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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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und Hem alles in Ordnung? Er wird doch nicht so dumm sein und dich für diese Person in ihrem hübsch sitzenden Pullover aufgeben, oder?«
    Ich zuckte zusammen. »Vielleicht sollten wir etwas trinken.«
    »Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich halte große Stücke auf euch beide. Wenn ihr es nicht schafft, welche Chance haben wir anderen dann noch?«
    »Du bist wirklich prima, Don«, sagte ich und beugte mich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. Seine Haut war glatt wie die eines Babys, und er roch frisch und sauber.
    »Du bist vielleicht das beste Mädchen, das man sich nur wünschen kann«, sagte er gefühlvoll und erwiderte meinen Kuss.Seine Lippen waren trocken und keusch auf meiner Wange, doch dann bewegte er sich nur ganz leicht und küsste mich auf den Mund. Als er zurücktrat, waren seine Augen feucht und sein Blick fragend. »Ich nehme nicht an, dass du mich auch liebst, wenigstens ein kleines bisschen.«
    »Ich wünschte, es wäre so. Das würde die Dinge vielleicht ein wenig ausbalancieren.« Ich legte ihm die Arme um den Hals, drückte ihn für einen Augenblick an mich und spürte dabei die Traurigkeit und Verwirrung, die sich in ihm vermischten. »Dieser Ort macht uns alle ganz verrückt.«
    »Du bist mir nicht böse?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich glaube, wir sind jetzt noch bessere Freunde als zuvor.«
    »Wenn das nicht schön gesagt ist. Ich wusste, dass ich mich in dir nicht getäuscht habe.« Er entzog sich meiner Umarmung und strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Ich hoffe, Hem weiß, was er an dir hat.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte ich und ging ins Hotel. Die Señora legte gerade ein Tuch über den Käfig ihres Singvogels.
    »Er mag den Raketenlärm nicht«, erklärte sie, während sie das Tuch dicht an die Gitterstäbe presste. »Er reißt sich dann immer seine eigenen Federn aus, ist Ihnen das schon aufgefallen?«
    »Ja, Señora.« Ich ging an ihr vorbei auf die Treppen zu. »Können Sie mir bitte einen Brandy hinaufschicken?«
    Sie schaute sich um, wer mir wohl noch folgen mochte, also fügte ich hinzu: »Nur ein Glas.«
    »Geht es der Señora gut?«
    »Nicht besonders«, antwortete ich. »Aber der Brandy wird mir helfen.«

Zweiunddreißig
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Ernest bereits aufgestanden und hatte das Zimmer verlassen. Ich hatte noch gehört, wie er spätnachts zurückkehrte, hatte mich aber nicht gerührt oder etwas zu ihm gesagt. Um sieben erschien ich dann frisch gewaschen und angezogen im kleinen Café des Hotels, wo Ernest gerade den Rest seines Frühstückskaffees trank.
    »Ich habe dir
œufs au jambon
bestellt«, sagte er. »Hast du Hunger?«
    »Riesigen«, erklärte ich. »Wie ist es gestern Abend ausgegangen?«
    »Gut und fröhlich«, antwortete er.
    »Fröhlich oder eher feuchtfröhlich?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf gar nichts.«
    »Ach ja?«, hakte er nach. »Warum sagst du es nicht einfach?«
    »Ich habe ja noch nicht einmal meinen Kaffee getrunken«, erwiderte ich. »Müssen wir uns jetzt wirklich streiten?«
    »Wir müssen gar nichts. Und wir haben ohnehin keine Zeit dafür.«
    In diesem Augenblick kam Bill die Treppe herunter und zog sich einen Stuhl an unseren Tisch. »Ich bin am Verhungern«, erklärte er.
    »Da bist du schon der Zweite«, bemerkte Ernest. Er winkte den Kellner heran, bestellte einen weiteren Teller und dazu einen
Café con leche
für Bill und unterschrieb dann die Rechnung. »Ich werde uns Tickets besorgen. Wir treffen uns dann dort.«
    Als er fort war, wirkte Bill verlegen.
    »Was ist nun wirklich letzte Nacht geschehen?«
    »Nichts, woran ich mich erinnern möchte«, antwortete er.
    »Dann erzähl es mir auch nicht.«
    »Ich weiß sowieso nicht alles. Harold hat irgendetwas zu Pat gesagt, woraufhin Ernest sich tierisch aufregte und Harold etwas Scheußliches an den Kopf warf. Es war wirklich nicht schön.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Don kam dazu und versuchte, die Wogen zu glätten, aber da war es schon zu spät. Harold hatte Ernest schon aufgefordert, mit ihm hinaus auf die Straße zu treten, um die Sache zu klären.«
    »Das hat Harold getan? Nicht andersherum?«
    »Nein. Und das war schon bemerkenswert.«
    »Geht es Harold gut?«
    »Prima. Sie haben sich kein Haar gekrümmt.«
    »Gott sei Dank.«
    »Anscheinend bot Ernest Harold an, seine Brille für ihn zu halten, und damit war der Bann gebrochen. Sie mussten beide lachen und fühlten sich wie Idioten, weil sie überhaupt damit

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