Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Elektroden auf die Stirn und beobachtete meine Gehirnaktivität, während ich endlose Fragebögen und Tests über mich ergehen ließ. Sie machte sich seitenweise Notizen. Meistens waren Pat und Clare dabei, manchmal auch Scott. Justin kam immer.
Nach einem vollen Monat war Molly nicht weiter als am Anfang. Sie sah keinen Grund für meine Albträume und den anschließenden Gedächtnisverlust. Meine Untersuchungsergebnisse ergaben nie einen Befund. Von Drogenspuren im Blut war nichts zu entdecken. Meine einzigen körperlichen Symptome waren Gewichtsverlust und chronische Erschöpfung. Leider machte mein Schlafmangel es noch schwieriger, das DCLA zu überführen, denn die Folgen von Schlafentzug sind Appetitverlust, Depression, Stress, Angstzustände – sogar Halluzinationen. Das Center hatte also eine bequeme Erklärung für den Verfolgungswahn, unter dem die Patienten litten.
Heute hockte Pat bei uns im Keller und seufzte, als Molly verkündete, dass meine Blutprobe wieder einmal nichts Verdächtiges zeigte. Ich saß auf einem der Metallbetten und knabberte an den Fingernägeln. Man konnte Pats Gedanken förmlich hören: Diese Treffen waren für uns alle schwer erträglich und bisher hatten sie überhaupt kein Ergebnis gebracht. Wir waren bloß zu stur, um uns geschlagen zu geben.
»Okay«, sagte Pat, »fassen wir mal zusammen, was wir wissen. Maddie wird mit Psychodrogen gefoltert. Sie verliert Gewicht. Das Center nimmt ihr Gehirn mit Medikamenten auseinander, die wir nicht kennen. Das alles war uns von Anfang an klar. Machen wir überhaupt Fortschritte? Oder verschwenden wir nur unsere Zeit und riskieren ihre Gesundheit?«
Molly drehte sich auf ihrem Stuhl um. »Natürlich ist es keine Zeitverschwendung«, sagte sie. »Und eine pessimistische Haltung bringt uns nicht weiter.«
»Du meinst wohl eine realistische Haltung«, gab Pat zurück.
Molly schaute wieder auf den Flipscreen, der meine Gehirnaktivität aufzeichnete. »Wir brauchen nun einmal Beweise. Schließlich wollen wir eine Strafanstalt der Regierung stilllegen, keinen Chatroom. Da nützen uns Vermutungen wenig. Harte Fakten sind das Einzige, was zählt.«
»Warum diskutieren wir nicht lieber, wie wir Maddie hier herausbekommen?«, konterte Pat aufgebracht.
Ich lächelte ihn beruhigend an. Zwar war ich ihm dankbar, weil er mich beschützen wollte, aber ich wusste, dass Molly recht hatte. Wir konnten jetzt nicht einfach Schluss machen. Deshalb verbarg ich auch so gut wie möglich die Tatsache, dass unsere Treffen immer schwieriger für mich wurden. Ich hielt es kaum noch aus, unter Menschen zu sein. Sie strahlten eine Energie ab, die sich anfühlte, als würde mir Radioaktivität auf der Haut brennen.
Ein paar Minuten herrschte Stille. Ich dachte daran, was für ein Medienecho schon meine kleine Aktion im Nino verursacht hatte.
»Was haltet ihr von einer Befreiungsaktion im großen Stil?«, schlug ich vor. »Wenn wir alle Insassen herauslassen, schaffen wir es bestimmt in die nationalen Nachrichten. Dann kann Vaughn seine Methoden nicht länger verbergen. Ich wette, die Regierung kommt in Erklärungsnot, wenn Hunderte von Teenagern im Drogenwahn und in Anstaltskleidung durch die Straßen von L.A. rennen.«
Molly schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht machen. Wer weiß, wie die Patienten unter Einfluss des Medikaments reagieren. Wenn wir sie einfach so aus dem Center holen, könnten sie bleibende psychische Schäden davontragen. Du weißt doch selbst, was für ein Schock unser erstes Treffen für dich war.« Für die nächste Untersuchung zog sie einen MindReader aus ihrem Rucksack. Sie begann mir zu erklären, wie sie ihn benutzen wollte, aber ich unterbrach sie.
»An die Dinger bin ich gewöhnt«, sagte ich kurz und heftete mir das Gerät an die Stirn.
»Was?«, fragte Molly. »Du hast nie erwähnt, dass das Center mit MindReadern arbeitet. Bisher hast du immer nur von Wandschirmen gesprochen.« Sie fuchtelte ungläubig mit den Armen. »Wie konntest du so etwas vergessen?«
»Tut mir leid«, sagte ich. »In letzter Zeit arbeitet mein Sinn für Details nicht gerade auf Hochtouren.«
»Was ist daran so wichtig?«, fragte Gabe.
»Damit könnte man fremde Erinnerungen direkt in dein Gehirn downloaden«, ließ Molly mich wissen.
»So etwas geht?«, fragte Clare.
»Es ist illegal, aber technisch lässt es sich schon seit Jahren machen. In der klinischen Forschung hat man versucht, Alzheimer und Amnesie damit zu behandeln. Die MindReader
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