Madrapour - Merle, R: Madrapour
Schweizer Franken, Monsieur Pacaud, die Sie bei der Ankunft nach Gutdünken in Schweizer Franken oder französischen Francs einlösen können, wie Sie es wünschen.«
»Was!« schreit Pacaud, dessen Schädel zusehends dunkelrot anläuft. »Ich soll Ihnen diese wertlosen Zettel bezahlen? Sie haben vielleicht Humor!«
Schweigen.
“I told you so, Mr. Pacaud!”
3 sagt Blavatski schadenfroh.
Caramans setzt die zufriedene Miene des Gerechten auf, dem der Ablauf der Ereignisse recht gegeben hat, aber er bewahrt Schweigen, denn der Gerechte, noch dazu wenn er einer guten französischen Tradition angehört, besitzt zuviel Takt, um angesichts vollendeter Tatsachen öffentlich zu triumphieren.
»Das sind keine wertlosen Zettel«, sagt Chrestopoulos mit der entrüsteten Miene eines Ehrenmannes, den stinkenden Qualm seiner Zigarre von sich blasend, »das sind Schuldanerkenntnisse, die Sie datiert und unterschrieben haben …«
»Auf Arschwischen!« schreit Pacaud.
“My dear!”
sagt Mrs. Boyd, die bei ihrem bißchen Französisch wenigstens dieses Wort kennt.
»Das Papier tut nichts zur Sache!« entgegnet Chrestopoulos mit einer Heftigkeit, die seine Zigarre und seinen Schnurrbart zum Zittern bringt. »Wir haben genommen, was wir fanden. Was zählt, ist der Text, den Sie geschrieben haben, Monsieur Pacaud. Sie werden doch wohl zu Ihrer Unterschrift stehen!«
»Aber das war doch nur Spiel!« ruft Pacaud keuchend und fährt, als er die Atemnot überwunden hat, fort: »Ein Jux! Nicht mehr! Sehen Sie, Monsieur Chrestopoulos, allein der Gedanke, Klopapier als Banknoten zu verwenden, nahm der Angelegenheit jeglichen Ernst! Und stempelte das Ganze zu einem Ulk!«
»Keineswegs«, sagt Chrestopoulos, die lange schwärzliche Zigarre immer noch im Mund. »Außerdem haben diese Herren (er weist mit seinem kurzen Arm auf Caramans und Blavatski) Sie gewarnt. Und wenn Sie Ihre Unterschrift in dem Glauben geleistet haben, daß das keine Konsequenzen nach sich ziehen würde – was mich bei einem Geschäftsmann erstaunt –, dann ist das Ihre Sache. Ich befinde mich jedenfalls im Recht, wenn ich von Ihnen die Bezahlung einer Spielschuld fordere!«
»Spielschuld!« ruft Pacaud, völlig außer sich. »Wer sagt mir denn, ob Sie nicht falschgespielt haben?«
»Monsieur Pacaud!« zetert Chrestopoulos, nimmt die Zigarreaus dem Mund und steht auf, als wollte er sich auf seinen Gesprächspartner stürzen. »Sie beleidigen mich und mein Land! Ich habe diesen Rassismus satt! Für Sie ist ein Grieche ein Betrüger! Das kann ich nicht hinnehmen! Entweder Sie entschuldigen sich auf der Stelle, oder ich schlage Sie ins Gesicht!«
»Mich entschuldigen!« Pacaud stützt die Hände auf die Seitenlehnen und ist ebenfalls sprungbereit. »Mich entschuldigen, weil Sie versuchen, mir 18 000 Schweizer Franken abzugaunern!«
»Fassen Sie ihn nicht an, Sie Dreckskerl!« sagt Michou plötzlich und tritt vor den Griechen hin. »Oder ich kratze Ihnen die Augen aus!«
Bei diesen Worten versetzt sie ihm entgegen jeglicher Logik und völlig überraschend einen Tritt ans Schienbein. Chrestopoulos heult vor Schmerz.
»Das Gör ist verrückt geworden«, schreit er. »Ich werde ihr eine Ohrfeige geben! Was anderes hat sie nicht verdient!«
Dennoch kann er sich nicht dazu entschließen, vielleicht weil ihm seine Zigarre hinderlich ist, die er in der rechten Hand hält. Es tritt Verwirrung ein, die Situation scheint zwischen Gewaltanwendung und Komödie zu schwanken. Pacaud zieht Michou an der Hand, damit sie sich wieder setzt; Michou wehrt sich und sieht gleichzeitig den Griechen herausfordernd an; und der Grieche ist erstaunt, zwei Gegner vor sich zu haben, wo er nur einen erwartete.
Da packt Blavatski, dessen Augen hinter den dicken Brillengläsern funkeln, die Gelegenheit beim Schopfe und handelt.
»Alles hinsetzen! Das ist ein Befehl!« schreit er.
Seine energische Stimme setzt sich in dieser unentschiedenen Lage durch: alle drei gehorchen, ohne zu fragen, ob Blavatski überhaupt das Recht hat, ihnen Befehle zu erteilen.
»Und jetzt werden wir alles klären«, sagt Blavatski mit vorgeschobenem Kinn, glücklich, seine
leadership
wiedererlangt zu haben.
Ich gestehe, daß mir sein triumphierender Gesichtsausdruck ein Gefühl der Ironie einflößt. Wie kann ein intelligenter Mann auch nur eine Sekunde lang glauben, daß er in dieser unserer Situation mehr kontrolliert als bestenfalls einen schäbigen Streit?
»Monsieur Pacaud«, fährt Blavatski fort,
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