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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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Laken war weiß und steif und roch nach Salz. Und als ich die Augen schloss, betete ich, ich möge ebenso stark und im Klaren über die Dinge aufwachen, wie ich es in jenem Augenblick gewesen war.
    Als ich dann viel später wach wurde, stellte ich fest, dass Ernest nicht zur Siesta ins Zimmer gekommen und stattdessen wohl zu Pauline gegangen war. Es war das erste Mal, dass er bei Tag zu ihr ging. Madame und Monsieur, die Hotelbesitzer, würden es nun wissen und alle anderen auch. Nun, da alles öffentlich gemacht war, konnte es nie wieder so sein wie zuvor.
Also gut
, dachte ich.
Vielleicht ist es besser so.
    In diesem Moment öffnete sich die Zimmertür, und Ernest trat ein. Pauline war hinter ihm.
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht«, sagte Pauline.
    »Du hast gar nichts zu Mittag gegessen. Hast du Fieber?«, fragte Ernest. Er kam ums Bett herum und setzte sich nebenmich, und Pauline nahm auf der anderen Seite Platz; es sah aus, als wären sie meine Eltern. All das war so merkwürdig und geradezu absurd, dass ich lachen musste.
    »Was ist denn lustig?«, wollte Pauline wissen.
    »Überhaupt nichts«, sagte ich, immer noch lächelnd.
    »Sie ist schon manchmal rätselhaft, nicht wahr?«, wandte Pauline sich an Ernest.
    »Eigentlich nicht, nein«, erwiderte Ernest. »Aber sie ist es jetzt. Was denkst du, Kätzchen? Geht es dir gut?«
    »Wohl nicht«, erwiderte ich. »Ich denke, ich sollte mich den Abend über ausruhen. Würde euch das etwas ausmachen?« Pauline sah angeschlagen aus, und mir wurde bewusst, dass sie sich wirklich um mich sorgte und dass es ihr aus irgendeinem Grund, vielleicht, weil ihre katholische Erziehung sie in den seltsamsten Momenten zur Liebenswürdigkeit drängte, wichtig war, dass es mir gutging und ich ihre Freundin war und allem zustimmte. Dass ich damit einverstanden war, dass sie mir meinen Mann wegnahm.
    »Bitte geht jetzt«, sagte ich zu den beiden.
    Ihre Blicke trafen sich über mir.
    »Wirklich. Bitte.«
    »Lass mich Madame Bescheid sagen, dass sie dir etwas zu essen bringen soll«, bat Ernest. »Du wirst krank, wenn du nichts isst.«
    »In Ordnung. Mir ist es egal.«
    »Lass mich dafür sorgen. Ich möchte es gern tun«, sagte Pauline und ging, um mit Madame über das Essen zu sprechen, wie eine Ehefrau es tun würde.
    »Nun ist also alles übergeben«, sagte ich, als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte.
    »Was?«
    »Sie kann jetzt alles tun. Sie wird sich gut um dich kümmern.«
    »Dir geht es nicht gut. Ruh dich nur ein bisschen aus.«
    »Mir geht es nicht gut, da hast du recht. Ihr beiden bringt mich nämlich gerade um.«
    Er senkte den Blick auf das Bettlaken. »Für mich ist es auch nicht leicht.«
    »Ich weiß. Wir drei sind ein trauriger, verkommener Haufen. Wenn wir nicht aufpassen, kommt keiner von uns mehr aus der Sache heraus, ohne einen großen Teil von sich dabei zu verlieren.«
    »Dasselbe habe ich auch schon gedacht. Was willst du? Was würde helfen?«
    »Ich denke, dafür ist es schon zu spät, meinst du nicht?« Ich schaute aus dem Fenster ins rasch schwindende Tageslicht. »Ihr geht besser bald, sonst verpasst ihr noch die Cocktails bei den Murphys.«
    »Das ist mir verdammt noch mal egal.«
    »Nein, das ist es nicht, und ihr auch nicht. Geht einfach. Sie wird für heute die Ehefrau sein.«
    »Ich hasse es, wenn du so redest. Es gibt mir das Gefühl, als hätten wir alles kaputtgemacht.«
    »Das haben wir, Tatie«, sagte ich traurig und schloss die Augen.

Dreiundvierzig
    Ich würde gerne sagen können, dass es damit zu Ende war; dass das, was wir an diesem Nachmittag erkannten, uns dazu zwang, unser Arrangement aufzulösen. Wir rangen eindeutig mit dem Tod, doch irgendetwas ließ uns beide noch wochenlang weitermachen, so wie der Körper eines Tieres noch weiterläuft, nachdem der Kopf abgetrennt wurde.
    In der nächsten Woche begann die Fiesta in Pamplona. Schon früh in diesem Sommer hatten wir geplant, mit Gerald und Sara Murphy zusammen hinzufahren, und wir führten diesen Plan auch durch, während Bumby mit Marie Cocotte für mehrere Wochen in die Bretagne zog. Sein Husten war mittlerweile völlig verschwunden.
    Wir übernachteten in jenem Jahr im Hotel Quintana, und unsere Zimmer lagen auf demselben Flur wie die der Toreros. Nachmittags saßen wir auf den besten Logenplätzen, die Gerald bezahlt hatte. Abends saßen wir dann im Café Iruna in dunklen Korbstühlen immer um denselben Tisch herum und betranken uns bis zur Bewusstlosigkeit. Ernest

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