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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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von den Fingern heben. »Gernot Silberschläger, zu Euren Diensten.«
    Gnädig neigte der Mönch den Kopf. »Mein Name ist … Heinrich Kramer.«
    Silberschläger war das deutliche Zögern nicht entgangen, aber im ersten Moment hatte er keine Erklärung dafür. Der Kerl war merkwürdig, dachte er und schluckte. »Seid Ihr im Auftrag der Heiligen Inquisition hier?«
    Ein Schatten flog über Kramers Gesicht. Etwas passte ihm nicht im Geringsten, und seine nächsten Worte machten Silberschläger auch klar, was es war. »Der Name sagt Euch nichts, oder?«
    Der Kerl war ärgerlich, dass er ihn nicht kannte!
    Silberschläger unterdrückte ein Schmunzeln. »Ich fürchte, nein.«
    Da stieß Kramer ein langgezogenes, übertriebenes Seufzen aus. »Ja«, murmelte er. »Genau das ist das Problem!«
    Silberschläger zwang sich, wieder eine gelassene Haltung einzunehmen. Diesmal entschied er sich dafür, sich zurückzulehnen und die Arme vor der Brust zu verschränken. »Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht.«
    Der Blick aus den wasserblauen Augen des Mannes war eisig. »Mein Name ist Heinrich Kramer, oder Henricus Institoris, wenn Euch das mehr sagt.«
    Bei dem lateinischen Namen klingelte etwas ganz schwach hinten in Silberschlägers Gedächtnis, aber er bekam es immer noch nicht zu fassen. Knapp zuckte er die Achseln.
    »Ich bin der Verfasser des berühmten Malleus Maleficarum – des Hexenhammers«, schob Kramer gleich nach. »Der, ganz nebenbei gesagt, seit zwei Jahren in Euren Ratsstuben herumsteht und nicht genutzt wird!« Es war ein Umstand, das konnte Silberschläger dem Mann ansehen, der ihm eindeutig nicht passte.
    »Und?«, fragte er.
    »Ich kam hierher, um vor dem versammelten Rat eine Einführung in mein Werk zu halten, das, nebenbei gesagt, durch eine päpstliche Bulle und eine Approbation der Kölner theologischen Fakultät legitimiert wurde. Und ich hoffe, ehrlich gesagt, von Euch Hilfe dabei zubekommen, um mit den entsprechenden Ratsmitgliedern sprechen zu können.«
    Silberschläger verspürte eine Mischung aus Langeweile und Verdruss. Zwar war er in der Lage, Politik zu betreiben, wenn es seinen eigenen Interessen nützte, und er mochte es auch, Fäden zu ziehen, Gespräche zu führen und Seilschaften zu bilden, die sich vielleicht irgendwann in ferner Zukunft einmal auszahlten. Aber wenn er sich diesen hageren Kerl hier so ansah, dann konnte er sich nicht vorstellen, dass es ihm irgendeinen Vorteil brachte, ihm zu helfen. »Ich fürchte«, meinte er also, »dass Ihr an den Falschen geraten seid. Ich habe eine Mordserie aufzuklären, ich kann mich nicht um Eure Belange kümmern.«
    Kramer nickte. »Nein. Natürlich nicht. Nichts liegt mir ferner, als Eure kostbare Zeit zu verschwenden.« Wieder glitten seine Blicke zu der Athene, und Silberschläger fragte sich, ob dieser Mann unter seiner keuschen Kutte vielleicht ein paar pikante Geheimnisse verbarg. Doch der Ausdruck, der sich beim Anblick von Athenes nackter Haut auf Kramers Gesicht abzeichnete, kündete inzwischen von größtem Widerwillen. »Gestattet mir dennoch, kurz zu erwähnen, dass meine Mission hier in Nürnberg noch einen anderen Grund hat. Meine Disputation mit dem Stadtrat dient natürlich dem Zweck, diesen auf den Wert des Hexenhammers für die hiesige Rechtsprechung hinzuweisen. Gleichzeitig aber, und das ist vielleicht noch viel wichtiger, bin ich hier, weil ich auf der Suche nach einer Frau bin.« Er blinzelte, offenbar wurde ihm die Zweideutigkeit seiner Worte bewusst. »Ich meine natürlich, in meiner Eigenschaft als Inquisitor bin ich hinter ihr her.«
    Silberschläger unterdrückte ein Schmunzeln. »Selbstverständlich. Der Rat hat jedoch seine Grundsätze. Hier in Nürnberg ist er für die Verurteilung von Männern und Frauen zuständig, die der Zauberei verdächtig sind. Ihr und Eure Inq …« Er verstummte, weil Kramer eine Hand hob.
    »Ich wende mich nicht an den Rat«, sagte der Mönch sanft. »Sondern an Euch.«
    Silberschläger fuhr sich mit der Zunge in die Wangentasche. »Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht so recht.«
    »Nun. Ich habe mich ein wenig umgehört in der Stadt, seitdem ich hier angekommen bin. Ihr geltet als Mann, der, nun, sagen wir, einerkleinen Geldspende nicht abgeneigt ist.« Beiläufig berührte er seinen Gürtel, und jetzt erst bemerkte Silberschläger, dass daran eine sehr unmönchisch aussehende dicke Geldbörse hing.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sollte das eine Falle sein? Falls ja,

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