mir ein Vorteil zu sein."
"Wie du willst."
Sie gingen in den Wintergarten, und Fabienne holte eines ihrer Handys. Sie gab Jean Claudes Nummer ein, und es klingelte bestimmt zehn Mal, bevor er sich meldete. "Ja?!"
"Hallo", Fabienne sprach extra leise. "Ich möchte, dass du etwas für mich erledigst."
"Was denn?"
"Melde der Fabrik, sie sollen ein neues Angebot unterbreiten."
"Aha", er zögerte ein wenig, "können wir uns treffen?"
"Vielleicht später, wenn du das gemacht hast."
"Gut. Wo seid ihr denn jetzt?"
"Und sag in der Fabrik, sie sollen meine Gage bereit halten. Ich möchte, dass du mir das Geld bringst, ja?! Bis dann." Sie unterbrach die Verbindung und ging wieder zurück in den Wintergarten. Auf dem Beistelltisch stand immer noch die Flasche mit französischem Mineralwasser, und sie schenkte sich ein Glas davon ein.
Als sie gerade davon trinken wollte, kam Véronique wieder zu ihr, und auf ihrem Gesicht konnte man gleich sehen, dass etwas nicht stimmte. Sie fing an zu flüstern, "Komm mit, schnell."
Sie liefen durch den Bungalow in ein Zimmer auf der Vorderseite und lugten hinterm Vorhang nach draußen. Wie üblich war auf der Seitenstraße nur wenig Betrieb, und deswegen fiel auch gleich der rote Porsche auf, der ein Stück weiter am Gehsteig geparkt stand. Offenbar saßen zwei Personen darin, zwei Männer. So wie es aussah, suchten die beiden nach etwas.
Fabienne musste einmal schlucken,
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