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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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exzessiv wird, ist sie mir suspekt. Wenn sich in der Menge meiner Fans Männer zu sehr aufdrängen, was einige Male vorgekommen ist, dann sage ich ihnen: »Wenn Sie mich wirklich lieben, dann lassen Sie mich in Ruhe!« Ich habe auch gelernt, direkter zu sein. Es ist nicht immer leicht, den Fans nicht zu geben, worum sie bitten oder was sie sogar fordern.
    Wenn sie mich abends nach dem Konzert am Ausgang erwarten, um mich zu sehen, mit mir zu sprechen, sich ein Autogramm geben oder sich mit mir fotografieren zu lassen, bin ich glücklich. Aber ich bin nicht immer in Form. Ich kann verstehen, dass sie von mir Lächeln, Dank, Freundlichkeit und Umarmungen erwarten. Doch sie können nicht verstehen, dass es mir an diesem Abend vielleicht nicht gut geht, weil ich mich mit meinem Freund gestritten habe oder weil ich erschöpft bin. Dass ich absolut keine Lust habe, auf Fotos zu lächeln, dass ich womöglich persönliche Sorgen habe, die nichts mit ihnen zu tun haben. Also zwinge ich mich, ich reiche ihnen die Hand, sehe sie an, schenke ihnen ein Lächeln. Ich nehme es auf mich, weil ich sie liebe. Sie haben Vorrang vor Patricia. Ich tue mein Bestes.

    Â 
    Meine Fans sind nicht immer so extrem. Sie können sogar zu Freunden werden. Copine  – nennen wir sie einfach so: Freundin  – sah ich oft zusammen mit anderen Mädchen auf meinen Konzerten. Da ich sie so oft sah, fiel sie mir auf. Eines Abends gab ich ihr Backstage-Pässe, damit sie und ihre Freundinnen zu mir hinter die Bühne kommen konnten. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, und beim folgenden Konzert sah ich sie wieder. Und so ging es immer weiter, bis wir uns tatsächlich anfreundeten. Inzwischen ist mir Copine eine gute Freundin. Sie muss sich weder so frisieren noch so anziehen wie ich, sie benutzt auch nicht das gleiche Parfum, sie ist einfach eine andere Frau. Copine führt neben ihrem Interesse an mir ein normales Leben. Ich bin für sie keine Droge, sondern ein Vergnügen.
    Â 
    Mein Verrückter lebt nicht mehr, aber die Folgen seiner Verrücktheit und seines Todes dauern an. Einige Tage nach der Tragödie ruft mich seine Mutter an. Sie will es verstehen. Ihre Tränen um den Sohn brechen mir das Herz. Wieder und wieder sagt sie, ihr Sohn habe mich geliebt, er sei nett gewesen, er habe mir nichts Böses tun wollen, er habe nicht sterben dürfen. Ich bin bewegt, ich fühle mich unwohl, aber nicht schuldig. Ich würde ihr ihren Sohn gern zurückgeben. Den Film neu drehen, die Szene umschreiben. Doch nein, ich habe diese weinende Frau am Apparat, die mir ein schreckliches Unglück vorwirft. Ich weiß nicht, was ich antworten soll, ich habe nichts zu sagen. Das Opfer war ich. Tut mir leid.
    Â 
    Die Angst hat mich nicht verlassen. Nachts werde ich vom leisesten Geräusch wach. Ich brauche Stunden, um wieder einzuschlafen, ich horche ins Dunkel, alle Nerven sind
angespannt. Ich kann kein Auge mehr zumachen, wenn in meinem Schlafzimmer keine Lampe brennt. Ich zucke beim geringsten Knacken zusammen, ich stehe mehrmals auf, um nachzusehen, ob ich die Tür wirklich abgeschlossen habe. Ich habe Angst, dass man mich ansieht, und sobald der Blick zu sehr insistiert, drehe ich durch.
    Diese beiden Jahre mit dem Stalker haben mich ein wenig traumatisiert. Ich lebe noch in diesem Schrecken, es kommt vor, dass ich meinen Verrückten noch in der Menge zu entdecken glaube. Es fällt mir sehr schwer, allein zu schlafen, ich muss mich beschützt fühlen, um wenigstens ein Auge zuzutun. Ich versuche, mir Vernunft zu predigen, mir zu sagen, dass ich nichts mehr zu fürchten habe, aber ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass ich nicht in Sicherheit bin.
    Monate müssen vergehen, bis ich meine Wohnung wieder verlassen kann, ohne mir gleich das Schlimmste vorzustellen. Gleichzeitig fürchte ich mich davor, allein zu Hause zu sein. Nach einer sehr langen Zeit überwinde ich das Erlebnis und ziehe sogar einen Nutzen daraus. Da ich das Schlimmste erlebt habe  – und es sich so auf keinen Fall wiederholen kann  –, fühle ich mich imstande, andere eher grenzwertige Situationen zu entschärfen. Durch den Verrückten habe ich mich gewappnet. Jetzt kann ich den Angriffen zu aufdringlicher Fans Widerstand entgegensetzen. Ich bin immun. Es kann mir nichts mehr geschehen, das Schlimmste ist schon passiert  – hoffe ich wenigstens.
    Dabei

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