Made in Germany
in Richtung Sitztanz und Seniorenresidenz! Jetzt weiß ich, wie sich Lothar Matthäus fühlt.
Das Leben ist wie ein Berg, den man erklimmt: Mit
17 ist es cool, da hat man das Leben noch vor sich. Man weiß, es geht bergauf. Und weil man so viel Kraft hat, beeilt man sich mit dem Aufstieg. Bloß nicht trödeln: 18 Jahre, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37 – und da ist es: das Gipfelkreuz! Herrliche Aussicht! Bloß genießen, denn ab sofort geht es nur noch bergab: 38, 39, 40, 41 … und das geht noch schneller als bergauf! Auf dem Hosenboden wird ins Nichts gerutscht!
Ich liebe den Film Der seltsame Fall des Benjamin Button . Was für eine herrliche Vorstellung: Ich komme als alter Sack auf die Welt, werde immer jünger, und ganz am Schluss verabschiede ich mich als Orgasmus!
KAPITEL 5
Tiere
Obwohl ich in Deutschland geboren wurde, bin ich kein typischer Deutscher. Das fängt schon bei meinem Namen an: „Kaya” liegt in der deutschen Vornamenstatistik weit hinter „Horst”, „Günther” und „Manfred”. Selbst „Adolf”, „Bonifazius-Elvis” und „Blödmann” sind häufiger. Aber in anderer Hinsicht bin ich so deutsch, wie man nur deutsch sein kann: Ich liebe Tiere! Und das ist deutscher als Autowaschen, Fußball und Liegestuhlreservierung zusammen!
Die Deutschen lieben ihre Haustiere über alles! Über 23 Millionen Haustiere leben in unserem Land! 23 Millionen ist eine enorme Zahl, vor allem wenn man bedenkt, dass Tiere für ihre Halter viel Arbeit und Kosten bedeuten: Sie kotzen in Autos, kacken auf Teppiche und verwüsten den Garten – insofern sind sie ein perfekter Kinderersatz! Mit dem Unterschied, dass die Tiere irgendwann eingeschläfert werden, während die Kinder ihren Eltern noch bis ins Rentenalter auf der Tasche liegen!
Aber auch Tiere kosten Geld. 2009 haben die Deutschen über 3,6 Milliarden Euro für Heimtierbedarf ausgegeben, davon allein 2,7 Milliarden Euro für Tier-Fertignahrung. Im Vergleich zu den 600 Milliarden Euro, die für Babynahrung ausgegeben werden, mag das zwar wenig klingen, aber dafür gehen die Babys zwischendurch auch nicht auf Mäusejagd oder bekommen Pizzaränder, Kartoffelschalen und abgelaufene Fleischwurst verfüttert.
Die Deutschen lieben ihre Tiere so sehr, dass sie es hin und wieder auch übertreiben. Zum Beispiel gibt es in jeder größeren Stadt spezielle Hundefriseure. Der „Groomer” (so die internationale Bezeichnung für den Hundefriseur) ist zwar noch kein offizieller Ausbildungsberuf, aber der Hunde-Figaro muss trotzdem über spezielle Fähigkeiten verfügen. Das Haareschneiden selbst funktioniert zwar genauso wie beim Menschen (zumindest was Menschen wie Tony Marshall betrifft), aber alle anderen Dienstleistungen sind speziell auf die Vierbeiner ausgerichtet: Die Klatschthemen drehen sich nicht um Brad Pitt und Angelina Jolie, sondern darum, dass Lassie angeblich eine Affäre mit einem Drogenspürhund vom Frankfurter Flughafen hat; Friseur und Kunde haben dieselben guten Erfahrungen in Sachen „Sex von hinten”; und auf der Straße vor dem Hundesalon sind die Besitzer angebunden: „Wir müssen leider draußen bleiben”.
Es gibt sogar spezielle Hundepsychiater. Ich kann mir gut vorstellen, was da abgeht. Der verstörte Labrador-Rüde schüttet beim Hundepsychiater sein Herz aus, und der Seelenklempner sagt: „Ich kann zwar verstehen, dass Sie ein Trauma haben, weil Sie in Ihrer Kindheit immer von den Katzen aus der Nachbarschaft
gehänselt worden sind – aber das ist noch lange kein Grund meine Behandlungscouch vollzukacken!”
Die kurioseste Meldung in Sachen übertriebener Tierliebe gab es 2003: Damals kursierte das Gerücht, dass in Berlin angeblich ein eigenes Bordell für Hunde eröffnet werden sollte! Das Ganze stellte sich allerdings als Scherz heraus, und die notgeilen Rüden mussten sich anderswo umschauen – vielleicht sogar auf dem Straßenköter-Strich.
Auch wenn viele Deutsche es mit der Tierliebe übertreiben, habe ich mich schon früh von der Faszination, die Tiere auf Menschen ausüben können, anstecken lassen: Schon als Kind wollte ich unbedingt eigene Tiere haben. Und da gibt es für echte Türken eigentlich nur zwei Alternativen: Lamm oder Hühnchen! Trotzdem habe ich eine dritte Möglichkeit gefunden. Kurz nach der Einschulung war es endlich so weit: Ich kam nach Hause – und hatte Läuse! Meine Mutter war natürlich entsetzt und rieb mir die Kopfhaut sofort mit einer
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