Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
gehüllt.
Panik überkam mich und meine Beine bewegten sich ganz von selbst. Ich konnte nichts sehen. Meine Augen tränten zu sehr von der beißenden Luft. Der nächste Atemzug war genauso qualvoll wie der erste und fühlte sich an, als würde man meine Lungen mit Sandpapier bearbeiten. Menschen drängten sich an mir vorbei, eine stampfende, schubsende, stolpernde Menge. Ganz in der Nähe krachte etwas zu Boden, und ich schlang instinktiv die Arme um den Kopf, als der Boden erzitterte. Glas splitterte und das Klirren klang wie spitze Schreie. Eine weiße Aschewand blies heiß auf mich zu. Ich hörte ein Kind wimmern und streckte suchend die Hand aus. Aber ich fühlte nur brennende Hitze. Ich roch überall Blut. Der Gestank war metallisch wie glühendes Eisen.
Ich stürzte über ein Hindernis auf dem Boden, und als ich danach tastete, berührte ich kühle Finger. Ich drückte die fremde Hand und beugte mich näher. Da stellte ich fest, dass ich einen abgerissenen Arm hielt, der auf dem Pflaster lag. Ich rappelte mich auf, bevor das Entsetzen mich lähmen konnte. Meine Hände trieften vor Blut.
Überall heulten Sirenen. Trümmer stürzten auf mich herab, als würde der ganze Himmel in Stücke fallen. Ich rannte weiter, aber wusste nicht, ob ich mich von der Gefahr entfernte oder darauf zulief. Gesichter tauchten vor mir auf: Justin, meine Eltern, meine Freunde. Ich schrie nach ihnen. Konnte mir denn niemand helfen? Mein Mund füllte sich mit Säure. Ein Körper fiel aus dem Himmel herab und landete klatschend so nah auf dem Pflaster, dass ich die Erschütterung spürte und mir Blut in die Augen spritzte.
Ich erwachte schreiend in meinem Bett. Die Laken hatte ich weggestrampelt. Mein Körper war nass vor Schweiß. Ich glaubte, jemand sei in meinem Zimmer, und schlang schützend die Arme um den Kopf.
»Licht an«, schrie ich. Die Lampen strahlten auf, und ich schlug die Hände vor die Augen, lugte aber panisch durch die Fingerschlitze. Das Zimmer war leer. Kein Blut, kein Anzeichen eines Kampfes. Tränen liefen mir über das Gesicht und die Hände. Der Schweiß kühlte sich ab und ich begann zu zittern. Ich musste zur Toilette, wagte mich aber nicht nach draußen. Feindselig starrte ich die Tür an. Die Angst zerrte an meinem Bewusstsein, doch ich schob sie Stück für Stück zurück. Ich zwang mich, an etwas Reales zu denken, und als Erstes fiel mir Justin ein. Ich stellte mir vor, wie seine Finger durch mein Haar strichen und ließ seine Worte wie einen sanften Regen über mich strömen. Langsam breitete sich ein warmes Gefühl in meinem Körper aus. Ich wusste, dass er dort draußen war und nach mir suchte. An dieser Gewissheit klammerte ich mich fest wie an einer Rettungsleine. Mein Albtraum begann bereits zu verblassen, während ich mich auf Justin konzentrierte. Ich ließ nicht zu, dass sich andere Gedanken in mein Bewusstsein einschlichen. Entschlossen schaute ich Justin an, als würde er zurückschauen.
Jemand klopfte an meine Tür. Ich schreckte zusammen, sprang vom Bett auf und blickte mich wild im Zimmer um. Wandschirme umschlossen mich zu allen Seiten und gaben mir Sicherheit. Ich schnappte zittrig nach Luft. Die Tür wurde vorsichtig geöffnet und mir strömte der Geruch von starkem Kaffee entgegen. Ich legte mich wieder hin und zog das Laken bis zum Kinn, als Gabe ins Zimmer kam. Er hockte sich auf den Rand meines Schreibtisches, hielt mir den Kaffee entgegen und wartete. Ich starrte auf den weißen Keramikbecher. Dampf stieg auf und kringelte sich in der Luft. Mein Magen verkrampfte sich knurrend.
Ich zog das Laken übers Gesicht und verbarg mich darunter. Die letzten Nächte waren so von Albträumen geplagt gewesen, dass ich fast überhaupt nicht geschlafen hatte.
»Was machst du hier?«, murmelte ich durch das Laken.
»Ich habe dich ein paar Tage nicht gesehen«, sagte Gabe. »Das passt nicht zu dir.« Ich warf einen vorsichtigen Blick über den Deckenrand.
Er hielt mir wieder den Becher entgegen. »Zeit zum Aufstehen.«
Ich rollte mich von ihm weg. »Lass mich in Ruhe«, grummelte ich.
»Du solltest etwas essen«, bemerkte Gabe.
Meine Antwort war ein Stöhnen. In den drei Wochen, die ich mich hier befand, hatte ich mir keine einzige Mahlzeit bestellt. Ab und zu zwang ich mich, einen Sandwichriegel oder etwas Obst zu essen, wenn mein Magen mitspielte. Ich hatte fast nie Hunger. Nahrung war eine Lebensnotwendigkeit, aber in letzter Zeit fühlte ich mich nicht sehr lebendig. Ich brauchte
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