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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Nachtraben amüsiert glitzerten.
    »Nun«, gurrte Schedel weiter. »Wir wollen sehen, was wir für euch tun können. Kommt, meine Süßen!« Er lockte die Schweine zum Futtertrog. Seine Wangen glühten jetzt, und Richard konnte den Forscherdrang förmlich sehen, der dem Medicus aus den Augen schlug.
    »Du weißt schon«, warf er vorsichtig ein, »dass du sie zum Abdecker bringen musst, wenn wirklich Gift in diesen Krügen ist?«
    Schedel machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und wenn? Sind doch nur Schweine!«
    Richard nickte. »Wenn du meinst.« Insgeheim nahm er sich vor, dem Medicus den Schaden zu ersetzen, sollten die Tiere wirklich an dem Gift sterben.
    Er sah zu, wie Schedel einen Teil des Weines in den Futtertrog schüttete. Das Tier in seiner Nähe schnüffelte daran, machte jedoch keine Anstalten, ihn zu saufen. Stattdessen strebte das andere Tier zu dem Trog. Es schnupperte erst misstrauisch, dann tauchte es seinen Rüssel hinein. Es schluckte, schüttelte den Kopf, dass seine Ohren schlackerten, und flitzte mit einem empörten Quieken zurück in die gegenüberliegende Ecke des Pferchs.
    »Sieht ganz so aus, als seien Eure Säue keine Säufer«, kommentierte Arnulf trocken.
    Schedel nickte nachdenklich. »Was nun?« Sein Blick fiel auf einen Sack mit Hafer, der neben dem Hühnerstall stand. Er grinste, dann ging er hin, nahm zwei Hände voll von den Körnern und kehrte damit zu dem Trog zurück. »Jetzt solltet ihr eines der beiden festhalten!«
    Beide Tiere hatten witternd den Kopf erhoben, und das eine, das eben den Wein probiert hatte, drängte sich bereits wieder mit solcher Kraft an Arnulf vorbei, dass er nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnte.
    Schedel schüttete den Hafer zu dem Wein in den Trog und vermischte beides zu einem dicklichen Brei.
    »Hiergeblieben!«, kommandierte Arnulf, schlang seine Arme umden Nacken des Schweines und spannte die Muskeln an. Das Tier protestierte mit einem wütenden Quieken. Arnulf musste seine gesamte Kraft aufwenden und die Absätze seiner Stiefel tief in den Schlamm des Pferchs stemmen, um es von dem Trog fernzuhalten.
    Doch glücklicherweise brauchte das andere Tier kaum mehr als drei Wimpernschläge, bis es den Trog mit dem Hafer-Wein-Gemisch restlos leer gefressen hatte.
    »Ihr könnt loslassen!«, rief der Medicus, und das tat Arnulf.
    Seine langen, schwarzen Haare hatten sich aus dem Zopf gelöst und hingen ihm zerzaust um das Gesicht. Dreck und Schlamm verzierten seine Stiefel und auch seine Beine.
    »Nettes Parfüm!«, spöttelte Richard.
    In einem nutzlosen Versuch, sich zu säubern, klopfte Arnulf sich die Hose. »Erinnere mich daran, dass ich Niklas das büßen lasse!«, knurrte er.
    Hartmann Schedel machte sich daran, das Bier zu prüfen, allerdings diesmal, indem er den Krug dem anderen Schwein einfach an die Schnauze hielt. Gierig soff es das dunkle Gebräu, und Schedel grinste zufrieden. »Fast jedes Tier mag Bier, wusstet ihr das? Der Hund meines Nachbarn ist sogar ganz verrückt danach!«
    Nachdem das Schwein den Krug geleert hatte, beobachteten sie aufmerksam die Reaktionen der beiden Tiere. Sie schienen sehr zufrieden mit ihrer unerwarteten Mahlzeit zu sein, jedenfalls grunzten sie gemütlich vor sich hin. Eines von ihnen begann sogar, sich im Schlamm zu wälzen.
    »Wie lange hat es gedauert, bis das Gift bei den beiden Opfern gewirkt hat?«, erkundigte sich Schedel.
    Arnulf zuckte die Achseln. »Niklas meinte, Rotgerber …«
    »Der tote Spitalmeister?« Schedel riss die Augen auf. »Also darum geht es hier!«
    Richard nickte.
    Schedel schürzte die Lippen. »Ich hörte allerdings nur, dass Rotgerber in einer Gasse ermordet wurde. Ich hätte dabei, ehrlich gesagt, nicht an Gift gedacht!«
    Richard sah die Schweine an, die keinerlei Anzeichen einer Vergiftung zeigten. Ausführlich berichteten er und Arnulf dem Medicus, was geschehen war und warum sie hier waren.
    Als sie geendet hatten, nickte Schedel. Das eine Schwein war inzwischen fertig mit dem Wälzen und hatte sich wieder auf die Beine gewuchtet. Mit großer Sorgfalt wühlte es im Schlamm herum, fand einen dicken Regenwurm und verspeiste ihn genüsslich schmatzend.
    Sie warteten fast eine Stunde, aber keines der Tiere machte Anstalten, tot umzufallen. Im Gegenteil: Beide wirkten überaus vergnügt und begannen irgendwann sogar, sich miteinander zu balgen.
    »Also«, konstatierte Schedel schließlich. »Ich denke, wir können annehmen, dass Wein und Bier nicht vergiftet

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