Madame Fabienne
"Das ist Hasan Gündesch und dieser Achmet."
Véronique streckte sich, damit sie mehr sehen konnte, "Sie suchen nach uns."
"Ich dachte, du hättest sie abgehängt."
"Offenbar doch nicht... Vielleicht konnten sie uns bis nach Oppau folgen, aber sie wissen bestimmt nicht genau, wo wir uns aufhalten, sonst wären sie schon hier."
"Hoffentlich hast du Recht."
Hasan stieg nun aus und schob die Hände in die Hosentaschen. Er wartete auf dem Gehsteig, während Achmet in diese kleine Bäckerei verschwand. Durch das Schaufenster konnte man sehen, dass er einkaufte. Er reichte einen Geldschein über die Theke und bekam Wechselgeld zurück. Als er wieder auf die Straße trat, hatte er zwei Papiertüten bei sich, eine davon gab er an Hasan weiter.
Die beiden fingen gleich an zu essen, offenbar Laugen-Croissants. Sie unterhielten sich wohl auch, aber die Distanz war zu weit, um etwas verstehen zu können. Schließlich gingen sie wieder zurück zu dem geparkten Porsche, und als sie einstiegen, lachten sie, aber es war wieder unmöglich, zu sagen warum. Bei dem Wagen sprang nun der Motor an, und gleich darauf fuhren die beiden davon.
Fabienne wandte sich wieder Véronique zu: "Ob sie uns entdeckt haben?"
"Ich finde, es sah nicht so aus."
"Wir hätten nicht hierher kommen sollen."
"Wohin hätten wir denn sonst sollen?"
Sie zeigte auf Véronique, "Du hast doch dieses Apartment gemietet, oder?"
"Aber das ist nicht möbliert."
"Dafür ist es doch ganz in der Nähe, oder etwa nicht?"
Véronique zögerte ein wenig, "Willst du es sehen?"
"Bei Gelegenheit."
"Wir müssen noch einmal in die Villa, um unser Gepäck zu holen."
"Das machen wir gleich im Anschluss."
Fabienne wandte sich von Véronique ab und fing an, auf und ab zu gehen. Was würde wohl passieren, wenn Hasan erfuhr, wo sie waren? Er hätte diesen stämmigen Achmet bei sich, und das könnte schnell unangenehm werden. Am besten es käme gar nicht so weit. Ihre Lage in dieser Stadt wurde immer schlechter: Sie sollten verschwinden, sobald sie das Geld hatten.
*
Didier saß in seinem geparkten Auto und beobachtete eines der Häuser schräg gegenüber. Dieser Jean Claude wohnte dort im ersten Obergeschoss, und in einem seiner Zimmer brannte jetzt Licht. Der Typ war den ganzen Tag nicht rausgekommen, ob der das extra machte?
Egal, sie würden ihn kriegen, so oder so; und dann bliebe dem Kerl nichts anderes übrig, als ihm den Weg zu Fabienne zu zeigen. Wenn er sie erst mal hätte, würden sie es gleich machen, dann ginge es ihm auch wieder besser. Alles könnte gut werden: Er würde zusammen mit Fabienne aus dieser Stadt verschwinden und den ganzen Dreck hinter sich lassen. Es gäbe keine Spur mehr: Im Hotel hatte er schon ausgecheckt, und von Hector würde er sich trennen. Er könnte Hector noch mal Geld geben und dann zurück nach Paris schicken.
Aber was wäre, wenn es doch nicht klappte?
Er fuhr sich mit der flachen Hand über den Nacken, um den kalten Schweiß zu entfernen. Wenn es nicht klappen sollte, würde er diesem Jean Claude als Erstes eine Kugel durch den Kopf schießen, auf der Stelle. Und wahrscheinlich müssten auch noch andere dran glauben— er würde explodieren.
Aber das wollte er doch gar nicht, oder? Sein Hände zitterten einen Moment, und er holte einmal tief Luft: Keiner sollte es wagen, sich ihm in den Weg zu stellen. Er knöpfte sein Jackett auf und prüfte die Pistole, aber es war alles in Ordnung.
Es dämmerte schon, und in der Seitenstraße brannten jetzt die Laternen. Zu Fuß war so gut wie niemand mehr unterwegs. Es gab hier nur ein einziges Geschäft, einen Obst- und Gemüseladen, der schon seit einer Viertelstunde geschlossen hatte, was eigentlich gut war, denn so würde es wohl keine Zeugen geben.
Aber wohin könnte er denn eigentlich noch gehen?
Der Weg zurück nach Paris war ihm versperrt, denn dort wartete der alte Roque-Maurel auf ihn. Es war schon blöd, dass der Dreckskerl nicht verreckt war. Er hätte dem Alten noch ein paar Schläge auf den Kopf geben sollen, aber das wäre doch aufgefallen. Natürlich.
Was würde eigentlich mit dieser rothaarigen Schlampe passieren, mit dieser Véronique? Sonst war die doch immer in der Nähe von Fabienne gewesen. Ja, und wenn es diesmal auch so wäre, müsste sich eben Hector um sie kümmern. Aber so wie er ihn einschätzte, war das überhaupt kein Problem für ihn, natürlich.
Wo war Hector denn überhaupt?
Didier saß hinterm Lenkrad und streckte den Hals, damit er mehr sehen
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