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Madita

Madita

Titel: Madita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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furchtbar! Da geht man ganz gemütlich mit Lisabet spazieren, und hast du nicht gesehen, fallen einem die Nasen ab und liegen da auf dem Eis wie zwei kalte Haut-fetzchen... Ja, was hätte man da gesagt? Vielleicht: »Nasen ade, scheiden tut weh«... Madita schaudert bei dem bloßen Gedanken daran. Einmal hat die Lehrerin gefragt, wozu die Nase da ist, und da hat Albin in ihrer Klasse geantwortet: »Um Rotz drin zu haben.« Damit ist es für Madita und Lisabet dann natürlich vorbei. Ist einem die Nase abgefroren, dann steht man da mit seinem Rotz! Sie ist drauf und dran, über ihre verlorene Nase zu weinen, als ihr plötzlich einfällt, daß sie und Lisabet ihre Nasen noch haben. Was für ein Glück! Lisabet benutzt ihre gerade. Sie bohrt sie in Tores dicke Jacke, die über der Stuhllehne hängt.
    »Das riecht gut«, sagt sie. »Nach Kuhstall. Können wir da nicht mal hingehen?«
    Tore ist genauso nett und gutmütig wie sein Vater.
    »Aber klar doch, können wir machen«, sagt er und lacht still-vergnügt in sich hinein, so als wüßte er etwas Lustiges, das sonst niemand weiß.
    Und er nimmt sie mit in den Kuhstall und zeigt ihnen den
    großen Stier und alle Kühe und Kälber. In einer Box liegt ein fast neugeborenes Kälbchen, und das mögen sie am liebsten.
    Es kann sich kaum auf den Beinen halten, und doch kommt es ans Gatter und streckt Madita und Lisabet sein feuchtes Maul entgegen. Sie halten ihm ihre Finger zum Lecken hin, und
    Lisabet erzählt dem Kälbchen, daß bald Weihnachten ist, falls es das vielleicht nicht weiß.
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    Dann geht Tore mit ihnen in den Pferdestall. Dort sind vier Pferde, Titus und Mona und Freja und Konke. Als Madita und Lisabet sie das letzte Mal gesehen haben, war es Sommer.
    Und da waren sie draußen auf der Koppel. Jetzt stehen sie hier in ihren Verschlägen und wiehern leise, als die beiden herein-kommen. Konke ist das bravste und häßlichste Pferd, es hat eine so komische gelbe Farbe.
    »Wie man aussieht, ist egal, Hauptsache, man ist brav«, sagt Madita.
    Sie gehen zu Konke in den Verschlag hinein und streicheln ihn und striegeln ihn mit der Bürste und geben ihm Heu und Hafer.
    Tore steht die ganze Zeit dabei, guckt ihnen zu und lacht leise in sich hinein.

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    »In welcher Krippe hat eigentlich das Jesuskind gelegen?«
    fragt Lisabet plötzlich. Sie glaubt wohl, auf der ganzen Erde gibt es nur einen Stall, den auf Apelkullen.
    Madita erklärt ihr, daß das ein ganz anderer Stall war, weit fort in Judaland.
    »Woher weißt du das?« fragt Lisabet.
    »Das weiß ich eben, unsere Lehrerin hat es gesagt.«
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    Damit ist Lisabet gar nicht einverstanden.
    »Nee du, in Konkes Krippe hat es gelegen, das haben sie in meiner Schule gesagt. Und Konke war so brav und hat es nicht gebissen, sondern nur ein bißchen an ihm geschnuppert, weil er sehen wollte, wer es war.«
    Madita sieht sich in dem dämmerigen Stall um. Eigentlich
    möchte sie auch, daß das Jesuskind hier auf Apelkullen in einer Krippe gelegen hat.
    »Kann sein, daß es doch hier war«, sagt sie eifrig. »Und Maria stellte hier in alle Stallfenster Kerzen, und da sahen Petrus Karlsson und Tante Karlsson von der Kirche aus den Lichtschein auf dem Schnee, und da sagte Tante Karlsson: ›Wer
    um alles in der Welt ist denn heute abend in unserm Stall?‹«
    Darauf weiß Lisabet die Antwort.
    »Es ist ja nur das Jesuskind«, sagt sie. »Es liegt in Konkes Krippe, und Konke beschnuppert es, und da lacht das Jesuskind, denn das mag es gern.«
    »Bin ich denn nicht auch in der Küche und seh den Lichtschein vom Stall?« fragt Tore.
    »Ach, du bist aber dumm, Tore«, sagt Madita. »Das ist doch schon furchtbar lange her, da warst du doch noch gar nicht auf der Welt.«
    Während sie im Stall sind, hat sich das Wetter völlig verändert.
    Die rote Sonne ist verschwunden, der Himmel ist bezogen,
    und es graupelt.
    »Hurra, es gibt Schnee!« ruft Madita.
    Und richtig, es gibt Schnee, viel Schnee. In dichten Flocken wirbelt er auf Apelkullen herunter.
    »Bei so einem Wetter kann ich euch aber nicht nach Hause
    fahren«, sagt Petrus Karlsson. »Wir müssen schon warten, bis es aufgehört hat zu schneien.«
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    »Ja, das machen wir«, sagen Madita und Lisabet.
    Sie haben nicht das geringste dagegen zu warten, bis es
    aufgehört hat zu schneien. Maja hat noch all ihre Puppen von früher, als sie klein war. Die holt sie jetzt hervor, damit Madita und Lisabet spielen können. Sie setzen sie in eine Reihe auf die Küchenbank, ziehen

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