Madita
wir haben kein Geld«, sagt Lisabet. »Wir gehen
ohne Geld spazieren.«
»Aha, so ist das«, sagt Petrus Karlsson und tunkt sein Butterbrot in den Kaffee. »Ja, heute ist schönes Wetter zum Spazie-rengehen... ohne Geld!«
»Mächtig schön«, sagt Madita. »Man kriegt solchen Appetit davon.«
»Ja, das versteh ich«, sagt Petrus Karlsson.
Aber es scheint, als verstehe er gar nicht besonders gut. Tante Karlsson begreift besser.
»Dann darf ich euch vielleicht etwas Grütze anbieten?« fragt sie.
»Ja, bitte«, sagen Madita und Lisabet wie aus einem Munde.
Im Nu haben sie ihre Jacken und Handschuhe ausgezogen
und die Mützen abgestreift, und noch ehe Maja ihnen Teller hingestellt hat, sitzen sie schon am Tisch.
Karlssons sind mit ihrem Frühstück fertig, aber trotzdem bleiben alle noch sitzen, nur um sich mit Madita und Lisabet zu unterhalten.
»So, so, ihr macht also sozusagen einen Spaziergang«, sagt Petrus Karlsson und lacht ein bißchen.
Madita und Lisabet haben den Mund so voller Grütze, daß sie nicht antworten können, sie nicken nur. Tante Karlsson gibt ihnen große Butterbrote. Und sie stopfen die Butterbrote in sich hinein und löffeln die Grütze, so daß man richtig sehen kann, was für Appetitwetter heute ist.
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»Grütze ist beinah mein Leibgericht«, sagt Madita. »Deins auch, Lisabet?«
»Nee«, erklärt Lisabet kurz und bündig. Klar, sie mag Grütze und besonders jetzt, aber ihr Leibgericht ist es nicht, und Lisabet sagt immer klipp und klar ihre Meinung.
Karlssons lachen über sie. Hier auf Apelkullen lachen sie auf eine ganz besondere Art, einer wie der andere, es ist ein stil vergnügtes, leises Lachen.
»So, und was ißt du am liebsten?« fragt Tante Karlsson.
Lisabet denkt nach.
»Schokoladenpudding... und Pudding... und anderen Pud-
ding.«
Da lachen Karlssons wieder.
»Schokoladenpudding und Pudding und anderen Pudding«,
sagt Petrus Karlsson, »das ist ja ’ne dolle Masse Pudding!«
Madita erklärt es ihm. Sie ist die einzige, die weiß, was Lisabet meint.
»Schokoladenpudding, das ist Schokoladenpudding, und
Pudding, das ist Vanillepudding, und anderer Pudding, das sind alle anderen Sorten Pudding.«
Da lacht auch Tore.
»Schokoladenpudding und Pudding und andern Pudding! Ja,
lebt ihr auf Birkenlund denn nur von Pudding?«
»Nee, das tun wir nicht«, sagt Lisabet verärgert. »Wir leben auch von Eis. Als ich fünf geworden bin, da hab ich soviel Eis gekriegt, wie ich wollte, mindestens zehn Pfund!«
»Na, schau einer an«, sagt Tante Karlsson, »da bist du also schon fünf? Wann bist du denn fünf geworden?«
»Ach, das weiß sie doch nicht«, sagt Madita.
Lisabet starrt sie bitterböse an.
»Weiß ich nicht? Weiß ich doch!«
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»So? Na, wann denn?«
»An meinem Geburtstag – denk mal an!« sagt Lisabet und
streckt Madita die Zunge heraus.
Und sofort streckt Madita auch Lisabet die Zunge heraus. Aber da fällt ihnen ein, daß man so etwas nicht tut, wenn man zu Besuch ist. Statt dessen bedanken sie sich jetzt, wie es sich gehört, für das Frühstück.
Sie gehen um den Tisch herum, geben jedem die Hand und
knicksen der Reihe nach vor Petrus Karlsson und Tante Karlsson und Tore und Maja.
Jetzt sind sie satt, aber auch ein bißchen müde. Hier in der Küche zu sitzen ist schön. Sie haben nicht die geringste Lust, jetzt wieder in die Kälte hinauszugehen und nach Hause zu laufen.
»Ich glaube, ich muß doch mal euern Papa anrufen«, sagt
Petrus Karlsson. »Bei euch zu Hause wissen sie am Ende gar nicht, daß ihr hier seid, um Eier zu kaufen... ohne Geld.«
Da schämen sich Madita und Lisabet, und als Petrus Karlsson in Birkenlund anruft, wird ihnen recht bange. Madita steht neben ihm und zupft ihn am Ärmel.
»Onkel Karlsson, frag doch, ob wir noch ein bißchen hierbleiben dürfen, um uns auszuruhen.«
Das tut Petrus Karlsson. Er fragt, ob Madita und Lisabet noch auf Apelkullen bleiben dürfen.
»Ich fahre die beiden dann später nach Hause«, sagt er.
Madita und Lisabet sehen sich an und strahlen.
Aber dann reicht Petrus Karlsson Madita den Hörer.
»Papa möchte dich sprechen«, sagt er, und da strahlt Madita nicht mehr.
»Hör mal, mein Fräulein Famos, wie wäre es, wenn du ein
einziges Mal nachdenken würdest? Bei dieser Kälte so einfach 121
loszulaufen! Stell dir vor, wenn euch die Nasen abgefroren wären! Was hättest du dann gesagt?«
Hinterher grübelt Madita darüber nach. Kann einem die Nase wirklich abfrieren? Wie
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