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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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heißen, daß Ihnen der Druck der Brieftasche gegen Ihre Brust das Gefühl gab, ein Mann zu sein?«
    »Genau«, sagt Pacaud, froh darüber, so gut verstanden worden zu sein.
    Robbie lacht mit spitzem Mund.
    »Wie sonderbar! Müßte nicht vielmehr das Gewicht Ihrer Hoden zwischen den Beinen Ihnen diese Empfindung geben?«
    »Aber Süßer!« ruft Madame Edmonde, wieder schamhaft geworden, seit sie verliebt ist.
    »Monsieur Pacaud«, sagt plötzlich Chrestopoulos, »zum Pokern braucht man nicht unbedingt Geldscheine. Sie nehmen ein Stück Papier, schreiben darauf: Bon für 1000 Dollar, und unterzeichnen.«
    »Mademoiselle, haben Sie Papier?« fragt Pacaud die Stewardess, die gerade aus der Pantry zurückkommt.
    »Nein, Monsieur«, antwortet sie.
    »Wer hat Papier?« fragt Pacaud und läßt seinen Blick über den Kreis schweifen.
    Offensichtlich hat sich niemand mit Papier versehen, mit Ausnahme von Caramans, in dessen Tasche sich unter den Aktenein unbenutzter Notizblock befindet, wie ich gesehen habe. Aber Caramans, die Augen halb geschlossen, die Lippe hochgezogen, rührt sich nicht. Entweder will er nichts rausrücken, oder er hat was gegen Glücksspiele, so wie ich.
    »Das braucht kein besonderes Papier zu sein«, fährt Chrestopoulos lebhaft fort und beschreibt mit seinem kurzen Arm einen schwungvollen Bogen. »Mademoiselle, haben Sie unter Ihren Vorräten Toilettenpapier? Einzelne Blätter. Keine Rolle.«
    »Ich glaube, ja«, antwortet die Stewardess und geht in die Pantry.
    Pacaud lacht, halb jovial, halb verlegen, und sogar Bouchoix lächelt, aber bei seiner wächsernen Haut treten die Kieferknochen durch das Lächeln nur noch gespenstischer hervor. Das Vergnügen, das er bei diesem Kartenspiel – vielleicht seinem letzten – finden wird, flößt mir Entsetzen ein.
    Die Stewardess kommt zurück und reicht Pacaud gleichgültig eine Packung Toilettenpapier.
    »Damit wollen Sie spielen?« fragt Mrs. Banister mit spitzen Lippen.
    “My dear”
, sagt Mrs. Boyd,
“don’t talk to these men!”
1
    »Notgedrungen«, antwortet Pacaud. »Und was soll ich jetzt machen?« fragt er, während er einen Kugelschreiber aus seiner Tasche zieht.
    »Mademoiselle«, wendet sich Chrestopoulos mit schmieriger Höflichkeit an Michou, »würden Sie mir gestatten, mich neben Monsieur Pacaud zu setzen?«
    »Bitte, Michou«, sagt Pacaud.
    »Bitte, Michou«, äfft Michou ihn nach, ihre Locke im Gesicht, ohne aus ihrer Verärgerung ein Hehl zu machen. »Mir ist es doch schnuppe, neben wem ich sitze«, fügt sie mit kindlichem Trotz hinzu und setzt sich auf den Sessel, den zuvor der Inder eingenommen hatte. In ihrer Wut läßt sie den Kriminalroman (und Mikes Foto, an dem sie beim Lesen herumknabbert) fallen.
    »Es ist nur für eine Sekunde, mein Engelchen«, sagt Pacaud, gerührt und auch beunruhigt über die kleine Szene, die sie ihm macht.
    »Ich bin nicht Ihr Engelchen, Sie dicker Plumpsack.«Michou spricht in einem Ton, daß ich fast erwarte, sie wird ihm die Zunge zeigen. Aber sie steckt die Nase und die Locke in ihr Buch und schweigt, eine Ecke von Mikes Foto zwischen den Zähnen.
    »Wenn Sie gestatten, Monsieur Pacaud«, sagt Chrestopoulos und beugt sich vor, so daß Pacaud mit angehaltenem Atem sofort zurückweicht, »Sie schreiben auf jedes Blatt: Bon für 1000 Dollar, datieren den Bon und unterzeichnen.«
    »Nein«, sagt Pacaud lachend mit einem Seitenblick auf Blavatski. »Keine Dollar! Das wäre nicht seriös! Schweizer Franken oder Mark! Wie viele Zettel soll ich machen?«
    »Dreißig für den Anfang«, sagt Chrestopoulos lächelnd mit fliehendem Blick und unglaublich hinterhältiger Miene. »Sie werden unser Bankier sein, Monsieur Pacaud«, fügt er mit geschwätziger Liebenswürdigkeit hinzu. »Sie geben jedem von uns zehn Scheine, und am Ende des Spiels zahlen wir Ihnen die Summe entsprechend unserem Gewinn oder Verlust zurück.«
    »Bon für 1000 Schweizer Franken«, sagt Pacaud und beginnt mit leichter Hand zu schreiben.
    In das folgende Schweigen hinein sagt Caramans kalt, jedoch ohne die Stimme zu heben: »An Ihrer Stelle, Monsieur Pacaud, würde ich meine Unterschrift nicht auf einen solchen Schein setzen.«
    »Aber es ist doch Toilettenpapier!« meint Pacaud mit kurzem Auflachen.
    »Das Papier tut nichts zur Sache«, sagt Blavatski.
    Pacauds hervorquellende große Augen wandern von Caramans zu Blavatski. Beide zum erstenmal einer Meinung zu sehen scheint ihn zu beeindrucken. Aber im selben Moment fragt Bouchoix mit

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