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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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riskieren wir eine Untersuchung des Unfalls durch den Stadtrat.«
    Rotgerber griff nach der Feder. Nachdenklich strich er über die schneeweiße Fahne. »Ich werde meine Frau fragen, ob sie eine Möglichkeit sieht, die Frau in der Küche einzustellen, solange ihr Mann darniederliegt.«
    Krafft sah nicht überzeugt aus, dass dies der richtige Weg war, aber dennoch nickte er. »Gut.« Er wandte sich bereits zum Gehen, doch Rotgerber hielt ihn zurück.
    »Da Ihr schon mal da seid …«
    »Ja?« Er drehte sich wieder um.
    »Es geht um die Zustiftung, die uns die Witwe Schöfferssen versprochen hat.« Sein Magen schmerzte schon, wenn er nur daran dachte. »Ich hatte Gelegenheit, dieser Tage mit der Frau zu reden. Wie es scheint, ist uns das Geld noch nicht sicher.«
    »Nicht?« Krafft wirkte erstaunt ob dieser Eröffnung. »Ich dachte, sie hätte Euch den Betrag fest zugesagt. Wolltet Ihr ihn nicht dazu benutzen, dem Spital eine eigene Apotheke einzurichten?«
    Das war in der Tat der Plan gewesen, dachte Rotgerber, und der Ärger, den er dabei empfand, verstärkte seine Magenschmerzen noch. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem dieses dämliche Weib ihm eröffnet hatte, dass sie mit dem Gedanken spiele, ihr Geld statt Heilig-Geist lieber dem Fischerhaus dieser Katharina Jacob zukommen zu lassen.
    »Wem will sie das Geld denn stattdessen geben?«, fragte Krafft.
    Rotgerber war drauf und dran, ihm zu antworten, doch dann winkte er ab. »Darum kümmere ich mich schon! Was ich Euch fragen wollte, ist etwas anderes. Wenn wir einen spitalseigenen Apotheker einstellen, für wen, meint Ihr, sollten wir uns entscheiden?«
    »Das ist einfach!«, rief Krafft aus. »Georg Öllinger, würde ich meinen, ist die beste Wahl. Er hat seine Apotheke ganz in der Nähe vom ›Roten Ochsen‹.«
    »Ich kenne Öllinger. Warum haltet Ihr ihn für den besten Kandidaten?«
    »Er ist noch jung, folglich wird er Euch nicht allzu teuer kommen. Dennoch hat er bereits einen recht guten Ruf.«
    »Ist er nicht ein Anhänger von Marcellus Empiricus?«
    Krafft machte eine unbestimmte Geste. »Er experimentiert eine Menge. Letztens hatte ich Gelegenheit, mich mit ihm zu unterhalten. Ich glaube, er ist gerade dabei, sich mehr den Heilkräutern zuzuwenden.Er sagte mir, dass er einiges von einer heilkundigen Frau namens Cornelia oder Claudia Jacob oder so lernt.«
    »Katharina«, rutschte es Rotgerber heraus.
    Krafft hob fragend die Augenbrauen.
    »Katharina Jacob«, wiederholte der Spitalmeister. Der Schmerz in seinem Magen war jetzt heiß und grell. »Das ist ihr Name.«
    »Ihr kennt sie?«
    Darauf antwortete Rotgerber nicht. Er starrte auf die Feder, die er noch immer in den Händen hielt. Inzwischen war ihre Fahne zerzaust und nicht mehr weiß, sondern unansehnlich grau. Rotgerber warf sie auf seine Aufzeichnungen. »Würdet Ihr mir einen Gefallen tun?«
    »Wenn ich kann.«
    »Könntet Ihr heute Morgen noch zu diesem Öllinger gehen und ihn bitten, mich heute Vormittag hier in Heilig-Geist zu treffen? Ich glaube, es gibt einige Dinge, die ich mit ihm besprechen muss.«
    Krafft nickte. »Natürlich.« Die geknickte Feder an seinem Hut wippte auf und ab.
    Rotgerber griff sich ins Genick, um sich die verkrampften Muskeln dort zu massieren. Ein dumpfer Kopfschmerz kündigte sich an. Er musste dringend darauf achten, dass er mehr Schlaf bekam! »Das war alles, ich danke Euch!«
    Krafft verneigte sich, dann verließ er das Kontor. Hinter sich schloss er die Tür ebenso sanft wie bei seinem Eintreten.
    Rotgerber starrte auf die Feder auf seinem Pult. Er griff danach. Es wurde wirklich Zeit, dachte er grimmig, dass er etwas gegen diese Katharina Jacob unternahm.
    Der Kiel der Feder knackte leise, als der Spitalmeister ihn in der Faust zerdrückte.
    Nachdem Arnulf verschwunden war, sperrte Katharina die Haustür zu und warf einen Blick an der mit Schnitzereien reichverzierten Fassade ihres Hauses in die Höhe. Es war ursprünglich von einem Mann aus Lübeck erbaut worden, und zur Erinnerung an seine alte Heimat hatte er den tragenden Balken im zweiten Stock mit der Schnitzerei eines Mannes versehen lassen, der ein Netz auswarf. Aus diesem Grund war das Haus in der Gegend nur als »das Fischerhaus« bekannt.
    »Wollen wir?«, fragte Katharina Donatus.
    Der starrte noch immer nachdenklich in die Richtung, in der Arnulf verschwunden war. Er leckte sich über die Unterlippe, dann nickte er.
    Sie machten sich auf den Weg in Richtung Markt, doch sie kamen nicht weit. Eben hatten

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