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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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kommen zu können!
    Ein anderes Mal rennt nach einer Show in La Rochelle ein Kerl auf mich zu und schwenkt eine Plastiktüte. Noch bevor er sie mir geben kann, hat Cyril, der mir nicht von der Seite weicht, ihn gestoppt und die Tüte kontrolliert. Darin ist… ein
schmutziges T-Shirt, das er für mich getragen hat. Auch er wollte mir nichts Böses, er wollte mir nur ein wenig von seinem Geruch schenken. Die Angst treibt mich zu den absurdesten Handlungen, und noch die kleinste Geste erscheint mir feindselig.
    Â 
    Heute hatte das Telefongespräch einen anderen Inhalt. »Mein Verrückter«, wie ich ihn inzwischen nenne, hat angerufen, um sich mit mir zu verabreden. Es ist keine Rede mehr von der bewaffneten Gang, die mich entführen will. Ich frage ihn nach dem Grund für das Treffen, doch er macht ein Geheimnis daraus. Alles andere sagt er klar und deutlich. Ich soll mich in Weiß kleiden und an einem bestimmten Tag zu einer festgelegten Zeit zu ihm in die Kirche Saint-Germain-des-Prés kommen. Ich soll tun, was er sagt, und keine Fragen stellen.
    Ich lege auf und sage sofort dem Team Bescheid, das mich schützen soll. Es ist ein Risiko, aber ich will es dieses Mal auf mich nehmen: Das ist die ideale Möglichkeit, ihn festzunehmen, wir werden ihn schnappen. Ich kann nicht mehr, ich will, dass dieser Albtraum aufhört. Und er hört nur auf, wenn man dem jungen Mann die Handschellen anlegt, damit er mir nicht mehr schaden kann.
    Â 
    Ich habe mich angezogen, wie er es verlangt hat. In Weiß. Ich habe mich schön gemacht, man weiß nie, was geschieht. Und als ich mich im Spiegel ansehe, muss ich lächeln. Absurd. Diese ganze Geschichte ist von Anfang an sinnlos. Tatsächlich mache ich mich wie in einem schlechten Film daran, meinen Bräutigam in die Falle zu locken. Cyril und Richard sind da, sie unterhalten sich nebenan im Wohnzimmer, während ich mich auf das schicksalhafte Treffen vorbereite. Vor und in
dem Gebäude, bis hinauf zum vierten Stock, sind Polizisten in Zivil postiert. Das Gebäude ist extrem gesichert, meine Wohnungstür steht offen. Ich bin bereit  – und da, in der Diele: der Verrückte! Er ist in meine Wohnung gekommen. Ich bin verblüfft. Ich verstehe nicht, wie er mit all der Polizei ringsum so weit vordringen konnte. Es sei denn, alle hätten ihn für einen Polizeiinspektor in Zivil gehalten … Ich bin wie versteinert, aber ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass ich nicht allein bin, dass meine beiden Freunde da sind. Mir wird nichts geschehen. Doch dann kommt mir blitzartig die Erkenntnis, dass sie sein Gesicht nicht kennen, dass sie ihn nie gesehen haben und die Situation möglicherweise nicht richtig einschätzen … Ich sage also sehr laut: »Was willst du denn hier? Das ist doch verrückt ! Ich dachte, wir sind in der Kirche Saint-Germain-des-Prés verabredet!«
    Er wirkt verstimmt. Er macht eine Handbewegung auf seine Jacke zu, als wollte er eine Waffe ziehen. Vielleicht will er mir damit sagen, dass er bewaffnet ist. Als er Richard und Cyril kommen sieht, brüllt er: »Ihr beiden da, raus!«
    Sie dürfen auf keinen Fall gehen. Das muss ich um jeden Preis verhindern. Ich denke nach, in einer schwindelerregenden Geschwindigkeit, befeuert vom Adrenalin, und versuche es auf die psychologische und diplomatische Art. Ich weiß, dass er in mich verliebt ist. Nach mir verrückt ist. Vermutlich wünscht er sich vertraute, zärtliche Augenblicke mit mir.
    Ich sage: »O nein, die beiden bleiben, das sind meine Freunde, und sie haben nichts mit dem zu tun, was wir beide uns zu sagen haben. Die gehen ohnehin nach hinten ins Büro. Und wir beide machen es uns hier gemütlich und unterhalten uns. Dann sagst du mir, was du willst und was los ist. Okay?«

    Er nickt vage. Er ist damit einverstanden, mit mir allein zu sein, das ist es ja, wovon er träumt.
    Ich schöpfe wieder Hoffnung. Ich habe ein wenig mehr Kontrolle über die Situation. Cyril und Richard gehen an uns vorbei ins Büro und schließen die Tür. Ich schlage dem Irren vor, sich mit mir ins Wohnzimmer zu setzen. Ich versuche, ein Gespräch in Gang zu bringen. »Warum tauchst du einfach so in meiner Wohnung auf?«, frage ich. Seine Antwort wirkt zusammenhangslos, ich höre ihm kaum zu. Ich denke an meine Freunde, die ganz sicher vom Büro aus telefonieren. Ich denke daran, dass der Anschluss im

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