Madru
bis zum Höhenpfad.
Die Heckenrosen-Amazonen verdichteten sich zu einem Dornenknäuel, das die Axtträger-Mumien noch unverdaut in seinem Innern trug, weiter wuchs und wucherte, alles zerkratzte, umwand und abwürgte, was sich ihm in den Weg stellte. Dieses Ungeheuer kam auf die Ritter zu, unter denen auch König Lausbart war. Verschreckt machten sie kehrt und wollten zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Doch einer der Ritter stellte sich plötzlich mit dem Mut der Verzweiflung dem Ungeheuer entgegen.
Er beobachtete Kriechspur und Wachstum des Untiers. Und als dieses ihn erreicht hatte, hieb, stach und hackte er mit aller Macht auf die sich voranringelnden Ranken, bis es schien, als werde der Heckendrache schwach, als ermatte seine Kraft ganz und gar. Der Ritter war erstaunt. Er reckte sein Schwert in die Luft, um seinen Kameraden Mut zu machen, sie zur Umkehr zu bewegen. Doch gerade da brach seitwärts eine Horde Birkenkerle durch. Sie tru-gen keine Waffen. Der Ritter wandte sich siegesgewiß ihnen zu und hieb mit seinem Schwert auf den Nächstbesten von ihnen ein. In seinem Siegesrausch glaubte er, den Birkenkerl mit einem Schlag niederstrecken zu können. Doch dem Schwerverletzten gelang es eben noch, seine gespreizten Astfinger bis zum Helm des Ritters auszustrecken. Man vernahm ein Fauchen und Zischen, sah eine ätzende Brühe über das Metall rinnen, eint.. Dampfwolke aufsteigen, und als sie sich wieder verzog, stand der Ritter ohne Helm mit einer ins Haupthaar gesengten Tonsur da. Er verdrehte die Augen, stieß einen irren Schrei aus, taumelte noch ein paar Schritte und brach dann tot zusammen.
Nach und nach fielen auch alle anderen Ritter unter den Spreizfingern der Birkenkerle.
Der König war während dieses Gefechts abgedrängt worden. Ihm entgegen kam eine Heckenrosen-Amazone. Er faßte sie um die Taille, wollte mit ihr tanzen. Plötzlich steckten die zwei winzigen Klingen nicht mehr zwischen ihren Zähnen, wo sie wie Brillanten gefunkelt hatten, sondern saßen zwischen ihren zu Fäusten geballten Fingern. Erbarmungslos zeichnete sie rote Spuren kreuz und quer durch sein Gesicht, x-te es förmlich aus. Dann beugte sie sich über ihn zum Todeskuß. Lausbart wurde danach wächsern, schien plötzlich uralt, zerfiel zu Asche.
Die Schlacht tobte weiter. Inzwischen hatten die Ritter und Ledermänner, die Lanzenträger, Bogen- und Armbrustschützen gelernt, sich besser auf die Kampfweise der Baumwesen einzustellen. Überall waren jetzt erbitterte Einzelgefechte im Gange. Und es sah nicht gut aus für die Bäume.
Es war um jene Zeit, daß der Baumriese, der über alles hinsah, Furcht verspürte und es ihm an den Wurzeln so kalt wurde. Von einer größeren Streitmacht, bestehend aus Rittern und Arm-brustschützen, die von Versprengten ständig Zulauf erhielt, waren die Apfeltruden schon fast völlig aufgerieben worden. Danach war die Wucht des Angriffs zwischen den zusammengebrochenen Baumpferden zum Stehen gekommen. Eichenhenker, Eschen-Orme und einzelne Weißdorn-Wichte leisteten dort hinhaltenden Widerstand. Aber die Übermacht der Ritter und Armbrustschützen wurde immer erdrückender.
In diesem kritischen Augenblick drangen siegesgewisse Laute über das Schlachtfeld: das Geheul von Wölfen und das Gebell von Füchsen. Nicht Caras Werben hatte sie zu mobilisieren vermocht. Es war Brus Befehl gewesen. Und ihrem Befehl hatten sie gehorcht. Sie brachen aus dem Bannwald hervor, fuhren wütend los auf die irdischen Krieger. Einige vermochten die Armbrust- und Bogenschützen niederzustrecken, ehe sie heran waren, aber diesmal war es nicht nur ein Rudel Tiere, es waren Hunderte, und wenn sie sechs, sieben erschossen hatten, kamen immer noch vier, fünf Wölfe über einen jeden der Schützen, warfen ihn zu Boden, hielten ihn auf der Erde, bis die Eschen-Orme und Eichenhenker heran waren und ihn töteten. Von der anderen Seite her aber ritten nun auch noch die Weiden-Dilldapps an, ritten nieder, wer vom Feind da noch stand, schoß, hieb oder stach.
Da drangen im Osten die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont. Sie blendeten für einen Moment den Baumriesen. Er spürte, wie er zusammenschrumpfte. Einen Augenblick nur - die Sonne stand am Himmel und Madru war wieder er selbst. Vor der Weißdornhecke stand er und hörte ein fernes Hornsignal von irgendwo unter der Erde. Er vermochte jetzt nicht mehr das gesamte Schlachtfeld zu überschauen. Der Tag versprach sonnig und klar zu werden. Madru
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