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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Richard daran schnuppern.
    Richard schob seine Hand zur Seite. »Lasst gut sein. Ich bin kein studierter Medicus.«
    Dietrich lachte, als habe er einen guten Scherz gemacht. Der Spielmann wirkte gelöst und fast ein wenig übermütig. Immer wieder bewegte er das eben noch verrenkte Gelenk, bis Richard sich genötigt sah, ihn zu warnen: »Passt ein bisschen auf! Die Sehnen sind überdehnt, und es ist möglich, dass das Gelenk wieder herausspringt, wenn Ihr es zu schnell wieder belastet.«
    Übergangslos erstarrte Dietrich zu absoluter Bewegungslosigkeit.
    Richard lachte. »Ihr müsst Euch nicht in eine Statue verwandeln! Seid einfach nur ein bisschen vorsichtig in den nächsten Tagen.«
    Der Wirt kehrte mit dem gewünschten Wein zurück. Er stellte mehrere Becher auf den Tisch, dann goss er sie der Reihe nach voll. An Farbe und Geruch des Weins erkannte Richard, dass es sich diesmal nicht um den Kirschwein handelte, den er früher am Abend genossen hatte.
    In der Zwischenzeit hatten die anderen Spielleute sich Schemel herangezogen und saßen nun allesamt zusammen mit Richard, Dietrich und dem Hünen um den Tisch und sprachen dem Wein zu. Wie Richard vermutet hatte, war es ein saurer Tropfen, der ein pelziges Gefühl auf seiner Zunge hinterließ. Die Spielleute jedoch schien das nicht zu stören. Sie stießen mit Begeisterung auf Dietrichs Genesung an.
    »Wie ist Euer Name?«, fragte der Hüne, nachdem er sich selbst als Randolf vorgestellt hatte.
    »Sterner.«
    »Eurem Aussehen nach zu urteilen«, sagte Dietrich, »kommt Ihr nicht hier aus dieser Gegend.« Er spielte auf Richards bronzefarbene Haut an, das machte er mit einem demonstrativen Streichen über seine eigene Wange deutlich.
    Richard nickte. »Doch. Ursprünglich schon.« Er trank einen Schluck. Sauer rann ihm der Wein die Kehle hinab. »Ich meine, ich lebe eigentlich in Nürnberg, aber ich war mehrere Monate lang auf Reisen.«
    »In südlichen Ländern, wie es aussieht«, mischte sich einer der anderen Spielmänner ein. Er war ein lang aufgeschossener Kerl, an dem alles zu groß erschien, seine Nase, seine Ohren, sogar seine Schneidezähne. Ein wenig erinnerte sein Anblick Richard an einen Maulesel.
    »Das ist Cäsar«, stellte Randolf den Mann vor.
    Cäsar deutete im Sitzen eine leichte Verbeugung an. »Meines Zeichens Jongleur und Schlangenmensch«, fügte er hinzu, und wie um seine Befähigung unter Beweis zu stellen, hob er einen Arm in die Höhe, klappte ihn im Ellenbogengelenk ab und wand ihn sich um den Kopf, als sei er kein menschliches Glied, sondern ein Stück Stoff.
    Dietrich lachte. »Dir hätte man den Arm nicht wieder einrenken müssen«, grinste er, und Richard teilte seine Meinung. Es war verblüffend, mit anzusehen, in welch sonderbare Stellungen Cäsar seine Gelenke bringen konnte. Unter seiner eigenen Achsel hindurch blickte der Mann Richard an. »Italien?«, vermutete er.
    »Ja. Die Toskana, um genau zu sein.«
    Dietrich leerte seinen Becher und goss sich aus dem Krug nach. Der Wirt stand hinter dem Tresen, betrachtete seine Gäste mit einer Mischung aus Missmut und Ergebenheit. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich zurück in sein Bett sehnte, und wenn Richard ehrlich mit sich selbst war, dann erging es ihm nicht anders. Es waren nur noch wenige Stunden bis Sonnenaufgang, und er wollte am nächsten Morgen so zeitig wie möglich aufbrechen, um den letzten Rest seiner Reise hinter sich zu bringen.
    »Warum habt Ihr Italien verlassen?«, fragte Dietrich. »Besonders jetzt, da der Winter bevorsteht und es in Nürnberg eher ungemütlich werden dürfte.«
    Katharina! So unvermittelt war die Erinnerung an sie da, dass Richard beinahe aufgeseufzt hätte. Gerade noch gelang es ihm, das Geräusch zu unterdrücken, doch Dietrich hatte ihn trotzdem durchschaut. Wenn es überhaupt möglich war, wurde das Grinsen auf seinem Gesicht noch breiter. »Es gibt da eine Frau, stimmt es?«
    Richard hielt seinem prüfenden Blick stand. »Ja«, sagte er endlich, als er einsehen musste, dass seine Tischgenossen sich weigerten, ihn ohne Antwort davonkommen zu lassen.
    Cäsar machte einen Kussmund. »Ist sie hübsch?«
    Wie ein Traumbild erschien Katharinas Bild vor Richards inneremAuge, ihre langen, blonden Haare, die rauchblauen Augen, die die Farbe zu wechseln schienen, je nachdem, in welcher Stimmung ihre Besitzerin war. Er spürte, wie ihm das Atmen schwer wurde. Aus genau diesem Grund hatte er es in der letzten Zeit versucht,< zu vermeiden, an

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