Madame Zhou und der Fahrradfriseur
keine englische Schule …«
Klaus hat den Volleyballfreunden nichts von seinem Geburtstag gesagt. Wahrscheinlich hätten sie ihm aber selbst dann keinen Sieg geschenkt, denn einige der Freizeitsportler kämpfen wie Profis verbissen um jeden Punkt. Auch der Politiklehrer. Erst anschließend beim chinesischen Essen imHinterzimmer vom »Roten Ballon« verkündet Klaus, dass er heute alles bezahlt. Und fotografiert seine Gäste beim Essen der 1000-jährigen Eier, beim Biertrinken, beim Fischzerteilen und beim Ganbei. Und ich fotografiere Klaus beim Fotografieren. Wie die Chinesen heute auf dem Tian’anmen-Platz und vor dem »Vogelnest«.
SPICKZETTEL (14)
Maximilian H., Berufswunsch: Management
In jungen Jahren würden mich viele Städte reizen. Es ist sicherlich sehr interessant, in wachsenden Metropolen wie Peking zu leben und sehr viele Leute kennenzulernen. Im Alter jedoch ist es mir wichtig, einen festen Rückzugsort zu haben. Auch meine Kinder sollen ihre Kindheit in Deutschland oder Westeuropa verbringen.
China wünsche ich erfolgreiche Reformen, eine langsam kommende Demokratie, die die Kultur des Volkes berücksichtigt. Ich wünsche den Chinesen keinen schnellen Umsturz, sondern dass das Land vor allem wirtschaftlich stabil bleibt. In China fehlen mir deutsche Sauberkeit, deutsche Supermärkte, deutsche Ordnung (Straßenverkehr), deutsche Magazine und Bücher. Dagegen gefällt mir hier vor allem die Offenheit der Leute und die Einfachheit, bestimmte Dinge zu tun und sie nicht zu komplizieren.
Rebecca Madeleine S., Berufswunsch: Medizin oder Politikwissenschaften
Wenn ich an Deutschland denke und hier in China bin, vermisse ich meine guten Freunde in Deutschland und manche Kleinigkeiten wie zum Beispiel Cremes ohne Bleichmittel. Hier dagegen liebe ich preiswertes Einkaufen und Essen. Und Dienstleistungen wie Friseur, Maniküre und Pediküre, die sich sogar ein ausländischer Schüler in China sehr oft und gut leisten kann.
Der Wachjunge
ODER:
Neng dang li fa shi de, bi ran hui dui lai jian fa ren de gu shi gan xing qu – Friseur wird nur, wer neugierig ist auf die Geschichten der Köpfe
Ohne die Geistesgegenwart der Ayi wäre mein Treffen mit Kuni im Compound wahrscheinlich fehlgeschlagen. Ich hatte ihr gesagt, dass ich um 9 Uhr auf der Hauptstraße vor dem Eingangstor warte. Sie wollte mit dem Taxi kommen. Als sie eine halbe Stunde nach dem vereinbarten Termin immer noch nicht eingetroffen ist, nehme ich an, dass ich sie verpasst habe und sie sich eventuell schon zu der Wohnung von Klaus durchgefragt hat. Ich renne zurück. Aber nur die Ayi steht in der Küche und wäscht ab.
Wieder auf der Straße, schaue ich hoffnungsvoll jedem Taxi entgegen.
Doch keines hält vor den steinernen Löwen, die auf hohen Podesten am Eingang des Compounds thronen. Nur Lastkraftwagen stoppen. Auf ihnen stehen die kleineren Chinesen mit dicken Jacken und bunten Helmen im Windschutz des Fahrerhauses. Die Übrigen sitzen, hocken oder liegen auf der Ladefläche. Nachdem sie abgestiegen sind, setzen sich die Männer in einer langen, ordentlichen Reihe an den Rand des Bürgersteiges. Und warten. Wanderarbeiter beim Transport von einer Baustelle zur anderen.
Weil ich nicht mehr daran glaube, dass Kuni noch kommt, versuche ich auch aus dieser Situation, wie meine Mutter mich gelehrt hat, »das Beste zu machen«. Und weil ich mich mit den Wanderarbeitern nicht verständigen kann, will ich wenigstens erfahren, wo sie zu Hause sind. Ich zeichne die Umrisse von China auf ein Blatt Papier, mache bei Peking ein Kreuz und bitte die Wanderarbeiter, mit einem Punkt aufzuzeichnen, woher sie kommen. Die meisten zeichnen sich in südlichen Regionen ein. Als der zwölfte einen Kringel weit im Westen malt, schnauft es hinter mir. Aber es ist nicht Kuni, sondern die Ayi. Aufgeregt versucht sie mir etwas zu erklären, zeigt, weil ich nichts verstehe, in Richtung »unseres Hauses«, zerrt mich schließlich am Ärmel, rennt voraus und ich ihr hinterher.
Wanderarbeiter
Im Haus sitzt Kuni. Sie hat nicht die Hauptstraße, sondern eine Seitenstraße genommen und vor dem Nebeneingang gewartet. Nachdem sie das Haus von Klaus gefunden hatte, ist die Ayi im Compound umhergelaufen und hat mich verzweifelt gesucht.
Ich brühe grünen Tee, bitte die Ayi, sich auf das Sofa zu setzen, und stelle die Tasse sehr vorsichtig auf den Glastisch, um die Halloween-Hexe nicht aufzuschrecken.
Die Ayi heißt Du Qiongfang.
Sie lacht und sagt, dass es ihr
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