Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
halten, welche Gruppen sicher das Centergelände verlassen hatten. Der Hof leerte sich schnell. Clare und Gabe hatten mit ihren Schützlingen den wartenden Shuttlebus erreicht und waren auf dem Weg. Mollys Gruppe folgte und zuletzt machten sich auch Justin und Riley mit den Kids zum wartenden Flugzeug auf.
»Können wir jetzt los?«, fragte Pat mehrmals.
»Wenn alles vorbei ist«, sagte ich und rührte mich nicht. Ich starrte auf den summenden Elektrozaun und hatte immer noch das unheimliche Gefühl, unter Beobachtung zu stehen. Erst als der Hof völlig leblos dalag und nur die Fußspuren im Staub übrig blieben, wandten wir uns dem Eingang des Wohngebäudes zu.
»Okay, jetzt seid ihr an der Reihe«, sagte Scott durch das Headset. »Wir haben durchgezählt, und ihr beiden seid die Einzigen, die noch fehlen. Seht zu, dass ihr aus dem Center kommt.«
Wir eilten die Treppen hinunter, durch den Tunnel und in den U-Bahn-Schacht. Dabei orientierten wir uns an den fluoreszierenden Leuchtstäben, die von den anderen Gruppen zurückgelassen worden waren und noch immer schwach glühten. Ich fragte Pat, wo er den Kleinbus geparkt hatte.
»Zwei Tunnelausgänge weiter«, sagte er. »Ungefähr eine Meile in östlicher Richtung.«
Ich schaute auf die Uhr und wurde innerlich ganz kribbelig. Eine Meile in einem Tunnel voller Schutt war nicht gerade eine schnelle Fluchtroute. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir uns beeilen mussten. Ich begann zu rennen, und Pat wurde ebenfalls schneller, um mit mir Schritt zu halten.
Wir bewegten uns durch ein wahres Labyrinth aus Gängen und Erdbebenspalten. An einigen Stellen war die Decke eingestürzt und Tageslicht fiel durch die Löcher im Zement und Felsgestein.
Als wir um eine weitere Ecke bogen, verkündete Pat, dass wir unser Ziel fast erreicht hatten. Er zeigte in die Ferne, wo eine helle Tunnelöffnung zu sehen war, und meine Füße wurden von selbst schneller.
»Wir haben es geschafft«, keuchte ich siegesgewiss und ließ mir die Worte auf der Zunge zergehen. »Wir haben es tatsächlich geschafft.« Vielleicht hatte ich wirklich Talent für solche Aktionen. Ich ließ meiner Fantasie freien Lauf: Schon bald würden die Medien die Wahrheit über das DS -System verbreiten, sämtliche Center müssten geschlossen werden und die Digital School würde eine freiwillige Wahlmöglichkeit sein statt staatlicher Zwang.
»Bleibt stehen, ihr beiden!« Scotts Stimme riss mich so abrupt aus meinen Tagträumen, als hätte man mir ein Bein gestellt. Ich kam stolpernd zum Halten. »Die Polizei hat Wind von der Sache bekommen. Ich habe gerade einen Festnahmebefehl aus dem Netz gefischt.«
Ungläubig starrte ich auf die helle Öffnung vor uns. Der Tunnelausgang war so nah, dass ich Staubkörnchen im Sonnenlicht tanzen sah.
»Soll das ein Witz sein?«, keuchte ich.
»Jemand hat den Standort von Pats Kleinbus verraten«, erwiderte Scott. »Die Polizei ist schon fast da. Ihr müsst sofort umkehren.«
Ich kämpfte gegen meine Panik an und redete beruhigend auf mich ein. Wir konnten uns im Tunnellabyrinth verstecken. Alles würde gut werden. Wir mussten nur so lange durchhalten, bis Justin mit dem Flugzeug zurück war.
Aber als ich Scott diesen Plan erklärte, sagte er: »Nein, ihr müsst aus dem Tunnelsystem raus. Die Polizei schickt eine ganze Suchstaffel. Jemand hat uns verpfiffen.«
»Und wo sollen wir hin?«, fragte Pat, während wir umdrehten und den Weg zurückliefen. »Irgendwelche klugen Ideen?«
»Verdammte Scheiße«, fluchte Scott.
»Nicht sehr hilfreich«, murmelte ich. Scott verfolgte unsere Schritte mit Hilfe der Headset-Signale und hielt Ausschau nach möglichen Fluchtrouten. Durch die Risse in den Tunneldecken sickerte meistens genug Tageslicht, damit unsere Augen sich daran gewöhnen und wir unser Lauftempo beibehalten konnten. Unsere Schritte dröhnten auf dem Beton. Die Angst rieselte mir den Rücken herunter und bohrte ihre scharfen Nägel in mein Fleisch. Pat ließ sich weitere Richtungsanweisungen geben.
»Die nächste Abzweigung rechts«, befahl Scott. »Das ist der einzige Tunnel in der Nähe, der halbwegs sicher aussieht. Er führt zum Hollywood River.«
Wir gehorchten und bogen in einen schmalen Seitengang ab. Ich fragte Scott, was uns am Ende des Tunnels erwartete. Er sagte, dort läge ein Pfad, der zu einem alten Versuchslabor im Canyon führte. Nachdem man es aufgegeben hatte, war es in Vergessenheit geraten. Auf dem Weg sollte uns eigentlich niemand begegnen.
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