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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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war nicht gesund für ihn, zu stark gewürzte Speisen zu sich zu nehmen, aber er liebte Niklas’ Würzwein einfach viel zu sehr, um sich an diese Regel zu halten.
    »Dieser Priester«, fuhr er fort, »warnte davor, dass die Moral in Nürnberg in großer Gefahr ist.«
    Öllinger hob eine Augenbraue. »Ist es nicht die Aufgabe der Kirchenmänner, genau das immer wieder zu behaupten?«
    »Seht Euch doch um!«, forderte Rotgerber ihn auf. »An jeder Ecke stehen diese unsäglichen Weibsbilder und bieten ihren Körper feil. Hurenhäuser schießen aus dem Boden wie Pilze nach einem feuchten Sommer. Der Stadtrat scheint nur bedingt imstande zu sein, diesem Treiben Einhalt zu gebieten.«
    »Und Ihr meint, Ihr könntet das besser?« Öllinger setzte den Becher an die Lippen, ließ ihn aber sofort wieder sinken.
    »Irgendjemand muss sich kümmern«, behauptete Rotgerber. »Vergesst nicht, was mit diesem Kilian Schröter geschehen ist …«
    »Wie könnte ich das?« Öllinger stellte seinen Becher ab und sah dem Spitalmeister ins Gesicht. »Was gedenkt Ihr zu tun?«
    »Wir müssen klein anfangen. Schritt für Schritt müssen wir den Weg gehen bis zu unserem Ziel.«
    »Unserem Ziel?«
    Heftig nickte Rotgerber. »Ein sauberes, gottesfürchtiges und vor allem keusches Nürnberg!«
    Öllinger unterdrückte ein Lachen. »Keusch?«
    Missmutig starrte Rotgerber ihn an. Zu gern hätte er gewusst, was der Kerl gerade dachte. »Es ist nicht gut, dass der Mensch seiner fleischlichen Begierde nachgibt, wann immer es ihn danach gelüstet!«
    Öllinger ließ diese Worte eine Weile auf sich wirken. »Habe ich Euch richtig verstanden?«, hakte er nach. »Ihr strebt eine Stadt an, in der alle Bürger völlig enthaltsam und keusch leben?« Er sagte dies mit einem spöttischen Unterton in der Stimme, der Rotgerber verärgerte.
    Bevor der Spitalmeister noch etwas erwidern konnte, fuhr Öllinger schon fort: »Korrigiert mich, aber seid Ihr nicht verheiratet? Was sagtEure Frau zu diesem, nun, ungewöhnlichen Ansinnen? Habt Ihr sie schon damit vertraut gemacht, dass Ihr vorhabt, in Zukunft nicht mehr das Lager mit ihr zu teilen?«
    Rotgerber unterdrückte einen Fluch. Dieses Gespräch verlief nicht im Geringsten so, wie er es sich vorgestellt hatte. Er suchte Zuflucht in seinem Wein, hob den Becher an die Lippen, obwohl er leer war. Über seinen Rand hinweg sah er Öllinger an. »Darum geht es doch gar nicht!«
    Öllinger lächelte verunsichert. »Worum geht es dann?«
    Rotgerber knirschte mit den Zähnen. Nach ihrem Gespräch im Spital hatte er gehofft, Öllinger leicht auf seine Seite bringen zu können, aber nun beschlich ihn irgendwie das Gefühl, dass er sich mit dem Apotheker den falschen Mann für seine Pläne ausgesucht hatte. Mit einer ruckartigen Bewegung knallte er den Becher auf die Tischplatte. Dann begann er erneut, ihn zwischen den Händen zu drehen. Niklas kam, um zu sehen, ob sie noch etwas brauchten. Rotgerber hob den ausgestreckten Zeigefinger, um einen neuen Becher Wein zu bestellen. Öllinger hingegen schüttelte den Kopf. »Ihr solltet besser darauf verzichten. Ihr seht nicht besonders gesund aus, mein Lieber!«
    Niklas schaute den Apotheker an, dann wanderte sein Blick zu Rotgerber. Der unterdrückte den Unmut, der sich in ihm breitgemacht hatte. »Noch einen!«, befahl er.
    Niklas warf einen Blick auf Öllingers noch fast vollen Becher. Dann deutete er eine kleine Verbeugung an und zog sich wieder zurück.
    Einen Moment lang schwiegen sie beide.
    »Es geht um das Fischerhaus«, sagte Rotgerber schließlich.
    Öllinger fuhr sich über den Mund. »Wie soll ich das verstehen?« Hatte er zuvor schon unsicher gewirkt, so verstärkte sich dieser Eindruck nun noch.
    »Jemand muss diesem Weib das Handwerk legen!«, knurrte Rotgerber.
    »Ihr sprecht von Katharina Jacob?«, erkundigte sich Öllinger. Mit einem Mal wurde sein Unterkiefer zu einer harten Linie, und Rotgerber war sich immer sicherer, dass er sich tatsächlich in diesem Mann getäuscht hatte. Dennoch nickte er grimmig.
    »Was habt Ihr gegen sie?«
    So kühl wie möglich sagte Rotgerber: »Wenn ich mich recht entsinne, hat der Stadtrat ihr das Heilen verboten. Aber was macht diesesWeib? Kaum dass ihr Mann vor Gott berufen wurde, nimmt sie sein Geld und wandelt das Haus, das sie geerbt hat, in ein Spital um.«
    Öllinger verschränkte die Hände vor dem Leib. »Wenn ich mich recht entsinne, hat Kath … Frau Jacob beim Rat nachgefragt, ob es ihr erlaubt ist, sich um die Armen

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