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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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ich fest.
    »Kann schon sein«, stimmte Gabe zu.
    Ich stülpte mir die Kapuze meines Pullis über, denn die Luft war feucht und klamm.
    »Wozu braucht das DCLA diesen Gang?«, fragte ich. »Für die ganzen Leichen im Keller?« Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, da packte mich kaltes Entsetzen, weil ich mit meinem Scherz vielleicht recht hatte.
    Gabe beruhigte mich. »Der Keller wird fast gar nicht benutzt, höchstens als zusätzlicher Lagerraum. Er stammt noch aus der Zeit vor dem Großen Beben. Man hat das Center auf die Trümmer gebaut und hatte keine Verwendung für die Gänge. Die meisten Angestellten haben Angst, hier herunterzukommen, weil es angeblich spukt.«
    Ich folgte ihm den langen Tunnel entlang und fragte, wie er darauf gestoßen war.
    »Der Stromgenerator befindet sich hier unten«, erklärte er und öffnete gleichzeitig eine Tür am Ende des Ganges. Dahinter lag ein Gewölbe voller leuchtender Monitore und blinkender Lichter. Die Technik strahlte so hell, dass man auf eine Deckenlampe gut verzichten konnte. Gabe erklärte, dass der Centerkomplex ein eigenes Stromnetz besaß, das auf Solarenergie basierte. »Und da hinten habe ich einen Weg nach draußen entdeckt.«
    Er führte mich um einen Generator herum, der den Großteil des Gewölbes einnahm und ein dumpfes Grollen von sich gab. Metallrohre zweigten zu allen Seiten ab wie ein wucherndes Astgestrüpp und kletterten auf Schachtöffnungen in der Decke zu. Gerade, als wir an dem Generator vorbeigingen, erwachte er fauchend zum Leben, sodass ich vor Schreck fast aus der Haut fuhr.
    »Letztes Jahr ist bei einem Erdbeben die Energie ausgefallen. Ein paar Elektriker sind gekommen, um das System zu reparieren, und haben mich als Wachmann mit hierher genommen. Da habe ich ein bisschen herumgestöbert und diesen Ausgang gefunden.« Gabe schob ein großes Rollbrett beiseite, auf dem metallene Bettgestelle gestapelt waren. Dahinter befand sich eine Stahltür. Sie war kaum zu erkennen, weil sie die gleiche Farbe wie die grauen Betonwände hatte.
    »Es gibt keine Klinke«, sagte Gabe. »Deshalb hat wohl nie jemand die Tür bemerkt. Aber ich bin aus Versehen auf dieses Teil hier getreten.« Er presste die Spitze seines Turnschuhs auf ein kleines Metallviereck im Boden, wodurch die Tür entriegelt wurde. Sie schwang knirschend auf und Gabe schob sie ganz bis zur Wand. Vor uns lag undurchdringliche Dunkelheit.
    »Was ist das für ein Gang?«, fragte ich. »Ein trockener Abwasserkanal?« Mein Abenteuergeist hatte in letzter Zeit ziemlich gelitten, und das Letzte, was ich jetzt brauchte, war ein dunkler Mülltunnel voller Ratten.
    Gabe lächelte mir aufmunternd zu, aber ich schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Sorry, ich bin nicht in der richtigen Verfassung für Höhlenforschung.«
    Er streckte mir die Hände entgegen und sagte, einen anderen Weg aus dem Center gäbe es nicht. »Du schaffst das schon«, munterte er mich auf. »Früher war das hier ein U-Bahn-Tunnel. Er ist seit dem Großen Beben nicht mehr benutzt worden.« Klar, denn seitdem wurden alle Bahnstrecken überirdisch gebaut. »Der Ausgang liegt nur einen Häuserblock vom Meer entfernt.«
    Ich lehnte mich vor und steckte den Kopf durch die Öffnung. Alles war totenstill. Ich hörte nur meinen eigenen Atem und fühlte kalte, pechschwarze Luft.
    »Gibt es Leute, die sich da reintrauen?«, fragte ich.
    »Ich habe mal ein paar Kids gesehen, die hier mit ihren Skateboards und Rädern rumgeturnt sind«, sagte er. »Vor ein paar Tagen habe ich jemanden auf einem Motorrad gehört. Wahrscheinlich denken deshalb alle im Center, dass es im Keller spukt. Weil sie Menschen hinter der versteckten Tür gehört haben.«
    Er ging ein paar Schritte hinein und schaltete eine Taschenlampe an. Der breite Lichtstrahl beleuchtete zwei U-Bahn-Gleise, die durch den Tunnel liefen. Noch immer blieb ich zögernd an der Tür stehen.
    Gabe zog leicht an meinem Pulliärmel, aber ich riss meinen Arm weg und schlug ihm fast ins Gesicht.
    »Sorry«, murmelte ich, »nur ein natürlicher Reflex.«
    »Oder ein unnatürlicher Reflex«, sagte Gabe. »Das hoffe ich zumindest. Es ist ziemlich deprimierend, wenn einen jedes Mädchen, das man kennt, k.o. schlagen will.« Er wartete, ob ich mich von selbst bewegen würde, dann versicherte er: »Der Tunnel ist total ungefährlich. Ich benutze ihn ständig.«
    »Wieso brauchst du denn einen Weg nach draußen?«
    Er zuckte mit den Schultern, als sei der Grund sonnenklar.

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