Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
sich einmal pro Woche mit mir, damit ich nicht verrückt werde. Nur deshalb ist es dem Center noch nicht gelungen, mich zu zerstören.«
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Madeline, ich flehe dich an, sei doch vernünftig. Du willst das Unmögliche erreichen. Wenn du so weiter machst, könntest du hingerichtet werden.«
»Nicht, wenn du bereit bist, mir zu helfen.«
Er behauptete, dass er nichts für mich tun könne. »Ich habe keine Macht über die Center.«
»Du brauchst nur den Mund aufzumachen. Wenn wir die Öffentlichkeit aufklären, was in den Centern wirklich vorgeht, kannst du uns unterstützen. Wir haben handfeste Beweise. Du kannst dich nicht länger blind stellen. Jetzt hast du mit eigenen Augen die Wahrheit gesehen. Also, hilf uns.« Ich schaute ihn flehend an. »Wir wissen doch beide, was ein paar Worte von dir bewirken könnten.«
Sein Blick hing an meinem Gesicht. Er wirkte hin und her gerissen. »Ist dir klar, wie ich dadurch aussehen würde?«
Ich nickte. Er könnte im Gefängnis landen. Man würde ihn einerseits verdächtigen, von den illegalen Praktiken in den Centern gewusst zu haben, und andererseits, bei unserer Sabotage geholfen zu haben. Jedenfalls würde er als Mitläufer und Krimineller gelten.
»Dad, ich weiß, dass du die Digital School mit den besten Absichten geschaffen hast. Du hast dein Herzblut und deine Liebe in die Arbeit gesteckt. Aber das System ist aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich wolltest du Leben retten … Aber jetzt schau mich an. In den Centern gibt es Tausende von Teenagern wie mich. Niemand erfährt die Wahrheit, weil sie vertuscht wird. Und zwar von Richard Vaughn. Du hast die Macht, ihn aufzuhalten. Also bitte ich dich, uns zu helfen. Ich verlange nur, dass du ehrlich bist.«
Er runzelte die Stirn und seine Augen wurden schmal. »Glaubst du, wir kommen je wieder an den Punkt, dass wir uns vertrauen können, Madeline?«, fragte er.
Ich nickte. »Zumindest können wir anfangen, es zu versuchen.«
Die Flügeltür wurde aufgestoßen und Connie kam auf den Hof marschiert. Ich verließ meinen Vater und folgte ihr ins Wohngebäude. Bevor ich hineinging, schaute ich noch einmal über die Schulter zurück. Selbst im hellen Sonnenlicht schien der Zorn dunkle Schatten in Dads Gesicht zu meißeln. Wenn die Wut groß genug ist, kann sie alles verändern. Sie kann dich innerlich auseinandernehmen und neu zusammensetzen. Sie kann die Antriebskraft sein, die du brauchst, um die Welt auf den Kopf zu stellen. Ich hoffte nur, dass sie bei meinem Vater genauso wirken würde.
Kapitel Fünfundzwanzig
----
Im Laufe des nächsten Monats kam Bewegung in die erstickende Atmosphäre meines Wohntraktes. Türen begannen sich zu öffnen. Eine Ahnung von Lebendigkeit lag in der Luft.
Für jeden anderen wären die Veränderungen zu winzig gewesen, um sie zu bemerken. Aber mir fielen sie ins Auge wie blinkende Neonlichter. Das erste Mal wurde mir klar, dass etwas passierte, als ich auf dem Weg zur Toilette war und im Flur einem anderen Mädchen begegnete. Normalerweise hätte die Situation bei uns Fluchtreflexe auslösen müssen. Wir wären uns im weiten Bogen ausgewichen, als könnten wir uns bei der anderen mit einer tödlichen Seuche anstecken, die sogar durch Augenkontakt übertragbar war.
Aber dieses Mal schreckten wir nicht zurück oder pressten uns an die gegenüberliegenden Wände. Stattdessen sahen wir uns an. Unsere Blicke trafen sich. Sie war so ausgemergelt wie ich. Sie hatte rote Haare, Sommersprossen und hellbraune Augen. Ihre Lippen formten sich zu einem schüchternen Lächeln. Sie sagte »Hallo«, als wir aneinander vorbeigingen, und mir blieb vor Überraschung fast das Herz stehen.
»Hallo«, grüßte ich zurück und lächelte ebenfalls. Eigentlich grinste ich eher von Ohr zu Ohr. Am liebsten wäre ich durch den Flur gerannt und hätte vor Freude geschrien. Als ich den Toilettenraum erreichte, hatten sich meine Augen bereits mit Tränen gefüllt. Ich schloss die Tür, ließ mich an der Wand zu Boden rutschen und gab mich meinen Gefühlen hin. Mir war gar nicht klar gewesen, wie verzweifelt ich auf das kleinste Anzeichen gewartet hatte, dass diese ganze Tortur einen Sinn hatte. Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht. Anscheinend hatte ich dichter am Abgrund gestanden, als mir bewusst gewesen war. Ich hatte monatelang vermieden, darüber nachzudenken, und meine Freunde hatten mich dabei unterstützt. Sie hatten mir geholfen, nur Stärke, Mut und Liebe zu sehen.
Weitere Kostenlose Bücher