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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Katharina zu denken. Jetzt lächelte er nur geheimnisvoll und antwortete nicht.
    Dietrich nickte zufrieden. »Sie muss hübsch sein, wenn Ihr ihretwegen den langen Weg von Italien bis hierher auf Euch nehmt. Ist sie Eure Frau?«
    »Nein«, sagte Richard rasch und schluckte den Zusatz »Leider!« gerade noch rechtzeitig hinunter. Randolfs Blick lag auf ihm, und er fühlte dessen Gewicht.
    »Seid Ihr auf dem Weg zu ihr, um sie um ihre Hand zu bitten?«
    Ganz offensichtlich war Dietrich auf eine schwärmerische Liebesgeschichte aus, über die er in seinen Liedern singen konnte.
    Richard verzog das Gesicht. Im ersten Moment war er versucht, der Frage auszuweichen, aber dann gestand er sich ein, dass er sich früher oder später den Tatsachen sowieso stellen musste. »Vielleicht«, gab er deswegen zu. »Aber ich bin nicht sicher, ob sie mich will.«
    Da lachte Randolf dröhnend. »Das Los eines jeden Mannes, der auf Freiersfüßen wandelt!« Wie um seine Worte zu unterstreichen, wandt Cäsar seine beiden Arme umeinander wie zwei Schlingpflanzen. Mit gespitzten Lippen hauchte er Küsse in die Luft.
    »Lass das!« Spielerisch schlug Dietrich nach ihm. Er setzte seinen Becher an die Lippen, trank ihn in zwei, drei tiefen Zügen aus. Als er ihn sinken ließ, blitzten seine Augen Richard fröhlich an. »Sie wird Euch nehmen!«, prophezeite er und setzte hinzu: »Welche Frau würde sich nicht glücklich schätzen, einen so schmucken Kerl wie Euch zum Mann zu bekommen?«

4. Kapitel
    Um die Durchfallmedizin für Brunhild herzustellen, musste Katharina zunächst Mutterkümmelkörner zermahlen – eine anstrengende Arbeit, die ihr alle Kraft abverlangte. Sie nahm einen kleinen Mörser und dazu den schwersten Stößel, den sie besaß. Mutterkümmel war hart, und es dauerte eine ganze Weile, bis endlich auch das letzte Korn zerbarst. Katharina rührte in dem so entstandenen Pulver herum. Ein scharfer Geruch stieg ihr in die Nase, und wie schon häufiger fragte sie sich, warum Mutterkümmel so gänzlich anders roch als der Schwarze Kümmel, den sie in ihrem Garten hinter dem Haus selbst zog.
    Sie schüttete das Pulver aus dem Mörser in eine kleine Schale und stellte sie beiseite. Dann trat sie an das Regal, suchte zwischen den dort stehenden Vorratsgefäßen herum, bis sie fand, was sie brauchte: ein kleines, irdenes Gefäß mit einem dicken Stopfen. Sie zog es hervor, öffnete es sorgsam und gab ungefähr zwei Dutzend der darin enthaltenen Kügelchen in den Mörser. Dann verschloss sie das Gefäß wieder und stellte es ins Regal zurück. Vorsichtig machte sie sich daran, auch diese Kügelchen zu zerstoßen, und sie achtete sehr penibel darauf, dass ihr dabei keines abhandenkam. Die Kügelchen waren Pfefferkörner, und sie waren zu dieser Jahreszeit derartig teuer, dass es ihr immer wieder schwerfiel, für eine solch winzige Menge Gewürz so viel Geld auszugeben.
    Das Rezept für die Durchfallmedizin kannte sie aus dem Werk der Hildegard von Bingen. Das Pulver, das sie aus dem Mutterkümmel und dem Pfeffer mischen würde, musste anschließend mit einem verquirlten Eidotter vermengt werden. Danach gab man es in die halbe Eierschale zurück, stellte diese in ein Metallsieb und hielt sie in kochendes Wasser, bis die Masse im Inneren stockte. Sodann verabreichte man sie dem Patienten und erzielte alsbald eine sichtbare Besserung des Durchfalls.
    Jedenfalls gewöhnlich.
    Bei Brunhild jedoch schien diese Medizin zu versagen, und während Katharina den Pfeffer zerstieß, grübelte sie darüber nach, woran das liegen mochte. Vor zwei Tagen hatte es begonnen. Erst war der älteren Frau übel geworden, dann hatte sie sich übergeben. Der Durchfall war kaum eine Stunde später hinzugekommen und seitdem nicht wieder weggegangen, egal, wie sehr Katharina ihre Kunstfertigkeit auch bemühte, egal, welches Mittel sie auspobierte, um Brunhilds Leiden zu lindern.
    Als Katharina auch den Pfeffer zu Pulver zermahlen hatte, holte sie aus der Küche eines der Hühnereier, die in einem Korb neben dem Herd aufbewahrt wurden. Während sie in die Apotheke zurückkehrte, betrachtete sie das ebenmäßige weiße Ding nachdenklich und ging in Gedanken alles durch, was sie über Übelkeit und Durchfall wusste.
    Übelkeit wurde durch einen Überfluss von gelber Galle im Körper ausgelöst, und das Erbrechen diente dazu, diesen Überfluss zu beseitigen. Gelbe Galle galt als warm und trocken, und Katharina vermutete, dass genau dies das Problem war. Denn die

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